Buchempfehlung des Monats

Jo Baker:  Im Hause Longhourn

Die Familie Bennet, besonders ihre fünf Töchter, ist das Zentrum von Jane Austens berühmtem Roman Stolz und Vorurteil aus dem Jahr 1813. Die Bennets gehören zwar zur upper class, ihre finanziellen Mittel sind jedoch begrenzt und ihr Vermögen kann wegen der Erbfolgeregelung ebenso wie der Familiensitz Longbourn nur in männlicher Linie vererbt werden. Allein eine lukrative Eheschließung kann den jungen Ladies eine standesgemäße Zukunft sichern.

130_0616_149444_xl.jpg (195×311)Was  die Leser und Leserinnen in Austens an Irrungen und Wirrungen reichen Roman aber nicht erfahren: Hinter den Kulissen der Salons, Bibliotheken und    Ballsäle liegt noch eine ganz andere Welt – die der Dienstboten. Und auch in dieser Welt spielen sich Dramen ab, wird geliebt und gelitten, werden Freundschaften geschlossen und Intrigen gesponnen, vor allem aber: gearbeitet. Die unsichtbaren Helfer aus Stolz und Vorurteil werden zu Menschen aus Fleisch und Blut. Im Vergleich zu den imposanten Häusern der potentiellen Heiratskandidaten, in denen Heerscharen von Bediensteten in einer strengen Hierarchie mit genau verteilten Rollen arbeiten, sind die Grenzen in Longbourn jedoch fließend. Ein Hausmädchen kann sowohl in der Küche arbeiten als auch als Zofe, ein Hausdiener springt auch als Kutscher ein. Die fünf bei Austen erwähnten Dienstboten sind die Helden des Hauses Longbourn. Wenn dort eine Mahlzeit serviert wird, wurde sie hier zuvor zubereitet; wenn ein Bote in Jane Austens Roman das Esszimmer betritt, kam er zuvor durch die Küche von Jo Bakers Buch.Eine sehr gelungene, genussvoll zu lesende Neuerfindung eines Klassikers. Für alle Austen-Fans ein Glück, für alle anderen eine Alternative Downton Abbey einzuschalten.

Hella Koch – Buchhandlung am Amtshaus

 

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