Alle Jahre wieder …

Die kombinierte Weihnachts- und Neujahrsansprache

 Howdy Stammtischbrüder und Platteputzer!

Wie allseits bekannt, bin ich ein großer Fan von nichtssagenden Politikern. Ein noch größerer Fan bin ich von feierlich nichtssagenden Politikern. Ich liebe Weihnachts- und Neujahrsansprachen. Da wird mir immer so warm ums Her und ich kann viel von unserer Politelite lernen. Schon seit Jahren.

Schon seit Jahren halte ich im Kreise meiner Familie eine kombinierte Weihnachts- und Neujahrsansprache am Heiligen Abend, um die Wartezeit bis zur Bescherung zu verkürzen. Ich darf das als Familienoberhaupt. Bin sprechender Hosenanzug (Kanzlerin) und pastoraler Dauergrinser (Bundespräsident) in einer Person.

Zu Beginn setze ich mich in meinen ältesten Klamotten an einen schmucklosen Tisch vor ein geöffnetes Fenster. Meine Kinder und Enkelkinder sitzen vor mir auf dem Fußboden. Vor geöffnetem Fenster sitze ich, weil meine Kinder im Laufe der Jahre schwer aufgerüstet haben (Popcorn, Nüsse, Äpfel usw.). Bewusst verzichte ich auf jegliche Dekoration. Halte nur eine Flasche Bier in der Hand. Nachdem meine Frau sich in der Küche eingeschlossen hat, beginne ich mit dem Jahresrückblick. Sage Sätze wie: „ Bin stolz darauf, dass ihr alle in diesen, nicht einfachen Zeiten meine Entscheidungen mitgetragen habt!“ Oder: „ Trotz diverser Neuanschaffungen kam eine Neuverschuldung für uns nicht in Frage!“.

Freue mich, dass ein schweres Foul von Marvin Bakalorz an Marco Reuss nicht tödlich war, obwohl man im ersten Interview mit Jürgen Klopp nach Spielende einen anderen Eindruck gewinnen konnte. Meine Zuhörer entschließen sich, ihre Angriffe auf mich mit Popcorn zu beginnen. Nicht schlimm. Tut nicht weh. Piekst nur etwas.

Beende meinen Rückblick mit meinen guten Taten und erwähne feierlich, dass ich Ostern für meinen Leergut sammelnden Nachbarn Günter einige Flaschen unter diversen Sträuchern in der Nachbarschaft versteckt habe. Plane, dies auch im kommenden Jahr zu tun.

Aua – N ü s s e tun weh!

Mein Blick in die Zukunft beschränkt sich meist darauf, einige Schlagertextphilosophen zu zitieren. Beispielsweise: „ Es fährt ein Zug nach nirgendwo.“ Oder: „Ein bisschen Frieden!“ Und abgewandelt: „Verdammt ich lieb euch!!“

Bevor die Äpfel ins Spiel kommen wünsche ich noch ein frohes Fest und ein glückliches neues Jahr. Dann fliegen die Äpfel. Kleingeschnitten. Geht doch. Danke Kinder. Gehe duschen und freue mich auf die Bescherung. Freue mich auch auf den jährlichen Anruf meiner Schwiegertochter im neuen Jahr. Sie möchte, dass ich mich an den Kosten eines neuen Fernsehers beteilige, da mein jüngstes Enkelkind meine bescheidene Ansprache mit der des Bundespräsidenten verwechselt hat.

In diesem Sinne. Der Kampf geht weiter!

Euer Heinrich Werbedes!

 

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