Jugendbuch Empfehlung

Suzy Zail: Der Klang der Hoffnung

[Jugendbuch ab 12]

Ein Flugzeug heulte im Tiefflug über das Lager hinweg und der Himmel ging in Flammen auf. Keuchend rannte ich zurück zu den Baracken. Ich stieß die Tür auf und hechtete unter ein Bett. Zum ersten Mal seit einem Jahr betete ich. Ich betete, dass die zornigen Flugzeuge, die über Polen hinwegdonnerten, rote Sterne trugen. Und dass Mama, Papa und Erika irgendwo in diesem Land darauf warteten, dass die Deutschen die weiße Flagge hissten.

Early Bird Klang der Hoffnung1944, Budapester Ghetto: Die 15-jährige Jüdin Hanna lebt erst seit einigen Wochen mit ihren Eltern und ihrer Schwester im Ghetto, als sie es schon wieder verlassen müssen. Ziel: Ausschwitz. Von nun an ist sie nur noch eine Nummer. Allein eine herausgerissene Taste ihres Klaviers erinnert an ihr früheres Leben. Die Arbeit im Konzentrationslager ist hart, Hunger und Tod begleiten Hanna täglich. Doch aus weiter Ferne rückt ein Hoffnungsschimmer näher, denn im Hause des Kommandanten wird eine neue Pianistin gesucht.

Suzy Zail spricht mit ihrem Buch ein zweifellos schwieriges, aber auch unvergessliches Thema an, was viele Menschen bis heute berührt. Mit viel Gefühl schildert sie aus der Sicht der Jüdin Hanna den wohl schrecklichsten Abschnitt ihres Lebens. Hanna selbst ist ein Charakter, welcher mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Trotz ihrer 15 Jahre ist sie eine Persönlichkeit, die stets ein kleines Stück Hoffnung in sich bewahrt. Sie versucht selbst in schrecklichen Situationen stark zu bleiben, um ihrer Schwester Erika ein klein wenig Licht und Wärme in der düsteren Zeit des Zweiten Weltkriegs zu spenden. Auch die Veränderung der Persönlichkeit der Menschen, welche in den Konzentrationslagern Zwangsarbeit geleistet haben, hat die Autorin passend dargestellt: Die Angst, aber auch das langsame Abstumpfen gegenüber der Gewalt und den Leiden anderer Menschen begleiten Hanna die ganze Zeit und spiegeln sich in ihren Handlungen wieder. Ich habe sehr mit ihr mitgefühlt, mitgeweint und mitgehofft, da sie ein wirklich starker Mensch ist. Aber ab dem Tag, an dem sie beim Kommandanten vorspielen muss, nimmt die Handlung eine sehr entscheidende Wendung, welche ich persönlich nicht so erwartet habe, mir aber einen ganz neuen Einblick in das Thema gesamt verschafft hat. Hannas Hoffnung und ihre Liebe zur Musik werden hier immer deutlicher zum Vorschein gebracht. Das Klavier und der Sohn des Kommandanten helfen ihr wenigstens für ein paar Momente, das Entsetzen aus dem KZ zu vergessen und Hoffnung und Liebe wiederzufinden. Das Buch ist zwar sehr ergreifend geschrieben und das Thema an sich ist ja auch ziemlich traurig, aber ich finde es ist definitiv ein lesenswerter und besonderer Roman. Er ist so gefühlvoll und lässt einen in die damalige Welt eintauchen, sodass es unmöglich ist, Hannas Geschichte so schnell zu vergessen.

Rezensiert von Early Bird Lisa (23)  Early Birds 5

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