Arme Kirche – Evangelische Noah Gemeinde schrumpft

21.03.2013 Dortmund Mengede - evangelische Remigius Kirche Mengede - Kirchenschaetze - Copyright Stephan Schuetze

Jährliches Haushaltsdefizit erfordert einschneidende Veränderungen

„Wir können nur auf die sich abzeichnende Probleme hinweisen, die Lösung muss dann bei der Gemeinde liegen“, meinte Volker Szillat von der Haushalts- und Finanzabteilung des Kreiskirchenamts Dortmund. Zusammen mit seinem Kollegen Klaus Kolwes stellte er am letzten Montagabend bei der Gemeindeversammlung der evangelischen Noah Gemeinde im Mengeder Saalbau die Zahlen der zukünftigen Entwicklung vor.

Und die sehen in Augenblick nicht rosig aus. So wird die Zahl der Gemeindemitglieder, die im Jahre 2001 noch bei fast 18.000 lag, im Jahre 2025 nur noch 12.000 betragen. Doch es ist vor allem die finanzielle Entwicklung, die einschneidende Maßnahmen erfordert. So werden in diesem Jahr die Ausgaben die Einnahmen voraussichtlich um 139.583 € übersteigen. Eine Tendenz, die sich jährlich fortsetzen wird. 2019 wird das Defizit dann bei 155.000 liegen. Damit ist ein ausgeglichener Haushalt nur über die Auflösung von Rücklagen möglich.

Nach der Vorstellung der Zahlen, die den Teilnehmern visualisiert auf einer Großleinwand präsentiert wurden, forderte Gemeindeberaterin Kerstin Neddermeyer als Versammlungsleiterin die Teilnehmer zu Fragen und Diskussionsbeiträgen auf. Die gab es reichlich. So wurden immer wieder einzelne Posten des Finanzplans hinterfragt, sowohl bezüglich der Höhe als auch der Zusammensetzung. So wurde gefragt, wo die Beträge aus dem Verkauf der Gemeindehäuser Bodelschwingh und Deininghausen geblieben seien.

Szillat machte darauf aufmerksam, dass gesetzliche und kirchenrechtliche Vorschriften es verlangen, dass diese Mittel in die zweckgebundenen Rücklagen eingestellt werden müssen und nicht in den laufenden Haushalt fließen dürfen. Nur in Abstimmung mit der Landeskirche dürfen sie eingesetzt werden. Vermisst wurden auch die „Werbungskosten“, also die Mittel, die dazu dienen, die Kirche wieder aktiv zu machen und dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken. Diese Mittel sind einzeln nicht aufgeschlüsselt und verbergen sich hinter den „sachlichen Betriebsausgaben.“

In der Diskussion gab es sowohl kritische Anmerkungen wie „dann hat die Zusammenlegung der Einzelgemeinden wohl doch nicht den finanziellen Effekt gebracht“ bis zu den lobenden Worten von Alfred Drost, der feststellte: „Das ist das erste Mal, dass solche Zahlen öffentlich gemacht werden.“

Ein weiterer Punkt war die Pensionierung von Pfarrer Dr. Albert Thiel im Jahre 2017. Hier stand der stellvertretende Superintendent Pfarrer M. Stache Rede und Antwort. Fest steht, dass die Stelle nicht neu besetzt wird, dass im Gegenteil wegen der geänderten Relationsrechnung  Gemeindemitglieder zu Pfarrer sogar noch eine zahlenmäßige Überbesetzung vorhanden sein wird. Verschärfend kommt dazu, dass auch weniger Pfarrer im Probedienst (früher „Entsendungsstellen“) zur Verfügung stehen. Hier gab es auch wieder kontroverse Diskussionen, wie die Arbeit neu verteilt werden kann und inwieweit Freiwillige und Ehrenamtliche eingebunden werden können. Es gab Befürchtungen, dass die flächendeckende Versorgung in der heutigen Intensität in Zukunft wohl nicht mehr möglich sein wird, und dass es soweit kommen könnte, dass selbst seelsorgerische Grundaufgaben der Pfarrer delegiert werden müssten.

Zum Abschluss berichtete Pfarrer Gerd Springer als Vorsitzender des Presbyteriums über die unterschiedlichen Modelle zur Lösung der anstehenden Probleme. Wegen der enormen Kosten werden die meisten Gebäude nicht mehr zu halten sein. „Alle Gebäude stehen auf dem Prüfstand. Extremvorschläge gehen dahin, dass 2025 der Gesamtgemeinde nur noch eine Kirche und ein Gemeindehaus zur Verfügung stehen, vielleicht mit nur 3 Pfarrern. Zur Problemlösung sei es dringend erforderlich, dass das Denken in Einzelgemeinden beendet und sich das Gefühl „Wir sind Noah“ breit macht: „Die heutige Versammlung war wegen der zahlreichen Beteiligung und der konstruktiven Diskussionsbeiträge ein guter Weg dahin.“

Info – Wichtige Anregungen der Gemeindeversammlung an das Presbyterium:
  •  Entwicklungszahlen und daraus resultierende Entscheidungen transparent machen
  • Ängste der Gemeindemitglieder ernst nehmen
  • Gemeindemitglieder nicht allein lassen, sondern „mitnehmen“
  • Rotationsprinzip der Pfarrer bei den Gottesdiensten konsequenter durchführen, um Noah auch von der inneren Einstellung zu werden
  • Kooperationspartner suchen
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21.03.2013 Dortmund Mengede – evangelische Remigius Kirche Mengede – Kirchenschaetze –
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