Zweite Flüchtlingsunterkunft zwischen Mengeder Straße und Emscherallee in Nette geplant

Bezirksvertretung verärgert über  Verwaltungsentscheid: Unsere Vorschläge nicht berücksichtigt

Noch sind die beiden im Bau befindlichen bzw. geplanten Mengeder Flüchtlingsunterkünfte nicht fertig, da steht bereits der Platz für eine zweite temporäre Einrichtung im Stadtbezirk fest: Auf der Freifläche zwischen Mengeder Straße und Emscherallee in Nette, nahe dem dortigen Einkaufszentrum, sollen bis zu 400 Menschen aus Kriegsregionen zeitweilig unterkommen. Die Bezirksvertretung zeigte sich aufgrund der Standortwahl wenig begeistert. „Warum sind unsere Vorschläge nicht berücksichtigt worden?“

Eckhard Kneisel vom Stadtplanungsamt warb um Verständnis für die Situation der Verwaltung: Dortmund sei zur Aufnahme von Flüchtlingen verpflichtet; derzeit seien das mehr als 6000, unter ihnen auch unbegleitete Minderjährige.

Über 3000 seien bereits in  Wohnungen untergebracht. Der Druck sei groß; pro Woche kämen 160 neue Menschen hinzu. Die Vorschläge der örtlichen Politik seien geprüft worden, aber leider nicht kurzfristig realisierbar gewesen. Kneisel: „Die Grundstücke müssen entweder im städtischen Besitz oder sonst verfügbar sein.“ Die Stadtplaner seien deshalb mit Grundstückseigentümern im Gespräch. Man sei bemüht, keinen Stadtteil zu bevorzugen oder zu benachteiligen.

Ein Stück Acker

Der für die zweite Flüchtlingsunterkunft vorgesehenen Standort von der Mengeder Straße aus

Die Planung für die temporäre Unterkunft soll bald beginnen, um noch in diesem Jahr die Fertigstellung zu ermöglichen. Wie die Einrichtung aussehen wird, ob bestehend aus Containern oder in Modulbauweise errichtet, ist noch nicht klar. Die Stadtplaner halten ihre Standortwahl für durchaus akzeptabel. Dafür sprächen die Nähe zu Schulen und KiTa sowie die angrenzenden Lebensmittelmärkte.

Die Bezirksvertretung spendete keinen Beifall. SPD-Sprecherin Gudrun Feldmann bekannte: „Ich bin traurig über diese Wahl.“ Ihre Fraktion habe die Verwaltung immer unterstützt, „aber das ist keine Entscheidung, die von uns mitgetragen wird.“ Die zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen, darunter die vierspurige, schnell befahrene Emscherallee, eingeklemmte Lage wird als bedenklich eingeschätzt. CDU-Sprecher Joachim Farnung fand es ärgerlich, dass eine Fläche ausgewählt worden sei, „die wir für nicht geeignet halten.“ Hinzu kommt nach Meinung der Mengeder ein weiterer Nachteil: Die neue Dortmunder Erstaufnahme-Einrichtung wird in unmittelbarer Nähe der geplanten Unterkunft errichtet. Das für kurzfristige Unterbringung und Registrierung ankommender Flüchtlinge vorgesehene Gelände liegt direkt auf der Grenze zwischen Huckarde und Mengede, in einem noch zu Huckarde gehörenden Zipfel. Daher wurde die Bezirksvertretung Mengede in dieser Frage nicht angehört.

Sozialwohnungesprojekt im Erdbeerfeld – “neuer Weg” für die Stadt
Das Gremium zeigte sich weitaus erfreuter über die Berichte des Liegenschaftsamtes, des Amtes für Wohnen und Stadterneuerung sowie des Architektenbüros Winkler & Partner. Deren Vertreter stellten das im Neubaugebiet Erdbeerfeld vorgesehene Projekt mit 49 Sozialwohnungen vor. Wie berichtet, handelt es sich hier um ein Angebot an alle berechtigten Geringverdiener – ohne festgelegte Quote für Flüchtlinge.

Wohnungsamtsleiter Thomas Böhm bekannte, das die Stadt hier „einen neuen Weg“ beschreite, indem sie selbst als Investor tätig werde. Für 5,7 Millionen € entstehe ein dreigeschossiges Gebäude für rund 150 Bewohner. Das Vorhaben habe zwei Facetten: neben dem sozialen Wohnungsbau bestehe auch die Möglichkeit, dass hier Flüchtlingsfamilien eine Bleibe finden. Architekt Georg von Estorff stellte den Entwurf der vorgesehenen Bebauung vor, der sich durch eine „offene, lebendige Gestaltung“ auszeichne, und daher trotz der Größe nicht wie ein wuchtiger Block wirke. Das Ganze verspreche bezahlbaren Wohnraum auf hohem Niveau; angestrebt sei ein guter Mix der Bewohner, um Integration und Förderung zu erleichtern.
Zur Mengeder Straße hin zeigt sich die Fassade offen; die Stockwerke werden durch zwei außen liegende Treppen erschlossen. „Vertical Green“, ( Rankpflanzen) wird ein Stück grüne Natur hinzufügen: Lebendige Optik dient als Rezept gegen Monotonie. Das gilt auch für den Bereich hinter dem Gebäude, wo unter anderem für Kinder ein Naturspielplatz unter Bäumen entstehen soll. Das Haus wird nicht unterkellert; Abstellräume für Fahrräder, Kinderwagen und anderes gibt es im hinteren Gelände. Fast alle Wohnungen werden Balkons haben. Diese liegen ebenfalls nach hinten heraus.
Die Zweifel der Bezirksvertretung an der Notwendigkeit vieler Stellplätze verstehe er wohl, so von Estorff. Er könne sich vorstellen, dass man auf zwei bis drei Plätze verzichten könne, aber das Ganze müsse genehmigungsfähig bleiben. Zudem sei vorgesehen, Bäume auf den Parkplatz vor der Wohnanlage zu pflanzen. Auch der Wunsch nach einer Waschküche bzw. Trockenraum sei nachvollziehbar, aber eine solche Einrichtung würde bedeuten, dass der Platz für eine Wohnung verloren gehe. „Wir haben Stellmöglichkeiten für Waschmaschine und Trockner in den Wohnungen vorgesehen.“
Barrierefreie Zugänge zu den Wohnungen im Erdgeschoss gebe es sofort, auch zu den Duschen in allen Badezimmern. Ein Aufzug sei jetzt aus Kostengründen nicht vorgesehen, später aber möglich. Der Bezirksvertretung war es wichtig, dass angesichts der großen Investition die Bauqualität so sein müsse, dass sie nicht nach 20 Jahren Nutzung abgewirtschaftet sei. Und noch einen Wunsch gaben die Mengeder der Verwaltung mit auf den Weg: Es müsse regelmäßig, möglichst wöchentlich, ein Hausmeister als Ansprechpartner vor Ort sein, um kleinere Schäden möglichst schnell in Ordnung zu bringen.

Terminhinweis

Stadt stellt Bürgern Pläne
für 2. Flüchtlingsunterkunft vor

Die Pläne für die zweite Anlage zur temporären Unterbringung von Kriegsflüchtlingen im Stadtbezirk sollen den Bürgern im Rahmen einer Veranstaltung im PZ des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Nette vorgestellt werden. Der Informationsabend findet am Dienstag, 15. März, ab 18 Uhr statt. Dazu sind alle Bürger eingeladen.

 

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