Gedicht der Woche aus der „Bücherblume“ Volkach*

Es ist Advent

Friedrich W. Kritzinger **
(1816-1890)

Die Blumen sind verblüht im Tal,
die Vöglein heimgezogen;
der Himmel schwebt so grau und fahl,
es brausen kalte Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt:
Es ist Advent!

Es zieht ein Hoffen durch die Welt,
ein starkes, frohes Hoffen;
das schließet auf der Armen Zelt
und macht Paläste offen;
das kleinste Kind die Ursach kennt:
Es ist Advent!

Advent, Advent, du Lerchensang
von Weihnachtsfrühlingstunde!
Advent, Advent, du Glockenklang
vom neuen Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl zu uns gesandt!
Es ist Advent!

*Wer in Volkach an der Mainschleife für ein paar Tage Urlaub macht, stößt auf der Hauptstraße des Ortes zwangsläufig auf die „Bücherblume“. Hierbei handelt es sich um eine Buchhandlung mit liebevoll ausgesuchter Literatur für Erwachsene und Kinder, dazu gehört aber auch ein kleines Café. Die „Bücherblume“ wird von den Schwestern Eva und Sabine Kiesel betrieben und Heidi Kiesel ist nicht nur die Mutter der beiden, sondern auch die Seele der „Bücherblume“. Sie ist u. a. verantwortlich für den selbstgebackenen Kuchen, der im Café angeboten wird. Und sie hat noch eine weitere Spezialaufgabe: Sie sucht in jeder Woche ein jahreszeitlich passendes Gedicht aus, druckt das aus und legt es für die Besucher des Cafés aus. 
Nichts lag daher näher, als Frau Kiesel zu fragen, ob sie für eine Veröffentlichung auf MENGEDE:InTakt! nicht jeweils eine zusätzliche Kopie „ihrer“ Gedichte übersenden wolle. Wollte sie, und so beginnen wir heute mit einer Serie „Gedichte aus der Bücherblume Volkach“.
Weitere Einzelheiten zur „Bücherblume“: www.buecherblume.de
**Friedrich Wilhelm Kritzinger war ein evangelischer Theologe und Pädagoge. Aber er war auch Dichter. Für die täglichen Morgenandachten, die er als Leiter der Königlichen Erziehungs- und Bildungsanstalten in Droyßig hielt, hat er – ebenso wie zu hohen kirchlichen Festtagen – religiöse Lieder und Gedichte geschrieben. Sein heute noch bekanntestes Werk ist das Weihnachtslied Süßer die Glocken nie klingen.

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