50 Euro zum Ersten…

Der Judaskuss (unbekannter Künstler, 12. Jh., Uffizien)

Ausverkauf in Nette

Um im kirchlichen Jargon zu bleiben: Für einen Judaslohn in Höhe von jeweils 50 Euro versucht die evangelische Noah-Kirchengemeinde derzeit, ihr Grundstück von einer Grunddienstbarkeit zu befreien, die bereits vor mehr als 100 Jahren ins Grundbuch eingetragen wurde.

Zur Erinnerung: Judas Iskariot, einer der 12 Jünger Jesu, hatte laut Bibel den Aufenthaltsort seines Herrn an die Römer verraten

– mit der Folge, dass Jesus von den Besatzern festgenommen und ans Kreuz geschlagen wurde.

Im Vergleich mit dem Verräter Judas ist das aktuelle Angebot jedoch marginal: Judas hätte für die 30 Silberlinge (das sind im heutigen Gegenwert etwa 10.000 Euro!) immerhin einen Esel kaufen können!

Durch eine offensichtliche Schlamperei bei der Neuaufteilung und Bebauung der nördlich des Kirchenarreals liegenden Grundstücke hatte man vor Jahren übersehen, eine Grunddienstbarkeit zu löschen, die den Eigentümergemeinschaften ein Recht am Kirchengrundstück einräumt, was auch heute noch Bestand hat. Natürlich wurde in dem Notarschreiben unterlassen, darauf hinzuweisen, dass dieses Recht ein Hindernis bei der Vermarktung der Kirchengrundstücke darstellt. Denn das würde vermutlich Argwohn hervorrufen. Und das will man unbedingt vermeiden!

Ungeachtet aller Proteste aus der Gemeinde geht die Demontage der kirchlichen Einrichtungen in Nette weiter.

Handwerker machen sich unentwegt am Kirchturm zu schaffen (siehe Foto), das Gemeindebüro schließt in Kürze und die Verantwortlichen des Kirchenvorstands tauchen ab. Eine Stellungnahme zur einstimmigen Resolution der Bezirksvertretung wird seit Monaten ignoriert.
Sogar eine Einladung zur nächsten Sitzung dieses Gremiums wird nicht wahrgenommen werden.

Ein Foto zum Abschluss der Mission

Beispielhaft für die tiefe schriftlich und mündlich geäußerte Enttäuschung in Nette nachfolgend eine Zuschrift eines Gemeindemitglieds, die wir hier mit seiner Genehmigung veröffentlichen:

Liebe Frau Lewitz-Danguiellier,

ich wurde vor über 50 Jahren mit meinen Freunden Berni Skupin und Manfred Jockheck, der den schönen Kerzenständer künstlerisch gestaltet hat, in der zum Abriss freigegebenen Kirche, die inzwischen eine Seele hat und ein toller Veranstaltungsraum für Leute ist, die gebrechlich sind und nicht mehr so weit laufen können, konfirmiert.


Für wunderbare Konzerte zugunsten des Altenheims Tenjo/Kolumbien ist genau diese Kirche unverzichtbar. Sie zerstören damit Kommunikationen mit Menschen, die sonst nicht in die Kirche gehen, weil dort inzwischen wohl nur noch wirtschaftliche Überlegungen entscheidend sind! Die Menschen müssen sich um ihr Leben kümmern, leider hilft die Kirche im Alltag nicht. Austritte sind in Kürze zu erwarten, weil Sie überhaupt keinen Dialog mit den Widerständlern führen.
Ich bin gespannt, ob Sie mir antworten.
 
Ich habe tolle Erinnerungen an das rege Gemeindeleben und es ist auch heute so. Es befremdet mich, wie kalt sachlich die Verantwortlichen damit umgehen. 



Jesus hätte diese Kirche erhalten!

Er würde sich einmischen.
 
Meine 2 Kinder haben den Jugendkeller mit aufgebaut und dort gespielt und auch nach der Konfirmation – was selten ist – und für sehr gute Jugendarbeit spricht – musiziert, auch in den Gottesdiensten. All das wird jetzt zerstört!
Im neuen Gemeindebrief wird sogar erklärt, dass Nette für Bodelschwingh für Restaurationen Geld gegeben hat. Nur für eigene Renovierung haben sich die unsichtbaren Pastorinnen in Nette wohl nicht engagiert! Außer bei Pflichtanlässen habe ich die Pastorinnen leider nicht gesehen.
Früher haben die engagierten Pastoren Dieter Kanstein und Bechtloff Hausbesuche gemacht und kannten sich in der Gemeinde aus, meine Hochachtung! 
Sogar der katholische Pastor Uli Stahl war ständig in der Gemeinde mit dem Fahrrad unterwegs, die Netter Pastorinnen habe ich nirgendwo, außer spärlich im Gottesdienst und bei Beerdigungen, angetroffen!
Ihr eigenes Vorwort im neuesten Gemeindebrief über Engel im Alltag finde ich ziemlich lächerlich und völlig unpassend in dieser bedrohlichen Gemeindesituation, es hilft nicht den Menschen in Nette, dort wo wir wohnen im Alltag!


Es gibt einen starken Widerstand gegen die Schließung der Kirche in Nette und Sie setzen sich einfach darüber hinweg, erwähnen es nicht einmal!

 Es werden viele Menschen aus dieser Gemeinde aus der Kirche austreten, das habe ich in Gesprächen erfahren. Das müssen Sie vor Gott verantworten.

 Ich möchte Sie als gläubiger Christ auffordern, alles zu tun, um unsere geliebte evangelische Kirche, die mitten im Gemeindezentrum liegt, zu erhalten!


Herzliche Grüße
Werner Stasch
Werner Stasch – 
Interessengemeinschaft Internationale Verständigung
Gruppe Dortmund e.V.

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