Ein syrischer Lehrer an der Jeanette-Wolff-Schule am Markt

Willkommensklassen werden auch in Arabisch unterrichtet

Seit November 2016 ist Firas Alkadrow (27) aus Al Raqqa, der IS-Hochburg in Syrien, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Jeanette-Wolff-Schule am Markt. Er war bis zu seiner Flucht aus Syrien als Lehrer tätig. Firas Alkadrow unterrichtet alle arabischsprechenden Schüler/innen der Willkommensklassen jeweils donnerstags in dem Fach “Arabisch sprechen und lesen”. Die Schüler/innen sind zwischen 10 und 17 Jahre alt und kommen aus Aleppo und Damaskus. Durch die Wirren des Krieges konnten sie keine Schule besuchen. Sie beherrschen zwar das umgangssprachliche Arabisch, können aber ihre Muttersprache weder schreiben noch lesen. Hier kommt Firas Alkadrow zum Zuge, den sich die Schüler/innen am liebsten jeden Tag als Lehrer wünschen.

Firas mit der Willkommensklasse

Der dreizehnjährige Kosei findet gut, dass Firas da ist. “Er hilft uns, unsere Muttersprache richtig zu lernen,” konnte er schon in verständlichem Deutsch erzählen. Das bestätigte auch Ingrid, die zehnjährige Syrerin mit deutschem Namen, glaubhaft. Firas entdeckt in seinem Unterricht, der auch von Musik und Rätselspielen ähnlich “Stadt, Land, Fluss” abwechslungsreich gestaltet wird, verschüttete Talente: “Stera kann gut singen”. Das veranlasste die Schulleiterin Britta Östreicher spontan, Stera für den Schulchor zu “engagieren”.
“Er strahlt eine positive Energie aus, die uns alle mitreißt und er ist dadurch für uns eine echte Bereicherung”, berichtet Britta Östreicher voller Wertschätzung. “Schade, dass Firas nur auf ehrenamtlicher Basis 4 Stunden donnerstags unterrichten kann.”

Die Schüler kleben an seinen Lippen

Firas fühlte sich seit seiner Ankunft in Deutschland mit ausschließlich Deutschunterricht gelangweilt. So war die Möglichkeit, seine Qualifikation als syrischer Lehrer einbringen zu können, sehr verlockend. Die Freude an seiner Aufgabe kann man ihm deutlich ansehen. Er genießt den Unterricht jeden Donnerstag. Das hilft ihm ein wenig darüber hinweg, dass er seine Familie, Freunde, Kollegen und Schüler/innen in Syrien sehr vermisst. Immerhin hat er auch schon deutsche Freunde kennengelernt. So spielt er in der Theatergruppe “Say it loud” mit, die demnächst sogar in Paris auftritt.

In sein Heimatland zurückzukehren schließt Firas für sich aus. Der Krieg wird – nach seiner Einschätzung – noch viele Jahre dauern. Er sieht seine Zukunft in Deutschland.

Eine Zukunft als Lehrer in Deutschland sieht er aktuell allerdings nicht. “Ich müsste 5 oder 6 Jahre studieren, um mich für eine Stelle bewerben zu können”, schätzt er seine Chancen auf eine zeitnahe Beschäftigung gering ein. Lieber wäre ihm eine Ausbildungsstelle in der IT-Branche, hilfsweise ein Praktikum, da er sich hiermit kurzfristiger seinen Lebensunterhalt verdienen kann.

Firas Alkadrow

Zur Person Firas Alkadrow:

  • 27 Jahre, ledig, aus Al Raqqa, Syrien, wohnhaft in Dortmund.
    Flucht in 32 Tagen hauptsächlich zu Fuß über die Balkanroute.
    Ankunft in Deutschland 2015, 3 Jahre Aufenthaltserlaubnis.
    Die Eltern und seine Schwester leben weiter in Syrien.
    Neben seinem Lehrerberuf kennt er sich gut in IT-Anwendungen aus.
    Die B1-Prüfung hat er bestanden, die Staatsbürgerkundeprüfung steht jetzt an.

 

Wer Firas Alkadrow auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle/Praktikum behilflich sein möchte, kann sich an Frau Britta Östreicher, Tel. 9920924, wenden.

Hinweis: Zum Vergrößern der Fotos diese bitte anklicken.

 

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