Forstliche Wanderung im Siesack

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„Man rettet den Wald nicht, indem man ‚Oh Tannenbaum‘ singt“. (Horst Stern)

Wald im alltagssprachlichen Sinne und im Sinne der meisten Fachsprachen ist ein Ausschnitt der Erdoberfläche, der mit Bäumen bedeckt ist und die eine gewisse, vom Deutungszusammenhang abhängige Mindest-Deckung und Mindest-Größe überschreitet. Die Definition von Wald ist notwendigerweise vage und hängt vom Bedeutungszusammenhang (alltagssprachlich, geographisch, biologisch, juristisch, ökonomisch, kulturell …) ab.
Präzisere Definitionen decken jeweils nur einen Teil des Bedeutungszusammenhangs ab. Eine in der deutschen Forstwissenschaft verbreitete Definition definiert Wald als eine Pflanzenformation, die „im Wesentlichen aus Bäumen aufgebaut ist und eine so große Fläche bedeckt, dass sich darauf ein charakteristisches Waldklima entwickeln kann“.

Bei der vorstehenden Definition aus wikipedia handelt es sich eher um eine komplizierte Beschreibung des Waldes. Einfacher hatten es da die TeilnehmerInnen, die an einer forstlichen Wanderung im Siesack in Schwieringhausen teilnahmen, zu der das Umweltamt der Stadt Dortmund für Anfang Juli eingeladen hatte. 20 interessierte TeilnehmerInnen – zwei davon aus dem Stadtbezirk Mengede – waren der Einladung gefolgt und bekamen während der zweistündigen Rundwanderung eine Fülle von Informationen: Im Allgemeinen über den Wald und über die Stilllegungsflächen im Siesack im Besonderen.

Der Wald im Allgemeinen – seine Aufgaben in einem funktionierenden Ökosystem, als Erholungsraum für Menschen und als Schutzraum für Tiere ist schon immer Gegenstand intensiver Überlegungen gewesen. Das vielzitierte Waldsterben betrifft nicht nur diejenigen, die den Wald als Wirtschaftsfaktor betrachten. Er betrifft auch vor allem diejenigen, die in in dichtbesiedelten Gegenden wie dem Ruhrgebiet wohnen, und denen der Wald ein unverzichtbarer Erholungsraum bedeutet. Aber der Wald ist natürlich viel mehr und insoweit ist es spannend, mit jemanden eine Wanderung zu machen, der, wie Revierförster Axel Dehler, tagtäglich beruflich mit diesem Wald zu tun hat.

Das Thema Waldsterben ist nur  ein Mosaikstein in der Klimaschutzdebatte. Obwohl die Erderwärmung inzwischen mit seinen Gefahren von ernstzunehmenden Menschen nicht mehr geleugnet wird, wird sie ja gerne von denen ignoriert, die hauptsächlich dafür verantwortlich sind. Das war schon vor einem halben Jahrhundert so und findet heute aktuell mit dem amerikanischen Präsidenten prominenten und sichtbaren Ausdruck.

Und so geht einem zwangsläufig durch den Kopf, dass der Fernsehjournalist Horst Stern bereits vor etwa 50 Jahren bissig bemerkte: Man rettet den deutschen Wald nicht, indem man ‚Oh Tannenbaum!‘ singt.

Deshalb haben Bund, Länder und Kommunen in einer gemeinsamen Strategie zur Biodiversität (Artenvielfalt) beschlossen, in den nächsten Jahren etwa 10 % der öffentlichen Wälder aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen. Hierzu erklärt die Stadt Dortmund: „Bereits im Jahr 2013 hat die Stadt Dortmund mehr als 5 % stillgelegt und über 130 ha zu ‚Flächen für die natürliche Waldentwicklung‘ erklärt. Diese Flächen sollen sich ohne Einfluss menschlichen Handelns ungestört entwickeln und uns Erkenntnisse über natürliche Abläufe im Ökosystem Wald liefern.“

Zwei dieser stillgelegten Flächen liegen im Siesack, und anhand dieser Flächen werden eine Fülle von Fragestellungen untersucht, über die es derzeit unterschiedliche Vorstellungen gibt. Um ein Beispiel zu nennnen: Es gibt unterschiedliche Auffassungen, was unter natürlicher Waldentwicklung zu verstehen ist. Zwei Positionen versuchen zueinander zu kommen und die lauten: Heißt natürliche Waldentwicklung eine Entwicklung völlig ohne Eingriffe des Menschen? Oder ist eine gewisse Steuerung im Sinne der Zielsetzung Artenvielfalt nicht unabdingbar notwendig? Ein Waldboden in unserem feuchtwarmen Klima ist in kurzer Zeit von Brombeeren bzw. von Farnen überwuchert. Eine natürliche Ergänzung des Waldes und eine Vielfalt seiner Bewohner scheint unter diesen Umständen eher unwahrscheinlich.

Damit die Entwicklung des „Versuchsgeländes Siesack“ nicht nur vom Glauben bzw. von Vermutungen abhängig ist, gibt es eine wissenschaftliche Begleituntersuchung. Zuständig hierfür ist die biologische Station des Kreises Unna Dortmund. (www.biostation-unna-dortmund.de).

Persönliche Anmerkung: Die zweistündige Wanderung im Siesack war so informativ, dass man sich gerne schriftliches Material wünscht zu all den Fragen, die während dieser forstwirtschaftlichen Wanderung angesprochen, aber nicht vertieft werden konnten.
Es wäre vielleicht eine spannende und lohnende Aufgabe für das Projekt „nordwärts“, eine solche Broschüre zu erstellen.

Gemeint sind hier nicht die amtlichen Informationen über Grundsatzerklärungen,  Ratsbeschlüsse, etc. Die sind natürlich wichtig als rechtlicher Rahmen, aber die versteht kaum eine/r. Die Informationen, die Revierförster Axel Dehler in zwei Stunden vermittelt hat, würde man gerne noch einmal in schriftlicher Form nachlesen.

Wer nicht darauf warten bzw. sich auch nicht abschrecken lassen will, dem seien folgende Informationsquellen empfohlen:
https://dosys01.digistadtdo.de/dosys/gremrech.nsf/TOPWEB/05379-16https://www.dortmund.de/media/p/u mweltamt_2/umweltamt_1/karten_/Nord_VolksgartenMengede.pdfhttps://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/umwelt/umweltamt/start_umweltamt/index.ht   

  

Hinweis: Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

 

 

 

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