Berliner Fenstersturz – Eine Kolumne von Peter Grohmann

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Berliner Fenstersturz

(c) Martin Storz

Ein Kolumne von Peter Grohmann

KONTEXT:Wochenzeitung vom 22.11.2017 

Die Katze lauert stumm und still, wenn sie Mäuse fangen will …

Heißt die Katze Lindner oder ist die FDP das Mäusle? Gewonnen – beides ist richtig! Natürlich war die tägliche Show am Balkon nur üble Taktik von Christian Lindner – immer rechts neben Merkel. Der Berliner Fenstersturz der Möchtegern-Jamaikaner ist aber vor allem dem Tatort selbst geschuldet: Dem Fluidum der baden-württembergischen Landesvertretung und ihrer Schwerkraft.

Also aus der Traum und zurück auf den Boden des Grundgesetzes?

Die bisweilen gehässigen Kommentare der Leitmedien (ja, ich weiß, aber es stimmt dennoch) gelten in erster Linie dem liberalen Diktator Lindner höchstpersönlich und lassen alles andere außen vor. Wolfgang Kubicki war bestenfalls der Feuermelder und Nicola Beer, beide FDP, kam nur ins Bild, wenn jemand für ein gelbes Lächeln gesucht wurde und gerade kein Mann in der Nähe war. Getreu dem Motto vom Weltuntergang zieht die Medienmacht dieser Tage denn auch ihre eigene Bilanz: Parteiprogramme, Wahlversprechen, moralische Grundsätze oder läppische Menschenrechte, wo immer sie auch parteipolitisch verortet werden, müssen über Bord geworfen werden.
Dafür gibt es mediale Bonuspunkte. Denn es geht ums Ganze: um Deutschland, um Aktienindex und Wachstum, um unsere europäische Vormachtstellung, um schlechtes Wetter und um Mauern und Stacheldraht. Der Rest ist scheißegal.

Da denk ich mit meiner Omi Glimbzsch gleich an Glyphosat, das bekanntlich eventuell und höchstwahrscheinlich krebserregend sein soll – aber eben nicht zu 100 Prozent – und daher zuzulassen ist. So war die Krautmafia von CDU/CSU in Berlin immer an Bord. Und so haben die Grünen auch viel Sympathie geerntet: Es wurde ihnen hoch angerechnet, dass sie ihre eigene Großmutter verkaufen wollten. Das ist ja gerade noch mal gutgegangen, Winfried!

Menschenrechte stehen naturgemäß niemals nicht auf der Agenda der politischen Unterhändler, diese Kuh war gar nicht auf dem Eis, sondern ist schon von der SPD geschlachtet worden, seinerzeit unter dem Beifall aus Jamaika. Wen wundert’s, dass auch das Klima reine Verhandlungssache ist? Spekulation? Denn wir haben ja alles im Griff, außer den Wähler. Und insgeheim denkt diese und jene: Vielleicht hat der Herr Trump ja doch recht? Allerdings: Wenn man den Kopf in den Sand steckt, ist immer noch der Arsch zu sehen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.
Die KONTEXT:Wochenzeitung ist eine Internet-Zeitung aus Stuttgart, die seit 6 Jahren wöchentlich mittwochs ins Netz gestellt wird. Zusätzlich liegt sie als Printausgabe der Wochenendausgabe der taz bei. Wir danken der Redaktion und Peter Grohmann für die Zustimmung zum Abdruck der Kolumne.
Näheres unter: www.kontextwochenzeitung.de/kolumne/347/berliner-fenstersturz-4737.html

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