Auf eine Tasse Kaffee…

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…. heute mit:                            Wilfried KNEPPER

Wer schmeißt denn da mit Lehm*

An dieses Lied – vorgetragen von der 1884 in Gelsenkirchen geborenen Claire Waldoff – fühlt sich erinnert, wer sich mit dem Mengeder Wilfried Knepper auf eine Tasse Kaffee trifft und mit ihm über seine nicht alltägliche Arbeit spricht. Diese Arbeit hat nämlich viel mit Lehm zu tun, denn W. Knepper ist Maurermeister und Fachrestaurator und in dieser Eigenschaft auch Geschäftsführer der Bauhütte Knepper GmbH. Den Job als Geschäftsführer der Bauhütte übt er seit nunmehr 21 Jahren aus. Begonnen hatte das Ganze 1992. Bis zu diesem Zeitpunkt war er als Vorarbeiter im Stahlbetonbau tätig, interessierte sich aber damals bereits für Fachwerkrestaurierungen und hier insbesondere für die damit verbundenen Lehmbauweisen. So bewarb er sich zwangsläufig erfolgreich bei einer Dortmunder Firma für ökologisches Bauen und Restaurierungsarbeiten. Hier lernte er während seiner vierjährigen Tätigkeit die vielfältigen Probleme kennen, die bei der Restaurierung historischer Fachwerkbauten zu meistern sind.
Als der Betrieb 1996 aufgelöst wurde, übernahm W. Knepper den Bereich Bauhütte und gründete damit seine eigene Firma.

Damals gehörten zum Betrieb ein Maurermeister (er selbst), zwei Gesellen ( ein Zimmerer und ein Maurer), ein Auszubildender und eine Büromitarbeiterin. Die überschaubare Größe des Unternehmens hat sich bis heute nicht wesentlich verändert. Es ist lediglich eine weitere Mitarbeiterin im Büro hinzugekommen. 

Zum Maurergesellen gäbe es an dieser Stelle eigentlich eine eigene Geschichte zu erzählen. Charles Karikari heißt er; er ist in Ghana geboren und im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen. Charles arbeitet seit der Gründung der Bauhütte Knepper bei der Firma – zunächst als Auszubildender, inzwischen ist er ein hochqualifizierter und erfahrener Mitarbeiter, so dass er demnächst als Partner in die Firma einsteigen und diese – wenn alles planmäßig verläuft – in einigen Jahren auch übernehmen wird.

Der ehemalige „Westfalenhof”

Es ist eine bewusste Entscheidung gewesen, den Betrieb in einer überschaubaren Größenordnung zu belassen. Vermutlich wäre es ein Leichtes und wirtschaftlich auch unproblematisch, das Team personell aufzustocken. Anfragen gibt es reichlich, aber das wäre auf jeden Fall mit einem Verzicht seiner Tätigkeit auf den Baustellen verbunden gewesen. „Die Bauherren sehen es natürlich gerne, wenn ich auf der Baustelle selbst mitarbeite. Mir persönlich würde einiges fehlen, wenn meine Tätigkeit im wesentlichen auf Organisation, Planung und Akquise beschränkt würde. Noch macht es mir großen Spaß und ich fühle mich fit genug, zwei- bis dreimal in der Woche aktiv auf den Baustellen mit anzupacken“, so lautet die knappe Beschreibung seiner Geschäftsphilosophie. Und selber anpacken bezieht sich für Wilfried Knepper auf sämtliche am Fachwerkbau anfallenden Arbeiten. Dazu gehören: Tragwerke aus Holz, Fundamentierungen und Saniergsarbeiten an den Schwellen, Lehmmörtelherstellung, Weidenflechtwerke mit Lehmbewurf, Lehmsteinmauern, Stampflehmböden , Kalkputze u.a.m. Diese Arbeiten fallen in der Mehrzahl im Bereich von denkmalgeschützten Gebäuden an.

Zudem ist er als Dozent an der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld gefordert. Hier ist er für die Themen „Fachwerkausfachungen und Lehmbauweisen“ zuständig. Diese Lehrtätigkeit kostet zwar zusätzliche Zeit, zwingt ihn aber auch, sich immer mit den neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen vertraut zu machen. Ähnlich verhält es sich mit einer anderen nebenamtlichen Tätigkeit: Er ist seit einigen Jahren für die Handwerkskammer Dortmund als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Lehmbau tätig.

Dies alles auf die Reihe zu bekommen, dazu bedarf es schon eines guten Zeitmanagements. Die Auftragslage ist sehr gut, und er muss darauf achten, nicht zu viel Aufträge gleichzeitig anzunehmen. In der Regel arbeitet das Unternehmen auf zwei Baustellen gleichzeitig. Mehr wäre der Qualität der Arbeit nicht zuträglich, und daran hält er sich auch. 
Wer auf der Internetseite der Bauhütte nachschaut, (knepperbauhuette.wixsite.com) wird feststellen, dass im Laufe der Zeit eine Reihe unterschiedlicher Projekte als Referenz vorgewiesen werden können.
Inzwischen sind es rund 200 Projekte, die von der Bauhütte Knepper in einem Radius von rd.60 Kilometern um Dortmund herum restauriert worden sind.
Darauf angesprochen, gibt es vom Chef des Unternehmens die plausible Erklärung: „Wir haben inzwischen einen guten Ruf in der Region“. Auftraggeber sind zu 60 % Gemeinden, Städte und Kirchen, bei den restlichen 40% handelt es sich um private Bauherren, die meist durch Weiterempfehlung auf das Mengeder Unternehmen aufmerksam geworden sind. Aus dem Dortmunder Raum zählt zur Kategorie „Privater Bauherr“ u.a. die Sanierung der oben abgebildeten ehemaligen Gaststätte Kaffsack („Westfalenhof“). (Vgl. hierzu auch den auf MENGEDE:InTakt! erschienenen Beitrag vom 8.12015)

Besonders gefreut hat sich das gesamte Team der Bauhütte über die kürzlich erfahrene Auszeichnung. Aus der Hand des Ministerpräsidenten des Landes NRW – Armin Laschet – haben die Mengeder am 7.11.in einer Feierstunde den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege für die Gewerke Maurer- und Betonhandwerk und Zimmererhandwerk erhalten.

Der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege wird seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks verliehen.
Idee dieses Preises ist, die privaten Eigentümer von denkmalgeschützten Bauten zu motivieren, handwerkliche Qualität einzufordern.

Der Preis wird jährlich in zwei Bundesländern – in diesem Jahr waren es Nordrhein-Westfalen und Berlin – verliehen und ist jeweils mit insgesamt 15.000 dotiert.

Das Team der Bauhütte Knepper erhält den Bundespreis „für beispielhafte Leistungen bei der Sanierung des Fachwerk- Wohnhauses Roggenmarkt 8 in Werne“ , so der Text in der Urkunde.**

Auch wenn es bisher gut gelaufen ist mit seinem Betrieb, zurücklehnen mag sich Wilfried Knepper mit seinem Team nicht; er könnte es auch nicht. Ein guter Ruf ist schnell dahin, gleichwohl hat er keine Sorge um die Zukunft, denn die langjährige Berufserfahrung verbunden mit der Freude an diesem handwerklichen Beruf sind ein Kapital, mit dem er wuchern kann. Zumal er mit einem Team zusammenarbeitet, in dem sich jeder auf den Anderen voll verlassen kann.

Das Team Bauhütte Mengede nach der Preisverleihung: v.l.: Annette Smeenk, Charles Karikari, Sabine Ptaszyk, Wilfried Knepper, Horst Kahnert. Es fehlt Linus Kelch, Auszubildender im 1. Lehrjahr.

*Das Bauen mit Lehm zieht sich durch fast alle Zivilisationen der Menschheitsgeschichte bis in die heutige Zeit. Funde aus der Bronzezeit beweisen, dass auch in Deutschland vor tausend Jahren Lehm als Füllmaterial von Palisaden- und Flechtwerkwänden ein durchaus weit verbreiteter Baustoff war.
Baulehme sind bautechnisch gesehen tonhaltige Erden. Die wirksamen bindigen Bestandteile des Lehms sind nur die tonigen Anteile – Sandkörner und Gesteinsmehl bilden das Mineralgerüst. Ton ist ein Verwitterungsprodukt aus Feldspat und anderen Mineralien der Urgesteine.“
Bei dem vorstehenden Zitat handelt es sich um einen Auszug aus einem Artikel von W. Knepper in der Zeitschrift „Bauhandwerk“ 10/2009.

 

 ** Begründung der Jury für die Preisverleihung
Der in seiner Statik bereits schwer geschädigte Fachwerkbau am Roggenmarkt in Werne hat durch die Begeisterung des Ehepaares Schumpich für das Denkmal eine neue Zukunft erhalten. Mit der kompetenten Unterstütung erfahrener Handwerker und in enger Absprache mit der Unteren Denkmalschutzbehörde wurde die Fachwerkkonstruktion wiederhergestellt und das Gebäude mit modernem Wohnkomfort ausgestattet. Damit wurden aus einem der wenig original erhaltenen Fachwerkbauten, die von der Öffentlichkeit bereits als „Schandfleck“  wahrgenommen wurde,  wieder ein Blickfang in zentraler Lage.
Hinweis: Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken.

 

 

MENGEDE:InTakt! hat Wilfried Knepper gebeten, den (aktualisierten) Fragebogen von Marcel Proust*** auszufüllen. Hier ist das Ergebnis:

Ihr Motto/Leitspruch?
Das Glas ist halb voll und nicht halb leer.
Ihr Hauptcharakterzug?
Empathie, Disziplin.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Besser zuhören können.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Opportunismus
Ihr Interesse an Politik?
Großes Interesse, momentan eine einzige Katastrophe.
Glauben Sie Gott sei eine Erfindung des Menschen?
Nein, es ist der Glaube.
Welche Reform/Erfindung bewundern Sie am meisten?
Buchdruck; Lesen und schreiben sind elementar.
Mit wem möchten Sie an einer Hotelbar ein Glas Wein trinken und dabei worüber reden?
Rolling Stones; über Frauen in den 80er Jahren.
3 Dinge, die Sie mit auf eine einsame Insel nehmen würden?
Annette, 2 Bücher, Tageszeitung(?)
Sommer oder Winter?
Sommer und im Winter in den Sommer fahren.
Ihre Hobbies?
Spaziergänge, Fahrradfahren, BVB.
Film oder Buch?
Buch und Zeitungen
Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?
Weiß ich nicht mehr.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Sven Regener: Wiener Straße (bin gerade dabei).
Ihre Lieblingsmusik?
Blues und Rock.
Ihre Lieblingsblume?
Rose.
Ihr Lieblingstier?
Blauwal, Münsterländer.
Essen & Trinken hält Leib und Seele zusammen – auch bei Ihnen? Wenn ja, was ist es?
Gemeinsames Kochen – nach dem Motto: „Als erstes schüttet man ein Glas Wein in den Koch!“
***Der Fragebogen von Marcel Proust
Was denken und fühlen bekannte Zeitgenossen? Diese Fragen faszinierten die Menschen schon immer. Vorbild für diese Fragen ist der wohl bekannteste Fragebogen, der den Namen des französischen Schriftstellers Marcel Proust (1871-1922) trägt. Dieser hat ihn aber nicht entworfen, sondern nur ausgefüllt, das heisst, genau genommen sogar zweimal: Einmal als 13-jähriger auf einer Geburtstagsparty. Dann im Alter von etwa 20 Jahren einen ähnlichen Fragebogen, dem er selber den Titel «Marcel Proust par lui-même» («Marcel Proust über sich selbst») gab. Berühmt wurden die Fragen durch Publikationen z. B. in der FAZ.
MENGEDE:InTakt! hat den Fragebogen etwas aktualisiert.

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