Literaturpreis der Stadt Dortmund

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Irakisch-kurdischer Autor Bachtyar Ali erhält den Nelly-Sachs-Preis
der Stadt Dortmund

Der irakisch-kurdische Autor Bachtyar Ali (51) ist in einem Festakt im Dortmunder Rathaus am Sonntag (10.Dezember) mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet worden. Der Nelly-Sachs-Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und zählt zu den wichtigsten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum.

Bachtyar Ali wurde 1966 in Sulaimaniya (Nordirak) geboren. 1983 geriet er durch sein Engagement in den Studentenprotesten in Konflikt mit der Diktatur Saddam Husseins. Er brach sein Geologie-Studium ab, um sich der Poesie zu widmen. Sein erster Gedichtband „Gunah w Karnaval“ (Sünde und Karneval) erschien 1992. Sein Gesamtwerk umfasst Romane, Gedichte und Essays. Seit Mitte der Neunzigerjahre lebt Bachtyar Ali in Deutschland.

Bedeutender Autor der islamischen Welt
Bachtyar Ali zählt zu den bedeutenden Autoren der islamischen Welt. Er schreibt auf Sorani, der südöstlichen Variante des Kurdischen. Aus seinem umfangreichen Werk sind bislang zwei Romane in deutscher Sprache erschienen, die begeistert von der Kritik aufgenommen wurden: „Die Stadt der weißen Musiker“ (2008) und „Der letzte Granatapfel“ (2002), erschienen 2016 und 2017 im Unionsverlag Zürich. Sie erinnern an die große orientalische Erzähltradition und schildern auf hochpoetische Weise das Schicksal der irakischen Kurden.

Er sehe den Preis als ein bedeutendes Zeichen für die Unterstützung der Literaturen des Orients, sagte Bachtyar Ali in seiner Dankesrede und fuhr fort: „Es ist mir wichtig, uns allen ins Bewusstsein zu rufen, dass orientalische Schriftsteller, insbesondere die kurdischen, unter völlig anderen Umständen aufgewachsen sind und bis heute unter anderen Bedingungen leben und schreiben. Wenn ich heute hier stehen und für die kurdische Literatur sprechen darf, sollten Sie bedenken, dass es Millionen von Kurden noch immer nicht erlaubt ist, sich in ihrer eigenen Sprache frei zu äußern, in ihrer Muttersprache ungehindert zu lesen oder zu schreiben. Der Nelly-Sachs-Preis ist also auch ein Zeichen der Hoffnung für all jene Menschen, die sich um das Überleben ihrer Sprache bemühen, seien sie Kurden oder aus anderen Volksgruppen.“

Birgit Jörder. die kurzfristig für OB Sierau eingesprungen war, wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass bereits drei PreisträgerInnen – Nelly Sachs, Elias Canetti und Nadine Gordimer – nach der Ehrung in Dortmund den Literaturnobelpreis bekommen haben. „Keine Garantie, aber durchaus eine realistische Hoffnung“, so ihre dezente Aufmunterung in Richtung des neuen Preisträgers.

Eine „zutiefst humane Haltung”
In seiner Laudation bescheinigte Jurymitglied Stefan Weidner aus Köln dem Preisträger eine „zutiefst humane Haltung.“
Bachtyar Ali habe mit seinen Romanen eine Kettenreaktion der Begeisterung ausgelöst, die alle kulturellen und sprachlichen Grenzen und zudem die ökonomischen Mechanismen des Buchmarktes überwunden hat. „Ich sage Ihnen voraus, dass die Kette dieser Kettenreaktion noch lang werden wird. Und wir, hier und jetzt in Dortmund, wir dürfen sagen, wir sind dabeigewesen. Damit kann sich Dortmund rühmen, nicht nur im Fußball, sondern auch was die Literatur betrifft, zur Weltspitze zu zählen. In New York, London und Paris jedenfalls kennt noch nicht jeder Literaturinteressierte den Namen unseres Preisträgers. Aber das wird sich ändern.“
Den plötzlichen Aufstieg Dortmunds in die Champions-League der Literatur verdanke die Stadt der Tatsache, dass sie sich, anders als die genannten Metropolen, nicht eingebildet habe, in Sachen Weltliteratur den Ton angeben zu müssen. Hier meint man nicht sagen zu müssen, wo es literarisch langgeht, und ist auch nicht versucht, das eigene, beschränkte Verständnis von Welt und Literatur mit der Welt an sich zu verwechseln.

Mit dem nach der Schriftstellerin Nelly Sachs benannten Literaturpreis ehrt und fördert die Stadt Dortmund alle zwei Jahre Persönlichkeiten, die überragende schöpferische Leistungen auf dem Gebiet des literarischen und geistigen Lebens hervorbringen und zur Verbesserung der kulturellen Beziehungen zwischen den Völkern beitragen.

  

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