Gedicht der Woche aus der Buchhandlung „Am Amtshaus“

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Carneval

Ludwig Tieck

Freudiger und lichter
Wird mir mit jeder Wiederholung
Dieses bunte Getümmel.
Wohltuend, befreiend,
Wirkt so die Torheit
Froh und ungestört geübt,
Sie löset und lüftet
Des Missbehagens und Zürnens,
Der Bosheit, des Grolles
Tausendfältige verschlossene Ursachen.
Was Weisheit und Gesetz nicht vermag,
Die Religion selbst ohnmächtig bekämpft,
Beschwichtigt der Taumel des erdichteten Wahnsinns.
Und die schönen Larven
Hat Amor selbst erfunden,
Sie verstricken Aug’ und Herz.
Die reizenden Gewänder, der freie Fuß,
Das schlanke volle Bein, der weiße Nacken
Und die verhüllten dunkeln Augen
Betören den Sinn.
Doch wieder ernüchtert
Erwacht die Seele vom Rausch,
Wenn am Abend
Die Schöne statt der Maske
Das eigne Antlitz zeigt,
Der Reiz erstirbt, und die Alltäglichkeit
Spricht aus den ermüdeten Gestalten.

 

Johann Ludwig Tieck (1773-1853) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller sowie Herausgeber und Übersetzer der Romantik. Er publizierte außerdem unter den Pseudonymen Peter Lebrecht und Gottlieb Färber. (Quelle: Wikipedia)
Anmerkungen:
In der Buchhandlung „Am Amtshaus“ sind kreative Menschen beschäftigt. Sie beraten kompetent beim Kauf von Romanen, Krimis, Sach- und Reisebüchern und was es sonst alles an lesenswerten Dingen gibt. Und sie empfehlen regelmäßig besondere Bücher auf unserem Internetportal ( s. hierzu die regelmäßige Kolumne von Hella Koch) Künftig werden sie aber auch Gedichte empfehlen; Gedichte, die sie ausgewählt, machmal aber auch selbst geschrieben haben.
Verantwortlich für diese Serie ist Gabriele Goßmann.  Sie ist die Jüngste im Team der Buchhandlung und absolviert dort z. Zt. eine Ausbildung als Buchhändlerin. Vorher hat sie studiert und das Studium mit einem Masterabschluss in Germanistik und Geschichte erfolgreich beendet. Sie ermuntert besonders gern junge Menschen, zu lesen und sich mit Literatur zu beschäftigen.

 

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