Neuer Wald der Riesen

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Rotary-Club stiftet Rombergpark 88 Küstenmammutbäume

BGR-Chef Dr. Patrick Knopf (rechts) begrüßte die Mitglieder des Rotary-Clubs.

An der Schondelle wächst ein Wald von Riesen heran: 88 Küstenmammutbäume, gestiftet von den Mitgliedern des Rotary-Clubs Dortmund-Neutor, wurden am Samstagvormittag an den Rand der großen Talwiese im Botanischen Garten Rombergpark (BGR) gepflanzt. Die Spender selbst, unterstützt vom Gärtner-Nachwuchs der Stadt, griffen zum Spaten, um die erst zwei bis zweieinhalb Meter hohen Jungpflanzen einzugraben. Schon in einigen Jahren werden die in Nordkalifornien heimischen Koniferen gezeigt haben, was in ihnen steckt, da sie jährlich zumindest einen Meter oder mehr an Höhe zulegen. Immerhin müssen sie ihrem Ruf, die höchsten Lebewesen der Erde zu sein, gerecht werden.

Daraus sollen Riesen werden? Noch ähneln die Baumjünglinge eher dem Material für eine Thuja-Hecke.

Der gewaltigste der heute bekannten Mammutbäume heißt Hyperion nach dem Titanen der griechischen Mythologie, ist 116 Meter hoch, hat einen Stammdurchmesser von über sieben Metern und soll mehr als 700 Jahre alt sein. Ob die frisch gepflanzten Baumjünglinge in Dortmund Vergleichbares schaffen, ist die Frage. Allerdings wird kaum jemand lange genug leben, um es herauszufinden: 600 bis über 1000 Jahre Lebenszeit sind für die Art, botanisch Sequoia sempervirens, durchaus erreichbar. Ihres rötlichen, wertvollen Holzes wegen heißt sie auch Redwood (Rotholz). In küstennahen Gebirgswäldern kommt sie gemeinsam mit anderen großen und kleineren Bäumen oder Sträuchern vor.

 

Höchste Gehölze der Erde wachsen in Kalifornien

Eingepflanzt lassen sie sich genauer betrachten – nein, das sind keine Thujas…

Die Sequoias bleiben auch in Dortmund nicht allein: Schon bald soll ein typischer Rotholz-Wald mit insgesamt über 30 verschiedenen Gehölzen an der Schondelle wachsen. Zu den bekannteren Spezies dieser Lebensgemeinschaft gehören kleinere Bäume und Sträucher wie der Weinblattahorn, die Blutjohannisbeere oder der kalifornische Lorbeer, die in Mitteleuropa als Zierpflanzen verwendet werden. Der artenreiche Redwood-Forest wird in Deutschland einzigartig sein.

Was Gehölzliebhaber hierzulande irritieren könnte, ist der geringe Pflanzabstand zwischen den Giganten in spe. Dazu der Leiter des Botanischen Gartens, Dr. Patrick Knopf: „Wir setzen die einzelnen Exemplare mit einem Abstand von gut vier Metern. Normalerweise würde man zumindest doppelt so viel veranschlagen. Aber alle Erfahrungen haben gezeigt, dass die Redwood-Bäume besser angehen, wenn sie nahe an Artgenossen stehen und ihre Wurzeln sich gegenseitig stützen und miteinander verbinden.“ So erhöhe sich ihre Standsicherheit. Mit ihrem flachen Wurzelwerk seien sie nicht sonderlich sturmfest. Knopf:“Die fallen um wie die Fichten.“

Es wurde gebuddelt, ausgetopft und eingegraben. Der weiche Wiesenboden machte die Arbeit nicht schwer.

Allerdings unterscheiden sich die Mammutbäume von Fichten durch eine Eigenschaft: Werden sie abgeknickt, sind sie in der Lage, aus den Wurzeln neu auszutreiben. Rund um die zerstörten Stümpfe wachsen neue Stämme in die Höhe. Bekannt ist dieses Phänomen auch von der ebenfalls aus Nordamerika stammenden Robinie. Es gibt übrigens in Europa heimische Arten mit vergleichbaren Eigenschaften, z. B. Weiden, Pappeln oder Vogelkirschen.

Zwei Redwood-Arten aus USA, ein lebendes Fossil aus China

Außer den auf der großen Talwiese des Rombergparks gepflanzten Küstenmammutbäumen existiert noch ein weiterer Redwood-Lieferant – der Riesenmammutbaum Sequoiadendron giganteum, ebenfalls ein waschechter Kalifornier, der im Durchschnitt etwas niedriger (95 Meter) bleibt, dafür aber deutlich mächtigere Stämme ausbildet. Außerdem gibt es noch den Urweltmammutbaum, der erst 1941 in einer entlegenen Bergregion Chinas entdeckt wurde. Zuvor kannte man Metasequoia glyptostroboides nur aus Fossilienfunden und hielt die Art für ausgestorben. Im Gegensatz zu den gewaltigen Koniferen aus Nordamerika ist das chinesische Rotholz nicht immergrün, sondern verliert seine Nadeln im Winter.

Während die Rotarier den neuen Wald pflanzten, hatten Mitglieder des Freundeskreises bereits den Grill angeworfen für das Essen nach der Arbeit.

Die Winterhärte der Mammutbäume ist in der Jugend nicht besonders ausgeprägt. Im höheren Alter bestehen damit zumeist keine Probleme mehr. Es gibt in Deutschland bisher nur einige größere Anpflanzungen, z. B. im Nettetal am Niederrhein. Aus einer dortigen Baumschule stammen auch die neuen Bewohner des Botanischen Gartens. Eventuell werden außer den jetzt eingegrabenen 88 noch ein paar Exemplare mehr dazu kommen, da sich im Laufe der Pflanzaktion unter den Mitgliedern des Rotary-Clubs noch mehr potentielle Spender meldeten.

 

 

 

 

Fotos: M. Zybon-Biermann

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