Kunterbunte Bohnen und Grünkohl-Palmen

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VEN lädt zur Regionalgruppe Östliches Ruhrgebiet ein

Der Info-Stand des VEN lockte viele Neugierige, deren Fragen von Elvira Neuendank (links) beantwortet wurden.

Man stelle sich vor:Tomaten, die so schmecken, wie es ihr zweiter Name Paradeiser (Paradiesapfel) verspricht, Grünkohl, der in Palmenform oder mit roten Blättern winterliche Gartenbeete schmückt, bevor er zur Eintopf-Hauptzutat wird, Bohnen mit kunterbunten Kernen. So etwas im Supermarkt zu finden, wird schwierig, wenn nicht unmöglich. Was vorab beschrieben wurde, sind alte Gemüsesorten. Die sind höchstens noch in Hausgärten zu entdecken. Einige von ihnen konnte man jetzt beim Pflanzentausch im NaWit-Naturgarten in Witten kennenlernen. Renate Zinke und Elvira Neuendank vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt(VEN) haben sich vorgenommen, eine Regionalgruppe im östlichen Ruhrgebiet zu gründen. Beide präsentierten die Organisation und ihre Ziele an einem Infostand.

Nicht nur Wittener, auch Dortmunder ließen sich beim Samentausch am VEN-Stand beraten. Wer wollte, konnte an einem Quiz teilnehmen.

Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es für jede Art Gemüse oder Obst Tausende von Züchtungen, davon viele über Jahrhunderte regional erprobt und für die verschiedensten Klimazonen geeignet. Vieles davon ist bereits verschwunden, weil im Handel nur noch wenige Sorten zugelassen sind. Dabei handelt es sich in der Regel um Hybridsorten, hergestellt zumeist von den multinationalen Großkonzernen der Branche. Diese Sorten können von Landwirten nicht selbst aus Samen weiter vermehrt werden; sie müssen jedes Jahr neu gekauft werden – eine zusätzliche Belastung für mittelständische Betriebe, die den Trend zu großen Agrar-Fabriken beschleunigt.

Trend zur Massenware schmeckt nicht allen

Dieser Entwicklung stellen sich weltweit Bürger entgegen. In Deutschland

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wurde 1986 der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) gegründet, dem sich zunehmend mehr Mitglieder anschließen. Saatgut bewährter alter Kultursorten zusammen mit dem notwendigen Wissen weiter zu verbreiten, es im eigenen Garten oder im Balkonkasten auszusäen und so die vom Aussterben bedrohte Vielfalt zu erhalten, ist Ziel der Vereinsarbeit. Die Vermittlung von Kenntnissen schließt auch das Kennenlernen essbarer Wildpflanzen ein, die zum Teil noch im 19. Jahrhundert regelmäßig auf der Speisekarte standen.

Informationsmaterial gab es gleich zum Mitnehmen.

Da es ums Gärtnern und ums Essen geht, darf der Spaß daran nicht vergessen werden. Seit 1998 wird ein „Gemüse des Jahres“ gekürt. 2017/18 ist das die Steckrübe, als Nachkriegs-Notnahrung den Älteren noch in unerfreulicher Erinnerung. Wie man daraus etwas Anspruchsvolles und Leckeres zaubert? Rezepte austauschen und ausprobieren gehört genau so dazu wie die Anleitung zum richtigen Anbau.

In der Saatgutliste des VEN tauchen auch Zierpflanzen auf, die mit farbigen Blüten nicht nur für gute Laune sorgen, sondern gleichzeitig Bienen, Hummeln & Co. ernähren. Einige der Stars von Rabatte oder Staudenbeet taugen sogar für die Verwendung in der menschlichen Küche – eine Option für alle, die mal „schöner essen“ möchten.

Wer Interesse an der Arbeit des VEN hat, kann sich auf der Webseite www.nutzpflanzenvielfalt.de informieren.

Auch der Hund durfte mit – obwohl er sich vermutlich weniger für Gemüse interessiert. Fotos: M. Zybon-Biermann

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