Doping im Sport

„Guten Tag Herr Müller…. “       Dopinghaft

Citius, altius, fortius (Schneller, Höher; Stärker) ist ein olympisches Motto, das zum ersten Mal die Olympischen Sommerspiele 1924 in Paris begleitete. Es ist an der Zeit, diese Devise nach mehr als 80 Jahren infrage zu stellen, denn in den meisten Sportarten ist, was die von Menschen zu erbringende Höchstleitung angeht, der Zenit erkennbar.Sicher wird es immer noch hier und da, vornehmlich in Randsportarten, neue Weltrekorde geben, ebenso werden technische Weiterentwicklungen von Sportgeräten dazu beitragen. Jede Bestleistung in den klassischen Disziplinen schürt jedoch gleich das Misstrauen: Da war doch bestimmt Doping im Spiel!
Hochleistungssport ist ein Wirtschaftsfaktor. Und immer wenn es um viel Geld geht, ist die Gefahr groß, dass kriminelle Energien frei werden und alles unternommen wird, möglichst groß abzusahnen.
Wilhelm Tackenberg, der 1. Vorsitzende des TV Mengede und Klaus Neuvians, sein Vorgänger im Amt, haben sich aus unterschiedlichem Blickwinkel dem Thema angenähert:

W. Tackenberg: Wie Russland seine Sieger macht

Liebe Freundinnen und Freunde des Sports,

in einer investigativen Reportage des WDR wurde gezeigt, wie hemmungslos in Russland die Gesundheit der Athletinnen und Athleten aufs Spiel gesetzt wird und wie hemmungslos darüber hinaus selbst Trainer und hohe Sportfunktionäre an und mit den Sportlern viel Geld verdienen. Sogar die RUSADA, die russische Anti-Doping-Organisation, scheint darin verwickelt zu sein. So entsteht ein korruptes und kriminelles System, welches persönlichen Profit und nationales Image höher bewertet als das Leben und die Gesundheit der Athletinnen und Athleten. Will jemand aussteigen oder gar sich outen, so werden ganz unverhohlen Drohungen gegen Leib und Leben ausgesprochen.

Man könnte einwenden, dass dieser Beitrag von Hajo Seppelt nur ein Teil der zurzeit um sich greifenden Russland-Schelte ist, wenn man nicht wüsste, dass Russland ein Beispiel aber kein Einzelfall ist. Überall da, wo Sport mit Geld in Berührung kommt, vor allem im bezahlten Profi-Sport, sind Tricksereien, Korruption und menschenverachtende Praktiken nicht nur möglich, sondern leider auch um so wahrscheinlicher, je größer die Summen sind, die bewegt werden.

Der (Spitzen-)Sport läuft Gefahr, ausschließlich zu einem Geschäft zu verkommen. Doch selbst in etlichen kleineren und größeren Vor-Ort-Vereinen in Deutschland ist der Kommerz angekommen: Spielergehälter, Punkte-Prämien, Autos, … diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Lasst uns froh darüber sein, dass der TV 1890 Mengede keine hohen Liga-Ziele oder Rekorde verfolgt und bei uns die Freude am Sport an erster Stelle steht. Unsere finanzielle Unabhängigkeit ist dabei ein nicht hoch genug einzuschätzendes Gut. Sie schützt uns vor ungewollten Einflussnahmen – von wem auch immer.

doping

Klaus Neuvians: Die unrühmliche Rolle der Sportfunktionäre

Was sagt eigentlich Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, angesichts der Dokumente in Bild, Ton und Schrift in der ARD-Doku „Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht“. In diesem Beitrag kommt die ARD einem Dopingsystem auf die Spur, das sich nur unwesentlich von mafiösen Strukturen unterscheidet: „Warten wir erst einmal ab, zu welchen Ergebnissen die Ethikkommission kommt“. Und weiter: „Wir schauen in die Zukunft. Die Vorfälle in Russland fanden in der Vergangenheit statt“. Das passt nun gar nicht zu seiner Ankündigung aus dem Sommer 2013, als er sich – damals noch Chef des nationalen DSOB – wortgewaltig und öffentlich mit einer „Null-Toleranz-Politik“ zum Thema Doping meldete. „Sprechblasen“, kann man dazu nur sagen.

Weniger gelassen reagierte Alfons Hörmann, jetziger Chef des DOSB und Nachfolger von Bach mit seiner Erklärung, jetzt müsse man die Ergebnisse der letzten Winterspiele in Sotschi hinterfragen. Offenbar hat er dabei nur die russischen Wintersport- Athletinnen und Athleten im Blick. Dabei wird in dem ARD-Beitrag belegt, dass der russische Leichtathletik-Cheftrainer am erkauften Startrecht einer Marathon-Läuferin beteiligt war. Diese hatte berichtet, dass sie russischen Funktionären 450.000 Euro zahlen musste, um trotz zu hoher Blutwerte bei Olympia 2012 starten zu können.

Insider hatten damals behauptet, mehr als 50 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der letzten Spiele in London seien gedopt gewesen – damals wurde bereits vermutet, diese Zahl sei eher zu niedrig gegriffen.

Und was macht die internationale Riege der Funktionäre? Die Russen weisen die vorliegenden Geständnisse als Lüge zurück. Walentin Balachnitschew, Präsident des russischen Leichtathletik-Verbandes und zugleich Mitglied im Council und in der Finanzkommission des Internationalen Leichtathletik-Verbandes, hat den Vorwurf eines staatlich unterstützten Doping- und Korruptionssystems in Russlands Sport zurückgewiesen. „Nach unseren Untersuchungen sind alle Anschuldigungen falsch“, wurde Balachnitschew in einem ARD-Beitrag 7.12. zitiert: „Ich habe mit den Athleten gesprochen. Alle Informationen entsprechen nicht der Wahrheit.“

Die Vermutung liegt nahe, dass sich Sportfunktionäre in Ost und West beim Thema Doping nicht unterscheiden. Nur weiter so – die Glaubwürdigkeit des Sports wird auf diesem Wege sehenden Auges ruiniert. Dopinghaft

Die aktuelle Verlautbarung der ARD, in diesem Jahr wieder in die Berichterstattung der Tour de France einsteigen zu wollen, lässt daran zweifeln, dass man seitens der Medien ernsthaft bemüht ist, anerkannt dopingverseuchte Sportarten zu ächten. Auch hier gilt offensichtlich ein olympisches Motto:
The games must go on!
Cawi Schmälter