Klavierkonzert – Soloabend mit Gerhard Vielhaber
„Musik im Amtshaus“ bedeutet Musik der Spitzenklasse. Auch am vergangenen Samstag blieben die Veranstalter Michael Konrad vom Stadtbezirksmarketing in enger Kooperation mit dem Kulturzentrum Mengeder Saalbau dieser selbst auferlegten Verpflichtung treu. Der künstlerischen Leiterin Elisabeth Sedlack-Zeidler war es wieder gelungen, mit dem Pianisten Gerhard Vielhaber einen jungen Solisten zu verpflichten, der schon viele internationale Auszeichnungen erhalten hat und der den Zuhörern im ausverkauften Saal einen unvergesslichen kammermusikalischen Abend bot.
Das Konzert begann mit einer Komposition des für seine barocke Strenge bekannten Johann Sebastian Bach, mit Präludium und Fuge b-moll aus dem Zyklus des „Wohltemperierten Klaviers“. Vom ersten Ton an spürte das Publikum den gefühlvollen Anschlag des Solisten, von dem es sich in einen Klangzauber versetzten ließ. Dann spannte Vielhaber einen Bogen in die Musik des 20. Jahrhunderts. Mit Leoš Janáčeks Sonate „1. Oktober 1905- von der Straße“ bot er ein Stück, das Elemente der mährischen Volksmusik mit naturalistischen Tönen verband. Der Komponist erinnerte damit an die blutigen Auseinandersetzungen in Brünn zum genannten Datum, bei denen der Tischler Frantisek Pavlik ums Leben kam. Vielhaber wirkte besonders bei diesem Stück hochkonzentriert, wobei er den folkloristischen Tönen die fast an Dissonanzen grenzenden expressionistischen Passagen hart gegenüber stellte. „Dieses Werk gehört wegen seiner Kontraste und der in ihm liegenden Dramatik zu meinen absoluten Lieblingsstücken“, gestand der Solist, dem während des Spiels die Gemütsbewegungen anzusehen waren.
Besonders gut kam beim Publikum Vielhabers natürlich humorvolle Art an, mit der er Informationen zu den einzelnen Werken vermittelte. „Man erlebt die Musik viel intensiver, wenn man diese Hintergrundinformationen hat“, meinte Besucherin Hanni Ilaender, „gerade zu den moderneren Stücken findet man ja sonst nur schwer einen Zugang.“ Ein großer Teil des Abends war Robert Schumann gewidmet. Auch hier hatte Vielhaber Gegensätze ausgewählt. Bei den „Drei Romanzen op. 28“ spürte man Schumanns Verliebtheit, denn die Hochzeit mit Clara Wieck stand bevor. Besonders im zweiten Satz ließ Vielhaber musikalisch ein „Herz an Herz Gefühl“ durchscheinen. Ganz anders ist Schumanns Sonate Nr. 1 fis-moll op. 11, bei deren Entstehung das Verhältnis zu seinem zukünftigen Schwiegervater noch sehr gespannt und das Happy-End in weiter Ferne war. „Dieses Werk stellt große Anforderungen an den Pianisten, weil sie klassische Sonatenform aufgehoben ist, und er die in dieser Situation zerrissene Persönlichkeit des Komponisten mit all ihren Verzahnungen rüberbringen muss“, verriet der Solist. Doch auch diese Herausforderung bewältigte er meisterhaft.
Das Publikum war begeistert und ließ den Pianisten erst nach zwei Zugaben gehen. Erika Dutkowski brachte auf den Punkt, was viele meinten: „Es war wieder ein kulturelles Ereignis für Mengede, und das zu einem überaus volkstümlichen Preis.“
(Dieser Beitrag ist zuerst am 17.3. 2015 in den Ruhr-Nachrichten Dortmund, Stadtteilnachrichten, erschienen.)