Als MENGEDE: InTakt! anfragte, ob sie für ein Interview für die geplante Themenreihe „Frauenpower im Stadtbezirk“ zur Verfügung stehe, mochte Walburga Bodynek kaum aufhören zu lachen. Das Stadtbezirksportal kenne sie sehr wohl, aber im Zusammenhang mit ihrem Alter (75) könne man sie jetzt doch nicht mehr unbedingt zum Thema Power interviewen – zumindest nicht im Vergleich zu früher.
Früher – das war die Zeit, als sie ihren Ehemann Helmut kennengelernt hat, der als Flüchtling aus Schlesien unterwegs war. Mehr aus Zufall trafen sich die beiden in Mainz bei einer Feier, und seit dieser Zeit gingen die beiden „durch dick und dünn“. 1963 haben sie geheiratet, anschließend bis 1974 eine Bäckerei in Bochum geführt. Danach kamen sie nach Mengede und übernahmen das frühere Café Thiemann mit Bäckerei und Konditorei in der Mengeder Straße. 1982 kam dann das „Café am Markt“ hinzu. Der Betrieb der Bäckerei wurde im Jahr 1992 aus persönlichen Gründen eingestellt, das Café am Markt wechselte den Inhaber.
Der Wechsel nach Mengede – insbesondere das Eingewöhnen in den Stadtbezirk – verlief „völlig problemlos“. Das mag an der geglückten Aufgabenverteilung gelegen haben: Ehemann Helmut fühlte sich vor allem in der Backstube wohl, die geschäftliche Regie führte seine Ehefrau. 1987 legte sie die Prüfung als „Betriebswirtin des Handwerks“ ab, eine Zusatzausbildung, die damals im Normalfall nur denen vorbehalten blieb, die eine Meisterprüfung bestanden hatten. In der Zulassungskommission für diesen Ausbildungsgang bestand wohl die einmütige Auffassung, dass Walburga Bodynek diesen Abschluss als Frau schaffen würde, auch ohne „Meisterin“ zu sein. Über einen Zeitraum von zwei Jahren musste sie nun freitags und samstags die Schulbank drücken. Das war nicht einfach zu organisieren, denn das waren Wochentage, an denen es vor allem in der Bäckerei und im Café hoch herging. Im Jahr 1982 übernahmen sie auch noch das Café Mengeder Markt. Damit gehörten dem Betrieb – die Eigentümer hinzugerechnet – 22 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an.
Als wahre Meisterleistung kann man es wohl bezeichnen, dass Walburga Bodynek es schaffte, in dieser turbulenten Aufbauphase die eigene größer werdende Familie und den Betrieb gekonnt miteinander zu verbinden: Zwei Söhne und zwei Töchter wuchsen in dieser Zeit auf. Langeweile gab es da nicht. Heute sorgen ihre neun Enkelkinder dafür, dass Oma weiterhin aktiv bleibt.Die Eingewöhnung in die Mengeder Umgebung wurde den Bodyneks damals erleichtert durch die gemeinsame Liebe zur Musik. Walburga singt noch heute im Kirchenchor Cäcilia der kath. Remigius-Gemeinde Mengede und im Oosterhuis-Chor Dortmund. Dazu war sie lange Jahre als einzige Frau im Kirchenvorstand der kath. St. Remigius-Gemeinde tätig.
Walburga Bodynek ist geborene Mainzerin. Von daher wusste sie, wie es geht, zünftig Karneval zu feiern. Über einen Zeitraum von gut 20 Jahren hat sie zur Weiberfastnacht im kath. Gemeindehaus eine Karnevalsveranstaltung organisiert. Dabei ist sie auch selbst in die Bütt gegangen und hat gerne die örtlichen „kirchlichen Würdenträger“ auf die „Schüppe genommen“, was von allen begeistert beklatscht wurde.
Zusammen mit ihrem Mann Helmut hat sie in jüngeren Jahren ausgiebige Fahrradtouren unternommen. Das war ihnen wichtig, um neue Energie für die beruflichen und familiären Aufgaben zu tanken. Gut in Erinnerung ist die Strecke von Passau nach Budapest im Jahr 1989 und die Tour auf dem Jakobsweg von Lourdes nach Santiago de Compostela im Jahr 1994, lange bevor Hape Kerkeling sein Buch geschrieben hatte.
Seit dem Tod ihres Mannes im April 2008 geht Walburga Bodynek jeden Tag ausgiebig spazieren und dabei ist ihr Hund Schnuffi ein treuer und zuverlässiger Begleiter. Einmal in der Woche engagiert sie sich beim Besucherdienst der Caritas im Altenheim am Burgring. Zusammen mit ihren musikalischen Aktivitäten und den familiären Aufgaben ist das ein volles Programm. Einem ganz besonderen Hobby widmet sie sich in den letzten Jahren. Walburga Bodynek könnte Ihren Lebensunterhalt möglicherweise auch als Hutmacherin bestreiten. Aber das würde sie als unnötigen Stress empfinden, deswegen bleibt es ein Hobby. Sie betreibt es mit Vergnügen und freut sich, wenn sie Gelegenheiten findet, diese Kreationen auch mal in der Öffentlichkeit zeigen zu können.
Nach wie vor fühlt sie sich in Mengede sehr wohl. „Alle wichtigen Dinge sind fußläufig erreichbar und man trifft viele Bekannte, wenn man im Ort unterwegs ist“, sagt sie – „und das hält jung“. Es ärgern sie natürlich die vielen Leerstände in den Geschäftslokalen; wenig Verständnis hat sie für die ablehnende Haltung mancher Bürger gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten. Die haben nach ihrer Auffassung viel Not und Elend erlebt, eine nachhaltige Hilfe und Unterstützung hält sie deshalb für die Pflicht eines jeden Menschen. Diese Haltung entspringt auch aus ihrem Glauben an Gott – trotz vieler kritischer Gedanken gegenüber der Amtskirche.
Mit viel Freude, aber auch mit Demut und Bescheidenheit hat sie die Geburt und das Heranwachsen ihrer Enkel erlebt und begleitet. „Dieses glückliche Erleben hat meine Zuversicht gestärkt, dass es doch wohl einen Gott gibt. Helmut wird es wissen – ich muss es glauben“.
Ich hab mal eine frage ,kann das sein das sie eine bäckerei in bochum harpen au der händelstr.
hatten.
Ein wirklich schöner Artikel. Mir gefällt besonders das Ende!
Und das mit der Powerfrau würd‘ ich so unterschreiben :)!