Heute: Ausflug in eine „diätfreie Zone“- Wanderung zum Schlachtfest
der Gaststätte „Zur Lohburg“
Ohne Gewissensbisse eine ganze Schweinhaxe mit Sauerkraut verspeisen, westfälische Spezialitäten wie Panhas, Grützwurst, Wellwurst oder gebratene Blutwurst mit Sauerkraut bedenkenlos genießen, geht das? Wenn Sie sich vornehmen, einen großen Teil der Kalorien gleich wieder abzuarbeiten, können Sie sich vielleicht unbeschwerter der Völlerei hingeben.
Verbinden wir also unseren Ausflug zum traditionellen Schlachtfest der „Lohburg“ mit einer knapp 12 Kilometer langen Wanderung.
Wir starten am Beginn der Siegenstraße in Mengede und wandern auf dieser bis zu ihrem Ende am Waldrand, wo das Castroper Stadtgebiet beginnt. Unterwegs werfen wir an der Einmündung der Groppenbrucher Straße noch einen Blick auf den Judenfriedhof mit seinen teilweise verwitterten Grabstätten. Der Friedhof wurde ab dem 19. Jahrhundert genutzt und im Jahr 1952 geschlossen. Auf dem 1163 m² großen Gelände befinden sich 20 Grabsteine. Der älteste Stein aus Mengede trägt das Jahr 1912, ein Stein aus Nette wurde in früheren Jahren auf der Rückseite geschändet. Ein anderer Gedenkstein erinnert an die Überführung von Grabsteinen aus Nette im Jahre 1960. Ursprünglich lag der heute tief liegende Friedhof auf gleicher Höhe mit der Siegenstraße, sein Absinken um mehrere Meter ist auf den intensiven Bergbau zurückzuführen.
Am Waldrand ist gleichzeitig das Ende der Rittershofer Straße. Hier beginnt das Castroper Stadtgebiet. Wir nehmen den ersten Weg rechts und kommen zu einer Pumpanlage am Gröpperbach. Ohne diese Anlage wären wahrscheinlich Teile Groppenbruchs und der Mengeder Heide wegen der erwähnten Bergsenkungen längst in einem See versunken. Noch in den fünfziger Jahren befand sich hier die sogenannte „Elendsbrücke“, die den Gröpperbach, im Volksmund „Birk“ genannt, überquerte. Wir bleiben etwa 15 Minuten auf unserem Weg, bis wir zu unserer Linken die Halde der ehemaligen Zechenanlage erblicken. Wir gehen weiter geradeaus, kommen auf den Rapensweg, dem wir nach rechts folgen. Auf dem bleiben wir und überqueren mit ihm wenig später die Ickerner Straße.
Hier an der Stadtgrenze zu Waltrop befand sich ab 1943 ein „Ausländerlager“, in dem Zwangsarbeiter der Klöckner Werke untergebracht waren. Nach dem Krieg wurden hier deutsche Flüchtlinge aus den Ostgebieten und aus Ostdeutschland eingewiesen. Einige der Gebäude wurden als Wohnhäuser umgebaut, ihre äußeren Hüllen stehen unter Denkmalsschutz. Eine Gedenktafel, die an die Ausbeutung der Zwangsarbeiter und die Not der Flüchtlinge erinnert, fehlt allerdings. Wir durchqueren ein weiteres Waldgebiet und haben dann nach Einschwenken auf die Lohburger Straße unser Ziel schon bald erreicht.
„Das Schlachtfest hat bei uns eine Tradition seit 1958“, verrät Wirtin Anette Schlüter-Niedermeier, „schon meine Großeltern Maria und Heinrich und meine Eltern Carola und Richard pflegten sie.“
Heute steht die „Lohburg“ an jedem ersten Wochenende im Monat von Donnerstag bis Sonntag im „Zeichen des Schweins“. „Inzwischen lassen wir speziell für uns auf dem Schlachthof in Recklinghausen schlachten“, berichtet die Wirtin, „Hausschlachtungen lohnen sich wegen der gesetzlichen Auflagen nicht mehr.“ Sie kauft die Tiere bei den Bauern der Region, 3 bis 4 Schweine für ein Schlachtfestwochenende, dazu noch Kleinfleisch für Sülze und „Wurstesuppe“. Neben Panhas ist die „Schlachtschüssel“ bei den Gerichten am beliebtesten: Wurstbrühe, Haxe, Well-, Grütz- und Mettwurst auf Sauerkraut. Ein Knödel rundet die Völlerei für 12,80 € ab. Selbstverständlich können Hausmacher Würste, Panhas, Sülze und Möppkenbrot im außer Haus Verkauf auch mit nach Hause genommen werden. „Unsere Gäste und Kunden kommen von nah und fern, die ersten stehen donnerstags pünktlich bei der Öffnung um 11.00 Uhr auf der Matte“, erklärt Wirtin Anette.
Gut Gestärkt, mit vollem Magen und vielleicht auch mit einem gut gefüllten Rucksack für den nächsten „Sündentag“ zu Hause verlassen wir die „diätfreie Zone“, wenden uns nach rechts, lassen den Modellflugplatz links liegen und gehen bis zum Dortmund-Ems-Kanal. Wir folgen dem Leinpfad, bis zur Drucksbrücke, die eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat.
Im Krieg wurde sie gesprengt, auch in der Nachkriegszeit gab noch einen Fährverkehr zwischen Waltrop und Mengede. Danach gab es mehrere Neubauten und Brückenhebungen, vor allem wegen der enormen Bergsenkungen.
Über den Radweg an der Waltroper Straße gehen wir zurück nach Mengede. Wer noch nicht alle Kalorien abgearbeitet hat, kann noch ein wenig auf dem Leinpfad bleiben und seinen Heimweg über den Mengeder Volksgarten nehmen.
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