Auf eine Tasse Kaffee mit Dr. Michael Ahle

Mnero 5

Michael Ahle mit örtlichem Partner

Heute mit:


Dr. Michael Ahle – Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins Solidarität Mnero
Hilfe für ein Dorf im Süden Tansanias

Michael Ahle ist ein „alter“ Mengeder. Auch wenn er seit einigen Jahren nicht mehr im Stadtbezirk wohnt, seine Verbindungen zu Mengede sind nach wie vor vielfältig.

Vor 52 Jahren wurde er hier geboren und hat bis zum Beginn seines Medizinstudiums hier gelebt. Seine Eltern Fritz und Lotti waren bekannte Mengeder, Vater Fritz war lange Zeit Rektor der damaligen Gemeinschafts-Grundschule in der Adalmundstr, der jetzigen Regenbogen-Grundschule. Michael hat in seiner Jugendzeit bis zu seinem Studium beim TV Mengede Handball gespielt. Nach Beendigung seines Medizinstudiums war er als Kinderchirurg tätig und hat längere Zeit als Oberarzt in den kinderchirurgischen Kliniken Bremen und Dortmund gearbeitet. Seit dem 1. 4. 2015 ist er im Landkreis Ennepe-Ruhr im Bereich Kinder- und Jugendgesundheit tätig.

Das alles – so wird mancher unser Leserinnen und Leser denken – dürfte wohl kaum ausreichen, sich mit ihm „Auf eine Tasse Kaffee“ zu treffen.

In der Tat: Der Grund für das Gespräch liegt in Mnero. Mnero ist ein Dorf mit 5000 Einwohnern im Süden Tansanias. Das Besondere an Mnero ist das ehemals von Missionsbenediktinern gegründete „Buschkrankenhaus“.mnero 1

Das 100-Betten-Hospital steht unter der Trägerschaft der katholischen Diözese Lindi und wurde von 1989 bis 2008 vom ded (Deutscher Entwicklungsdienst) mit Ärzten unterstützt. So arbeitete auch Michael Ahle 1992/93 an diesem Krankenhaus und gründete nach seiner Rückkehr 1994 zusammen mit seinem Kollegen Dr. Friedhelm Bernreiter aus Lauchheim den gemeinnützigen Verein „Solidarität Mnero“. Ziele des Vereins sind:
• Die Sicherstellung und Verbesserung der medizinischen Versorgung für Mnero und seine Umgebung
• Die Verbesserung der lokalen gesundheitsbezogenen Infrastruktur (Bildung, Wasserversorgung, Ökologie, Kleingewerbeförderung) und
• Die Förderung der interkulturellen Verständigung.

Mnero 7Bei Umsetzung dieser Ziele wird vor allem darauf geachtet, dass in allen Unterstützungsbereichen Hilfe zur Selbsthilfe gegeben wird. Und insbesondere soll die Hilfe nachhaltig und vereinbar mit den besonderen afrikanischen Bedingungen sein.

Mittlerweile hat der Verein 60 Mitglieder und etwa 90 regelmäßige Förderer – hierunter sämtliche ehemaligen „Entwicklungshelfer“, deren Engagement nach ihrer Rückkehr nicht einfach enden sollte. Es wird ausschließlich auf Anfragen der Partner vor Ort reagiert, deren Anträge auf jährlich stattfindenden Versammlungen besprochen und bearbeitet werden. Mindestens einmal im Jahr finden Besuche von Vereinsmitgliedern in Mnero statt, um die Umsetzung der unterstützten Projekte zu begleiten. Ebenso wurden mehrfach tansanische Hospitalmitarbeiter zu den Jahresversammlungen nach Deutschland eingeladen, was jedes Mal wieder als anstrengende, aber für alle Beteiligten lohnende Aktion erlebt wird.

Mnero 4Aufgrund der ausschließlich ehrenamtlichen Tätigkeit fallen nur sehr geringe „Verwaltungskosten“ (Druck und Versand von Jahresberichten, Porto, etc.) an, somit fließen sämtliche Spenden uneingeschränkt in die Projekthilfe. Großes Plus des Vereins ist hierbei die Erfahrung der ehemaligen „Mnero-Docs“, die die Verhältnisse vor Ort genau kennen. Außerdem kann zu speziellen Fragen auch auf SES-Mitarbeiter („Senior Expert Service“) zurückgegriffen werden, die z.B. zu Fragen der Energie- und Wasserversorgung und auch zur Einführung eines computergestützten Abrechnungsverfahrens wertvolle Dienste geleistet haben.
Mnero 6Die Anzahl der Ärzte bewegte sich in den letzten Jahren zwischen zwei und drei; unterstützt werden diese von durchschnittlich 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Zahl der stationären Behandlungen hat sich in den letzten Jahren um rd. 3.000 eingependelt, die der ambulanten Behandlungen lag in den letzten Jahren im Schnitt bei rd. 13.000 pro Jahr. Die Haupttodesursache bei Kindern und Erwachsenen ist nach wie vor die Malaria, so dass es neben der Behandlung der Erkrankungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch auf wirkungsvolle Vorsorgemaßnahmen ankommt.

Gefragt, ob denn nach nunmehr 20-jähriger Tätigkeit ein positives Zwischenfazit zu ziehen ist, zögert Michael Ahle keinen Augenblick: „Es ist gelungen, die medizinische Grundversorgung nicht nur für das Dorf Mnero sicherzustellen, sondern für einen weit größeren Einzugsbereich. In diesen Bereich hinein zielt auch die Bildungsarbeit vor allem bezogen auf Fragen der Gesundheitsvorsorge. Und nicht zu vergessen, die Aus- und Weiterbildung von zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses“.

Er wäre in den letzten Jahren ein anderer Michael Ahle geworden, wenn er nicht auch selbstkritisch anmerkt, dass es durchaus Probleme gibt, die er nicht verschweigen will. So bereiten häufige Wechsel im Bereich des „Führungspersonals“ des Hospitals große Schwierigkeiten, die Diözese als Träger des Vereins ist praktisch pleite und nach Erholung des ehemals am Boden liegenden staatlichen Gesundheitssystems kommt es leider zu Abwanderungen von qualifiziertem Personal und Patienten. Letztere müssen sich nämlich an den Behandlungskosten beteiligen, zwar in geringem Umfang, während die Behandlung in den staatlichen Hospitälern derzeit unentgeltlich ist.

Mnero 9Schwierig ist auch die Kommunikation. Das liegt einmal an der räumlichen Distanz. Die Internetverbindungen funktionieren leidlich; es liegt aber auch an den unterschiedlichen Auffassungen bezüglich Termintreue und Einhaltung von Vereinbarungen. Dieser Umstand stellt „oftmals hohe Anforderungen an die eigene Frustrationstoleranz“.

„Aber bei jedem Besuch in Tansania erleben wir trotz der unvorstellbaren Armut eine so gewaltige Gastfreundschaft und Freundlichkeit, dass wir nicht auf den Gedanken kämen, unser Engagement einzuschränken“, gibt Michael Ahle die Marschrichtung vor und macht sich und all den vielen Unterstützern Mut. Zu diesen Unterstützern gehören auch die „Sternsinger“ der St. Josef-Gemeinde Kirchlinde, die wiederholt für das „Projekt Mnero“ gesammelt haben. Das Geld wird direkt an den Projektträger übermittelt und wird eingesetzt zur Verbesserung der Situation von Kindern in der Region Mnero.

Mnero 3Bevor wir uns mit einem herzlichen ASANTE SANA trennen, weist Michael Ahle darauf hin, dass er mit dem „Afrika-Virus“ durch den Bruder seines Gesprächspartners – ein weiterer Ex-Mengeder – infiziert worden ist. Dr. Dieter Neuvians arbeitete mehrere Jahre in Dar es Salaam, der Hauptstadt Tansanias, der Medizinstudent Michael Ahle besuchte ihn häufig und D. Neuvians betreute schließlich auch seine Doktorarbeit.

Die Bankdaten des Vereins:
Volksbank Dortmund Nordwest eG;
Konto-Nr.: 410 083 67 00 BLZ: 440 601 22 oder
BIC: GENODEM1DNW
IBAN: DE09 4406 0122 4140 9849 00.
Die Internetadresse: www.mnero.de