Vorbemerkungen:
Zum Ende des letzten Wintersemesters, d.h. im März 2015 hatte MENGEDE:InTakt! drei Studierende der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund gebeten, bei einem Rundgang durch Mengede aufzuschreiben, was ihnen dabei auffallen würde. Alle drei hatten damals ihr 3. Semester abgeschlossen – inzwischen haben sie ihr viertes Semester begonnen. Einer der drei – Tim Grzybiak – stammt aus Mengede, sein Vater war aktiver und erfolgreicher Handballer beim TV Mengede.
Die Aufgabe fanden sie reizvoll, allerdings war allen Beteiligten klar, das Ergebnis können nur erste Einschätzungen sein von jungen Menschen, die gerade lernen, den Blick zu schärfen für planerische und strukturelle Schwachstellen in der Entwicklung von Städten und Stadtteilen.
Für die Bearbeitung der – freiwillig übernommenen – Aufgabe haben sich die drei die veranstaltungsfreie Zeit im März vorgenommen; veranstaltungsfrei heißt heute aber nicht, ich habe Zeit „ohne Ende“. Prüfungstermine, Vorbereitungen auf das neue Semester, studienbedingte Auslandsaufenthalte schränken die verfügbare Zeit erheblich ein.
Herausgekommen ist natürlich keine gutachterliche Stellungnahme, sondern die Sammlung von ersten Eindrücken von jungen Leuten, die lernen, ihren Blick für notwendige Veränderungen in der städtebaulichen Entwicklung zu schärfen. Die Botschaft könnte lauten: Es muss sich nicht alles sich selbst überlassen bleiben oder an einen „großen Bruder“ delegiert werden.
Das Projekt „Nordwärts“ ist in die Betrachtungen nicht eingeflossen, ebenso nicht der Ortsteil Westerfilde mit seinen Problemen. Beide Vorhaben werden demnächst im Stadtbezirk Mengede in gesonderten Projekten – hoffentlich unter reger Beteiligung der Mengeder Bevölkerung – zu hoffentlich guten Ergebnissen führen.
(K.N.)
Ein Rundgang durch den Stadtbezirk Mengede
Eindrücke von Tim Grzybiak, Florian Hübner, Torben Priggert: Studierende der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund
In Städten des Ruhrgebietes ist es in den letzten Jahren nicht selten, dass alte Stadtstrukturen auf ihre Attraktivität sowie ihre Zeitgemäßheit überprüft und hinterfragt werden. Lässt sich bei dieser Gelegenheit Veränderungsbedarf feststellen, wird die jeweilige Stadt häufig zum Akteur, um die erkannte Fehlentwicklungen zu beheben und neue, attraktivere Strukturen zu schaffen.
Ein aktuelles Beispiel hierfür ist das Projekt „Nordwärts“ der Stadt Dortmund, bei dem es darum geht, Entwicklungspotenziale im Dortmunder Norden zu fördern sowie unter anderem die Umwelt- und Lebensqualität zu steigern. Betroffen vom Projekt „Nordwärts“ sind vor allem die Stadtbezirke Huckarde, Mengede, Eving, Scharnhorst, Innenstadt Nord und West sowie Teile von Lütgendortmund. Hierzu sagt der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Ulrich Sierau: „Der Norden Dortmunds wird ungeahnte Schätze ans Licht bringen und mit der ein oder anderen Überraschung aufwarten“. Innerhalb des Gebietes dieses Projektes liegt auch,- wie oben erwähnt – der Stadtbezirk Mengede, um welchen es im Weiteren etwas ausführlicher, wenn auch nicht unter dem Blick des Projektes „Nordwärts“ gehen soll. Ein Ergebnis unseres Rundgangs vorab: Städtebaulich weist Mengede diverse Chancen auf. Auch Mängel sind nicht zu übersehen, die bei unserer Ortsbegehung erkannt wurden und im Folgenden dargestellt werden.
Zentrale Bedeutung in Mengede hat der Bahnhof, welcher eine überörtliche Funktion besitzt. Er ist sehr gut durch die Buslinien an die umliegende Gebiete (Castrop-Rauxel, Waltrop) sowie an den überregionalen Verkehr (S-Bahn, Regionalbahn) angebunden. Der nahegelegene Busbahnhof (Haltestelle Mengede Markt) spielt ebenso eine große Rolle im Bereich des ÖPNVs. Zwischen dem Bahnhof Mengede und dem Busbahnhof befindet sich das Zentrum Mengede. Dieses zeichnet sich insbesondere durch den Marktplatz, eine erneuerte Straßenbebauung, den Saalbau als möglicher Veranstaltungsort sowie hochwertigen Einzelhandel aus. In unmittelbarer Nähe des Zentrums ist zudem ein kleiner Park gelegen und – durch die Stadtplanung vernachlässigt – der alte Ortskern um die beiden Kirchen. Des Weiteren lässt sich das Neubaugebiet „Im Erdbeerfeld“ als attraktive Wohngegend herausstellen.
Neben der guten ÖPNV-Anbindung gibt es jedoch auch einige Mängel im Umfeld des Bahnhofs: Ein Großteil des Parkplatzes ist von einer Autobrücke überführt, was dazu führt, dass es im hinteren Teil des Parkplatzes zu Angsträumen kommt, da hier nur spärlich Beleuchtungen angebracht wurden. Als zusätzlicher Angstraum lässt sich die Unterführung des Bahnhofes zwischen dem Ortsteil Mengede und Oestrich nennen, von welchem eine starke Geruchsbelästigung ausgeht. In Bezug zum Zentrum muss neben der attraktiven Gestaltung auch auf die unattraktive Eingangssituation eingegangen werden: Der östliche Eingangsbereich ins das Zentrum fällt negativ durch einen Rohbau an der Dönnstraße auf, welcher schon seit Jahren ohne vorhandene Nutzung das Erscheinungsbild trübt. Des Weiteren gilt es in Mengede die Altstadtstraße zu erwähnen, welche besonders durch viele Leerstände gekennzeichnet ist. Zudem ist kein einheitlicher Bautypus zu erkennen, weswegen die Straße unruhig und undurchdacht wirkt.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Bahnhof durch seine überörtliche Funktion trotz kleinerer Mängel eine große Bedeutung hat und das Zentrum Mengede gute Voraussetzungen bietet, als attraktiver Begegnungsraum bereitzustehen.
Nördlich vom Ortsteil Mengede befindet sich der Volksgarten. Der großzügig angelegte Volksgarten sticht vor allem durch seine hohe Aufenthaltsqualität heraus: Neben zwei Fußballfeldern, die vor allem vom Verein Mengede 08/20 genutzt werden, befindet sich ein großer Spielplatz sowie Tennisplätze des TC Mengede. Zusätzlich zur hohen Aufenthaltsqualität zeichnet sich der Volksgarten durch seine gute Anbindung aus. Als einziger auffallender Mangel lassen sich die aktuellen Sturmschäden im gesamten Gebiet des Parks nennen, welche jedoch derzeit durch die Stadt bereinigt werden. Allerdings: Die Erreichbarkeit über die Straße „Im Eckey“ ist nur abenteuerlich zu bezeichnen, von der Erreichbarkeit durch Rollstuhlfahrer soll in diesem Zusammenhang gar nicht gesprochen werden.
In der Nähe des Volksgartens liegt der Ortsteil Mengeder Heide. Durch diesen führt die Siegenstraße, welche nördlich der Emscherbrücke eine 30er-Zone ist, weswegen sich die Wohngegend ruhig und attraktiv darstellt. An jener befindet sich zudem ein großer Spielplatz, der diverse Freizeitmöglichkeiten ermöglicht. Nord-östlich des Gebietes, auf der anderen Seite der Autobahn 2, liegt Groppenbruch. Dies zeichnet sich speziell durch seine ländliche Lage aus. Die ruhige, ländliche Lage hat allerdings auch zur Folge hat, dass das nächste Zentrum nur mit Fahrzeugen zu erreichen ist.
Östlich des Volksgartens liegt der Ortsteil Schwieringhausen, welcher eine noch ländlichere Struktur als Groppenbruch aufweist. Entlang Schwieringhausen fließt der Dortmunder-Ems-Kanal, welcher als Erholungsraum dient. Negativ ist auch hier der Zustand der Straßen im Gebiet zu erwähnen.
Der flächenmäßig größte Ortsteil im Stadtbezirk ist Nette. Positiv sind hier insbesondere das große Schulzentrum sowie das Hallenbad und der anliegende Sportplatz hervorzuheben, welche wichtige Anziehungspunkte darstellen. Neben einigen schönen Einfamilienhausgebieten, gibt es allerdings auch viele ältere, etwas heruntergekommene Gebäude. Des Weiteren ist das „Zentrum“ von Nette ein negativer Aspekt, da es Leerstände aufweist. Ein möglicher Grund kann die Lage in der direkten Nähe zum Mengeder Zentrum sein. Da diese beiden Zentren fußläufig zueinanderliegen, konkurrieren sie miteinander. Jedoch bietet das Zentrum in Mengede eine wesentlich höhere Qualität. Hier bedürfte es wohl weiterer Überlegungen, um zu einer angemessenen Lösung zu finden.
Direkt anliegend an Mengede, auf der anderen Seite des Bahnhofs, liegt Oestrich. Dieser Ortsteil ist geprägt von Mehrfamilienhäusern und einigen Einfamilienhäusern.
Im Zentrum dieses Gebiets liegt der Hansemannpark, welcher eine hohe Aufenthaltsqualität hat, da hier zusätzlich ein paar kleine Sportplätze angelegt sind. Anliegend an den Hansemannpark findet man die ehemalige Zeche Hansemann.
Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz, beherbergen eine Ausbildungsstätte für Gerüstbauer und prägen den Stadtbezirk durch ihre Vergangenheit und Geschichte. In Oestrich sind vereinzelt Einzelhandelsgeschäfte zu finden und ein Discounter zur Versorgung des täglichen Bedarfs. Als starke Einschränkung fungieren hier die Gleise der Bahn, diese lassen den Ortsteil sehr isoliert wirken, da man nur durch die oben genannte Unterführung oder über eine Autobrücke nach Mengede kann. In Richtung Nette gelten die Gleise auch als eine Art Barriere, da man hier nur durch eine Unterführung in den anderen Ortsteil gelangt.
Bei Betrachtung aller Ortsteile ist deutlich zu erkennen, dass der Ortsteil Mengede sich von den anderen Ortsteilen durch eine höhere Aufenthaltsqualität absetzt. Insbesondere durch die Bahnanbindung und den daraus resultierende Charakter einer wichtigen Verkehrsachse ist Mengede ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die umliegenden Gebiete. So findet sich hier auch das hochwertigste Zentrum wieder.
Wie in vielen Städten des Ruhrgebietes fallen die Ortsteile um das Zentrum herum etwas ab, bieten hier aber dennoch Potenziale, um auch dort strukturell hochwertige Gebiete zu schaffen. Beispielhaft sind hier die vielen Grünflächen und Parks zu nennen, sowie die gute Anbindung an die Autobahn.
Zudem bietet ein noch ungeahntes Potential für den Stadtbezirk Mengede der geplante Rückbau der Emscher in Verbindung mit den Hochwasser-Rückhaltebecken. Die Lebens- und Aufenthaltsqualität des Stadtbezirks dürfte sich dadurch in den nächsten Jahren erheblich verbessern.