Kein Hype, das war der Wunsch der Kinder von Manfred und Sabine Jockheck gewesen, als sie schließlich, fast drei Monate nach dem tragischen Ereignis in den französischen Alpen zur öffentlichen Trauerfeier für ihre Eltern einluden.
Kein Medienrummel – und so blieben die etwa 200 Gäste in der evangelischen Kirche an der Joachim-Neander-Straße in Nette weitestgehend für sich – keine Fotografenmeute, keine Kamerateams, keine Reporterinvasion, nur ein Polizeiwagen am Straßenrand.
Stille, kaum Gespräche, meditative Musik, Andacht, Verweilen in den Erinnerungen an die Verstorbenen.
Ein Foto der Unglückstelle hinter dem Altar zeigt eine Urlaubsidylle – grüne Blumenwiesen im Sonnenschein, dahinter die majestätische Bergwelt; allein die deutsche Fahne am äußeren Rand will nicht so recht zur harmonischen Ferienstimmung passen. Wie kann solch eine wunderschöne Kulisse der Ort eines solchen Dramas sein? Unverständlich – eigentlich!
Vor der Kanzel ein Lichterbaum – umgeben von unzähligen Kerzen, aufgestellt von den Trauergästen. Manfred, der Künstler, hatte ihn seinerzeit geschaffen und der Gemeinde übergeben. So erinnert er auch an die Zeit, als Manfred und Sabine noch Mitglieder im Presbyterium der Netter Gemeinde waren. Hier haben sie sich kennen und lieben gelernt, auf einem Presbyterwochenende – weiß Pfarrerin Stephanie Lüders.
Musik untermalt die Andacht; drei Lieder, ausgewählt von den Kindern der Verstorbenen, die ihnen in der schweren Zeit Trost spendeten. Von gemeinsamen Tagen und Wiedersehen ist in dem Text des Rappers Wiz Khalifa die Rede („See you again“). Später ein Peter-Maffay-Song („Nah bei mir“) – unterlegt mit einem Hochzeitsfoto von Manfred und Sabine, einem Bild aus einer glücklichen Zeit. Und zu den Toten Hosen („Nur zu Besuch“) eine Videosequenz aus dem Mengeder Heimatwald: der Engel von Manfreds Künstlerkollegen Detlef Bechinie von Lazan im Hintergrund.
Tröstende Worte auch von der Notfallseelsorgerin, die zwei Tage nach dem Unglück die Angehörigen der Opfer nach Frankreich begleitete. Trost, den diese dringend brauchten, um zu verstehen, was tatsächlich passiert war – unbegreiflich! Ein Stein, aus den französischen Alpen nach Dortmund mitgebracht, soll eine Verbindung herstellen zwischen der Familie der Verstorbenen und dem Ort der Katastrophe.
Manfreds Tochter Julia ist die einzige der Jockheck-Kinder, die an diesem Vormittag nicht sprachlos bleibt – auch wenn ihr Freund sie dabei stützen muss. Bei ihren Worten gibt es wohl kaum jemanden im Saal, der nicht zum Taschentuch greift – und das ist auch nicht schlimm. Denn alle fühlen diese unendliche Trauer und den großen Verlust, aber auch die Hoffnung auf ein Wiedersehen – irgendwann einmal, früher oder später.
Ein Klavierstück begleitet die Angehörigen und die Trauergemeinde beim Gang zu den beiden Urnen, die in Herzform angeordnet kaum als solche zu erkennen sind. Und es sind viele, die von Manfred und Sabine still Abschied nehmen wollen.
Im engsten Familienkreis werden die beiden beigesetzt – ohne großen Medienrummel, ohne Hype.