„Nordwärts“ nicht im Stadtbezirk – nordwärts zu den Lofoten

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Die Strecke der Tour – rot per Rad, schwarz per öffentlicher Verkehrsmittel

Von Mengede per Fahrrad zu den Lofoten und zurück

Mathis Willing aus Mengede machte vor gut einem Jahr sein Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium in Nette. Danach absolvierte er ein freiwilliges ökologisches Jahr bei einer Umweltbildungseinrichtung in Ueckermünde am Stettiner Haff. Zurück in Mengede startete er die letzten Vorbereitungen für eine Radtour in den europäischen Norden.

Start war der 9.5. – am 16.8.2015 ist er wohlbehalten wieder in Mengede angekommen. MENGEDE:InTakt! bat ihn kurz nach seiner Rückkehr über seine noch frischen Eindrücke zu berichten. Einen ausführlicheren Reisebericht wird er uns in den nächsten Wochen zur Verfügung stellen.

Hallo Mathis:  Kannst Du zu Beginn unseres Gesprächs bitte mal die wesentlichen Daten Deiner Radtour beschreiben?
Am 9.5. startete ich an einem schönen Frühlingsmorgen in Mengede. Mit dem Fahrrad fuhr ich in etwas mehr als 3 Monaten circa 5700 Kilometer, auf denen ich Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen passierte. Am 16. August war ich wieder zu Hause.

Wann kam der Gedanke und was war ausschlaggebend für eine solche Radtour und für diese Route?
Vor 5 Jahren verbrachte ich einige Zeit in Nordnorwegen, auf einer Insel in der Nähe der Stadt Hammerfest. Ich besuchte dort eine Bekannte, die ich über eine Freundin meiner Mutter kennengelernt hatte. Sie ist Lehrerin an einer Schule, die ich für 2 Monate besuchte. Es gefiel mir so gut dort, dass ich ein Jahr später meine Sommerferien damit verbrachte, auf einer Farm auf der gleichen Insel zu arbeiten.
Und seit einem Jahr hatte ich nun den Plan gefasst, vor meinem Studium die Leute wieder zu treffen und dabei mal mit dem Fahrrad ein anderes Verkehrsmittel, und damit zwangsläufig eine andere Route zu wählen.

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Eine der schöneren Schlafstellen an der norwegischen Atlantikküste

Gab es unterwegs mal die Überlegung alles zu vereinfachen und die Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzusetzen?
Dadurch, dass ich viel Zeit für mein Vorhaben  hatte (praktisch den ganzen Sommer), hatte ich ursprünglich geplant, mit dem Rad ohne Benutzung von Verkehrsmitteln ans Nordkapp zu fahren, von dort zu den Bekannten nach Hammerfest und dann nach Deutschland zurück zu fliegen.

Aufgrund des schlechten Wetters in Norwegen habe ich dann aber beschlossen, eine große Strecke mit dem Schiff zurückzulegen, das Nordkapp Nordkapp sein zu lassen und es zu ignorieren, und mit dem Fahrrad anschließend wieder Richtung Süden zu radeln. Bis auf diese „große Routenänderung“, eine Nachtzugfahrt in Finnland und einige notwendige Fährpassagen, habe ich selten daran gedacht, öffentliche Vehrkersmittel zu nutzen.

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Ein Wegweiser für den Ostseeküsten-Radweg

Wie waren die Wetterverhältnisse?
Bei herrlichem Frühsommerwetter startete ich in Deutschland, bis Kopenhagen fuhren wir ohne einen einzigen Tropfen Regen. Je weiter ich Richtung Norden kam, desto spürbar kühler wurde es, jedoch war es glücklicherweise immer relativ sonnig. In Norwegen wurde es dann recht kalt, das Thermometer zeigte selten über 10° an, in einer Nacht fiel sogar Schnee. Nachdem ich ab Trondheim die Atlantiküste hochfuhr, waren die Tage sehr verregnet. Übrigens ungewöhnlich für den norwegischen Frühling, wie mir mehrmals gesagt wurde.
In Finnland, den baltischen Staaten, Polen und Deutschland hatte ich dann hauptsächlich sonniges Sommerwetter.

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Brücke über einen Fjord bei Sandnessjøen, Norwegen

Du bist mit einem Partner gestartet, der hat dich bis Kopenhagen begleitet. War es danach schwierig, alleine weiterzufahren?
Über die Begleitung von meinem Freund Dominik, den ich schon sehr lange kenne, bis Kopenhagen, war ich sehr froh. Danach schloss sich mir spontan ein Freund von Dominik aus Kopenhagen an.

Er hieß Christian und fuhr mit mir eine weitere Woche bis Göteborg. Nachdem er dort in den Zug zurück nach Dänemark gestiegen war, erfasste mich eine Euphorie und ein Gefühl von „jetzt geht’s so richtig los“. Dieses Gefühl hielt circa 2 Tage an, danach fiel ich in den ab und zu etwas eintönigen Modus des „Alleine-unterwegs-seins“. Mein steter Begleiter – ein Weltempfänger – hat mich jedoch auf der ganzen Tour nicht verlassen und sorgte oft für gute Unterhaltung und einen kleinen Einblick in die Sprache des Landes, in dem ich mich gerade befand.

Hat Dein Fahrrad die Tour problemlos überstanden?
Bis auf eine kleinere Panne, die zum Glück in der Nähe einer Stadt mit Fahrradwerkstatt passierte, ging alles glatt. Die Bremsbeläge musste ich einige Male austauschen. Vom Klassiker unter den Fahrradpannen, dem Platten, blieb ich übrigens verschont.

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Das „geschmückte“ Fahrrad in der Weite des arktischen Nordens

Haben die Erlebnisse die Lust auf eine weitere Radtour geweckt oder reicht es erst einmal für die nächsten Jahre?
Für die nächste Zeit reichts mir erstmal an längeren Radtouren, ich bin froh, heil angekommen zu sein. Für die nächsten Jahre habe ich allerdings schon einige Pläne gesponnen. Die Radreise, die übrigens meine erste längere Tour war, hat mein Interesse an dieser Art des Reisens geweckt.

Was planst du für die nächste Zeit?
Im Oktober möchte ich ein Geographiestudium an der Universität Bremen beginnen, für das es im Moment einiges zu organisieren gibt. Mal sehen, wie dieser Schritt mein Leben verändern wird.

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