Gedicht des Tages

Vertriebene 1945Lied der Flüchtlinge
von Helmut Käutner

Das Lied der Flüchtlinge, zu dem der Regisseur Helmut Käutner den Text schrieb, wurde von Werner Eisbrenner vertont. Hans Albers nahm es 1947 für die Schallplattenfirma Odeon auf.

Es war die Zeit, als Deutschland in allen vier Besatzungszonen einen großen Vertriebenen- und Flüchtlingsstrom aus den Ost- und Mitteleuropa und den ehemaligen deutschen Ostgebieten aufnehmen musste. Die geschichtlichen Quellen sprechen von 12 bis 14 Millionen Deutschen bzw. deutschstämmigen Bürgern anderer Staaten.

Ein großer Kassenschlager wurde das Lied nie. Das Publikum sah in Albers immer noch den draufgängerischen „Blonden Hans“, als Interpret nachdenklicher Chansons wollten viele ihn nicht hören. Dazu kam, dass man wegen Rohstoffknappheit häufig beim Kauf einer neuen Schallplatte eine alte abgeben musste. Und da wählte man dann doch lieber die damals schon erschienenen „Capri-Fischer“ als Tauschobjekt.

vertrieben-zug 1945

Lied der Flüchtlinge
von Helmut Käutner

Wir ziehen auf endlosen Straßen

durch Tage und Nächte dahin.

Von Gott und den Menschen verlassen,

ganz ohne Ziel, ohne Sinn.

Wir wandern auf endlosen Wegen,

getrieben, verfolgt vom Geschick.

Der trostlosen Zukunft entgegen -

wann finden wir zurück?

Nur ein Dach überm Kopf und das tägliche Brot

und Arbeit für unsere Hände,

dann kämpfen wir gern gegen Unglück und Not

und zwingen das Schicksal zur Wende.

Die Welt soll wieder schön 

in Freiheit und Frieden ersteh’n.

Wir haben zwar alles verloren,

doch woll’n wir den Schmerz übersteh’n.
Wir haben verzweifelt geschworen:

Wir wollen nicht untergeh’n.

Wir lassen die Hoffnung nicht sinken,

wir glauben trotz Tränen und Leid,

dass uns bessere Tage winken

in einer neuen Zeit.

Aber ein Dach überm Kopf und das tägliche Brot

und Arbeit für unsere Hände,

dann kämpfen wir gern gegen Unglück und Not

und zwingen das Schicksal zur Wende.

Die Welt soll wieder schön

in Freiheit und Frieden ersteh’n.
Das Gedicht wurde vorgeschlagen von unserem Redaktionsmitglied Diethelm Textoris
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