Von Mengede per Fahrrad zu den Lofoten und zurück
Im zweiten Teil meines Berichts werde ich von meiner Fahrt entlang der norwegischen Atlantikküste schreiben. Der landschaftlich sehr spektakuläre Teil führte mich von Trondheim immer entlang der Straße 17, dem „Kystriksvei“, bedeutet übersetzt etwa die „Landes-Küstenstraße“.
Dabei musste ich etliche Fjorde umrunden oder mit der Fähre durchkreuzen, Berge mühsam über- und mit Hilfe von langen Tunnels unterqueren und den ein oder anderen Regenschauer über mich ergehen lassen. Bis Bodø fuhr ich die Küste entlang, überquerte den Polarkreis und nahm die Fähre zu den Lofoten. Hier fuhr ich einige Tage mit Hinnerk aus Berlin zusammen (ein angenehmer Zeitgenosse, hier der blog zu seiner Radreise: nordseekuestenradweg.wordpress.com) nach Svolvaer.
Statt einen chronologischen Reisebericht zu verfassen, habe ich mir für diesen Teil überlegt, zwei Tagesaufzeichnungen aus meinem Tagebuch abzuschreiben.
Dienstag, 2.6., 21ster Tag im Sattel:
(am Tag zuvor war ich bei durchgängig strömenden Regen aus Trondheim aufgebrochen und war gestürzt, weil ich ein Schlagloch übersehen hatte, welches sich in einer großen Pfütze verbarg)
„Sehr früh aufgewacht, weil es arschkalt war und ich Angst hatte, dass meine Sachen im Zelt nass werden. Nach draußen geguckt – der Himmel strahlend blau! Abends erfuhr ich die morgendliche Temperatur: 3°C.
Der nächtliche Regen hatte auf´s Zelt gedrückt und – weil ich es nicht richtig abgespannt hatte – darauf eine Pfütze entstehen lassen. Folge: Einige Sachen im Zelt waren nass, vor allem meine Radklamotten waren völlig durchweicht. Also Sachen zusammenpacken und weg hier. Beim Aufstehen starker Schmerz im linken Fuß – die Verletzung vom Sturz gestern hatte sich wohl entzündet. Das Einpacken so sehr mühsam, konnte kaum auftreten. Um 6:00 losgefahren. Scheißmorgen.
Das Wetter sonnig, kein Wölkchen zu sehen und tolle Landschaft. Dafür jedoch sehr hügelig und auch beim Radfahren tat der Fuß weh. An einem See nach 25 Kilometern nette Deutsche getroffen, war sehr froh.
Hab mit ihnen gefrühstückt, meine Sachen in der Sonne getrocknet, ein Nickerchen gehalten und beschlossen, hier einen Ruhetag einzulegen. Sehr entspannter Tag. Ab 16.00 Uhr Regen, schlafe trocken in einer Windschutzhütte.“
Dienstag, 9.6., 28ster Tag im Sattel:
(in der Nähe von Nesna)
„Was für ein Tag! Nicht weit voran gekommen, aber eindrucksvoll. Musste den riesigen Sjonafjord umrunden. Zuerst ging es auf einen über 300m hohen Pass. Der Regen setzte pünktlich ein als ich losfuhr und hat bis jetzt nicht aufgehört. Auf dem Pass links und rechts Schneereste, der Regen wurde zu Hagel und es war teilweise sehr neblig und windig.
Aber auch spektakuläre Aussichten auf den Fjord. Mit fast durchgängig 50 km/h wieder runtergerauscht. War mir nicht ganz geheuer, weil die Bremsen nicht so gut funktionierten (Hinterradbremse muss erneuert werden!) und es sehr böig war. Mittagspause in einer Bushaltestelle. Dort sehr gefroren, weil meine Sachen bereits relativ nass waren.
Das nächste Stück am Fjord zurück dann sehr anstrengend mit Gegenwind, der immer stärker wurde. Zwischendurch zwei 3 Kilometer lange Tunnel, über die ich mich freute, weil sie eine schöne Alternative zu Regen und Wind waren. Am Ausgang des Fjords fast unmöglich gegen den Wind anzukommen. Zum Ende des Tages nach einer Kurve dann wieder mit Rückenwind zu einem Campingplatz „geflogen“, wo ich jetzt eine wohlverdiente Hütte für 400 NOK bezogen habe 🙂 Hier eine unglaubliche Aussicht auf die Berge, die aus dem Meer aufragen. Morgen bitte kein Regen!“
Die Fahrt setzte sich in etwa so fort. Es regnete viel und ich hatte immer seltener Lust, mein Zelt in Regen und Kälte aufzuschlagen.
Meine Sachen konnten selten richtig trocknen und meine Lust auf Norwegen, Meer und Berge verschwand so zusehends. Ab und zu schlief ich in Ställen oder Warteräumen für Fähren, wo es oft sogar eine Heizung gab. Die Lofoten waren landschaftlich absolut atemberaubend – richtig genießen konnte ich die Fahrt dort allerdings nicht. Auch hier war das Wetter leider sehr schlecht.
Deswegen beschloss ich, nach 2550 Kilometern auf dem Sattel von Svolvaer auf den Lofoten das Postschiff zu meinen – bereits früher in meinem Interview mit MENGEDE:InTakt! erwähnten – Bekannten nach Hammerfest zu nehmen.
Dort verbrachte ich zwei sehr wunderschöne und erholsame Wochen, für die ich mich bei Christine an dieser Stelle nochmal besonders herzlich bedanken möchte.
Ich durfte dort miterleben, wie die Leute im kleinen Dorf Akkarfjord auf der Insel Sørøya das „Freiluft- und Fischfestival“ begehen, habe einige Wanderungen unternommen und einen Tag lang mit einem Job als Touristenführer in Hammerfest meine Reisekasse etwas aufgebessert – auch toll!
Nach dieser Zeit setzte ich meine Radreise fort – nun endlich wieder Richtung Süden. Der Sommer fehlte mir doch sehr!