„Kunstbotschafter“

Kunstunterricht des Heinrich-Heine-Gymnasiums IMG_0930 (1)
in Feierstunde gewürdigt

Seit nunmehr fünf Jahren gibt es eine Kooperation zwischen der TU-Dortmund, dem Museum für Kunst des 20. Jahrhunderts in Düsseldorf (K 20) und dem Heinrich-Heine-Gymnasium.

Es handelt sich um ein Projekt – Denkwerktstatt Museum“ – zwischen den drei Institutionen, das beispielhaft für modernen Kunstunterricht ist und das am letzten Dienstag in einer Feierstunde in der gut besuchten Dortmunder Reinoldikirche besonders gewürdigt wurde.Kunst HHG Bild12

Begonnen hatte das Kunstprojekt vor fünf Jahren mit der Zusammenarbeit des Heinrich-Heine-Gymnasiums – hier insbesondere mit Heinz Udo Brenk – und einem Seminar der TU Dortmund mit Dr. Barbara Welzel, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Dortmund.
In diesen Tagen erlebt das Projekt seine sechste Auflage. Dann nämlich werden die Kunstkurse der Jahrgangsstufe „Einführungsphase“ (Stufe EPH) nach Düsseldorf ins K 20 fahren und dort mit Studentinnen und Studenten des Faches Kunst der TU-Dortmund, betreut von Frau Welzel und Herrn Gliesmann, zusammentreffen. Im K 20 wird die Gruppe von ihrem Kunstlehrer – Heinz Udo Brenk – von Frau Welzel, Herrn Gliesmann, der Museumspädagogin und der Museumsleitung begrüßt. Danach beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen mit vier bis fünf ausgesuchten Bildern, die ihnen von je zwei Studierenden, nämlich den sog. Kunstbotschaftern vorgestellt und erläutert werden.

Es ist selbstverständlich, dass eine solche Aktion mit einer so großen Anzahl von OberstufenschülerInnen (80 bis zu 160 waren es jedesmal) aufwändig geplant, vor- und nachbereitet werden muss, sowohl in der Schule, wie auch in der Universität. Aber der Erfolg belohnt alle Beteiligten. Ein Erfolg, der sich herumgesprochen hat und dazu geführt hat, dass inzwischen zwei  weitere Schulen an der Aktion teilnehmen. Am Heinrich-Heine-Gymnasium wird jetzt sogar darüber nachgedacht, wie man die Schüler der EPH ihrerseits in einer Folgeaktion interessieren und in die Lage versetzen kann, zu kompetenten Botschaftern für die Unterstufenschüler des HHG zu werden. Mit der Universität laufen derzeit Planungen für eine vergleichbare Aktion mit den Schülerinnen und Schülern aus den sog. Flüchtlingsklassen.

Auch das Kultusministerium des Landes NRW begleitet das Projekt „Denkwerkstatt Museum“ seit einiger Zeit mit großem Interesse. Insbesondere hat das Ministerium die Herstellung des Bandes 6 der „Studien zur Kunstgeschichte“ finanziell unterstützt. Dieser Band 6 ist nunmehr im Rahmen der „Dortmunder Schriften zur Kunst“ veröffentlicht und trägt den Titel „Denkwerkstatt Museum.“

Es handelt sich um ein sorgfältig und liebevoll erstellten Buchband, in dem die Ideen und die Vorgehensweise dieses Projektes dargestellt werden.
Kultusministerin Ute Schäfer hat ein Grußwort vorangestellt und schreibt darin u.a.: „Ich freue mich, dass die Museumswerkstatt bei verschiedenen Schulen Anklang gefunden hat, allen voran beim Heinrich-Heine-Gymnasium in Dortmund. Die Lehrerinnen und Lehrer haben Kulturelle Bildung selbstverständlich in den schulischen Alltag integriert und die Schülerinnen und Schüler bestätigen, wie wichtig derartige Projekte sind. Viele von ihnen sind ihrerseits zu Botschaftern des Museums für Familien, Freunde und jüngere Schüler geworden.“

Abgesehen vom Grußwort. Die Veröffentlichung liest sich insgesamt sehr gut, weil alle drei Teilnehmer des Projektes „einander Gastgeber“ sind und sich „einander in die Pflicht nehmen. In der ‚Denkwertstatt Museum‘ loten Studierende und ihre Dozent/Innen, SchülerIinnen und Lehrerinnen das Museum als Verhandlungsort über Kunst, kulturelle Erinnerung und Gegenwart aus.“

Dass dies notwendig ist, zeigt z. B. der Beitrag von Niklas Gliesmann. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter leitet er seit 2013 das Projekt. In der ersten Begegnung fragt er die Schülerinnen und Schüler regelmäßig, wer schon einmal ein Kunstmuseum besucht hat. Etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler meldet sich. Auf die Frage, wer bereits schon mal in der Kunstsammlung NRW gewesen sei, gibt es meist keine positive Rückmeldung.
Auch der Beitrag von Heinz Udo Brenk vom HHG lässt erahnen, dass es erheblichen Engagements bedarf, solch ein Projekt durchzuführen. Für die Schülerinnen und Schüler wie für die Schule hat es sich aber gelohnt hat, die zusätzlichen Mühen auf sich zu nehmen.Kunstbotschafter HHG Erstes Bild

 

Auch für den Leser, der jetzt nicht unbedingt am Schulalltag teilnimmt, dürfte der vorliegende Band mit großem Gewinn zu lesen sein. Schon alleine der Abdruck eines Vortrages von Pierre Rosenberg, dem langjährigen Direktor des Louvre (1994 – 2001), den er als Eröffnungsvortrag im September in Paris an der Sorbonne zum Thema „Kunstgeschichtsunterricht an Schulen“ gehalten hat, gibt der Veröffentlichung einen besonderen Wert. Und nicht zuletzt die Beschreibung der Studierenden, auf welche Weise sie gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern – meist erfolgreich – versucht haben, die verschiedenen Kunstwerke verstehen zu lernen – z. B. Number 32, 1950 von Jackson Pollock – liest sich spannend.

So stellt man sich jedenfalls die Zusammenarbeit dreier Institutionen vor , die eigentlich das gleiche Ziel haben sollten, aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen häufig nicht dazu kommen, an der Umsetzung dieses Ziele zu arbeiten.

Kunst HHG Bild8Diese Veöffentlichung ist nun erschienen und wurde am Dienstagabend im Rahmen der öffentlichen Vorlesung „Bild & Klang“ in der Reinoldikirche vorgestellt. Das Heinrich-Heine-Gymnasium war dabei mit Wortbeiträgen des Schülers Jonathan Behr und des Kunstlehrers Heinz Udo Brenk vertreten. Sie und alle, die an Projekt mitgewirkt haben, haben ihre Sache sehr gut gemacht.

Studien zur Kunstgeschichte, Band 6, Niklas Gliesmann und Barbara Welzel (Hrsg.), Denkwerkstatt Museum, ISBN 978-3-738632-96-5, 10,- €
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