Beckenbauer, wo bist Du?

Sagenhaft 

kriminelleenergie1

Cartoon: Mario Lars

Ein Kolumne von Cawi Schmälter

Spötter nennen ihn gern Firlefranz, seine Verehrer sehen in ihm eine Lichtgestalt oder gar einen Kaiser, quasi den letzten Kaiser in einer Reihe von respektablen und weniger respektablen Vorgängern. Aber Spaß beiseite, letztere mögen Recht haben.

Zu ähnlich sind bei näherem Hinsehen und Vergleichen die Übereinstimmungen unseres Fußball-Kaisers Franz mit einem der ehemals Mächtigen, dem alten Kaiser Friedrich Barbarossa. Einer, der heute noch nach fast 800 Jahren in einem unterirdischen Schloss, vermutlich unterhalb des Kyffhäuserbergs in Thüringen, schlafend darauf wartet, in aller Herrlichkeit zurückzukehren. Alle 100 Jahre schickt er einen seiner Zwerge hinauf um nachzusehen, ob die Raben, die mit ihrem schwarzen Gefieder als Sinnbilder für Zwietracht und Unglück gelten, noch um den Berg fliegen. Und erst wenn sein feuerroter Bart ganz um seinen marmornen Tisch herumgewachsen ist, wird er sich aufmachen.

Das kann noch dauern!

Irgendwo – vielleicht auch unter dem Kyffhäuser(?) , wahrscheinlich aber in einer Luxushöhle in den österreichischen Alpenbergen, vermutet man nun auch den aktuellen Kaiser. Er, der in den Zeiten, in denen er noch an der Erdoberfläche mit Hingabe dafür sorgte, dass wir alle die richtigen Produkte konsumieren und fast jeden Tag in „Bild“ (Vorsicht: Wortspiel) und Ton seine Kommentare zu allen möglichen Fußballspielen absonderte, ist plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Seine letzten Worte stehen schwer im Raum: „Es wurden keine Stimmen gekauft, um die WM 2006 zu bekommen.“ Danach ward er nicht mehr gesehen.

Seine Zwerge, die Knappen Niersbach und Zwanziger, denen er den Zutritt in sein unterirdisches Reich verweigert hatte, sorgen sich nun allein um die Kassen des Imperiums mit dem ehrwürdigen Namen DFB, jeder auf seine Weise. Doch sie haben es schwer. Wo können sie diese Schatullen, die es ja eigentlich gar nicht gibt, aufspüren? Zumal diese sich in ihrem farbigem Outfit angeblich dem Federkleid der Kyffhäuser-Vögel angepasst haben sollen?

Üben wir uns in Geduld und wenn es 100 Jahre dauert. Es wird der Tag kommen, an dem wie der sagenhafte Barbarossa auch Kaiser Franz aus seinem Gemach aufsteigt, uns großmütig mit seinen Weisheiten beglückt und uns vielleicht sogar noch einmal ein Sommermärchen erzählt. Dass wir im Jahre 2022 zu Weihnachten im schönen Wüstenstaat Katar ein Wintermärchen erleben dürfen, hat er uns ja zu Zeiten, in denen er noch präsent war, bereits versprochen.