Jugendbuchempfehlung

mario lars buecher_0Maureen Johnson: Die Schatten von London

(Jugendbuch ab 14 Jahren)

„Der Herbst des Jahres 1888 ging als „Herbst des Schreckens“ in die Geschichte ein.

Damals lauerte Jack the Ripper mit seinem Messer irgendwo im Nebel seinen Opfern auf, und niemand hatte auch nur die leiseste Ahnung, wann und wo er das nächste Mal zuschlagen würde. […] Er hatte die grausamen und zudem komplexen Morde praktisch direkt vor den Augen der Polizei begangen, und niemand hatte etwas gesehen. In diesem Punkt waren die Ereignisse von damals und heute absolut identisch.“ (S.119)

Der Tag an dem Rory im Internat Wexford ankommt, ist gleichzeitig der Tag, an dem der erste Mord geschieht. Und es soll nicht der einzige bleiben.
Der Mörder: Unsichtbar.
Die Opfer: Frauen.

schatten london

Und deren grausame Verletzungen sprechen alle für eine Sache: Jack the Ripper ist zurück. Oder zumindest jemand, der ihn kopiert. Er lässt die englische Bevölkerung erzittern. Denn trotz Polizei, Überwachungen und Hubschraubern tötet er ungehindert weiter und wird nie gesehen. Eine einzige Zeugin jedoch gibt es: Rory. Sie hat ihn gesehen und diese Tatsache birgt eine gefährliche Überraschung.

Denn ehe sie sich versieht, wird sie vom Ripper als nächstes Opfer auserkoren…

Zuallererst möchte ich die optische Gestaltung des Buches loben. Das Cover und die Karte im Inneren des Buches wurden passend ausgewählt und bringen die richtige Stimmung beim Leser hervor. Die Hauptperson Rory ist eine lebendig und facettenreich dargestellte Figur. Ihre Handlungen sind meist nachvollziehbar und ergeben Sinn, sodass man merkt, dass Maureen Johnson sich mit diesem sympathischen Charakter wirklich sehr beschäftigt hat.

Ein paar ihrer Freunde werden teilweise jedoch zu oberflächlich abgehandelt, was ich zwischendurch echt schade fand. Dazu zählt auch Rorys Freund Jerome, den sie im Internat kennen gelernt hat. Die ganze Geschichte zwischen den beiden kommt zum Teil leider unwirklich herüber, was vielleicht auch daran liegt, dass der Fokus des Buches nicht auf einer Lovestory liegt.

Der Anfang und Rorys Ankunft im Internat ziehen sich erst sehr in die Länge. Auch wenn es für mich realistisch ist, dass sich ein amerikanisches Mädchen erst nicht wirklich mit den ripperähnlichen Morden auseinandersetzen kann und will, hätte ich mir doch etwas mehr Spannung gewünscht. Der Wendepunkt der Geschichte kam sehr plötzlich und die darauffolgende Erkenntnis, WARUM der Ripper nie gesehen wird, hat mich ehrlich ein bisschen aus den Socken gehauen.

Eine interessante Idee, doch hat es für mich etwas die Spannung genommen und die vorher herrschende „reale“ Geschichte in eine Fantasy-Story verwandelt. Die Autorin hat viel Wissen über den Ripper mit eingebracht und hat es geschafft, genau die Waage zwischen zu viel und zu wenig zu halten. Ein lesenswertes Buch für regnerische Herbsttage!

Rezensiert von Early Bird Lisa (18)

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