München – die Weltstadt mit Herz

Pegida und die Zwiebeltürme

Pegida macht’s möglich! Der Adventskalender der Firma Lindt mit der Bezeichnung „1000 und eine Nacht“ und mit dem Abbild einer Moschee löste im Internet einen Proteststurm aus.

In weit mehr als 600 Postings auf facebook empörte man sich, angefangen vom Kauf-Boykott, bis hin zur offen artikulierten Islam-Hetze. Für den Schokoladenhersteller ohne Wirkung, der Kalender ist schon lange ausverkauft.

Doch damit bekommt die bayerische Staatsregierung und auch die CSU ein Problem: Was geschieht nun mit den Zwiebeltürmen der Münchener Frauenkirche? Das wichtigste Wahrzeichen der bayerischen Metropole passt nicht mehr ins Ortsbild. Man komme nicht umhin, so Dr. Mörtelhuber von der BBB (Bayerische-Bau-Behörde) die berühmten Dom-Halbkugeln abzutragen und statt derer altdeutsche Spitztürme aufzusetzen. Grund für die nun notwendige und nicht unerhebliche Umbaumaßnahme sei die Ähnlichkeit mit dem ältesten monumentalen Sakralbau des Islam, dem Felsendom auf dem Tempelberg in Jerusalem.

Investorenkreisen, so hört man, käme eine Umrüstung nicht ungelegen. Das Ortsgesetz, kein Bauwerk im Stadtzentrum dürfe die Turmhöhe der Frauenkirche (derzeit knapp 99 Meter) überragen, ließe sich durch das Aufsetzen eines altdeutschen Spitzturms elegant umgehen. Gedacht sei bereits, so Dr. Mörtelhuber, an eine Skyline ähnlich der von Frankfurt a.M. Die ersten groben Architekten-Entwürfe für den Kirchenumbau (siehe Fotomontage) können bereits im Netz diskutiert werden.

Bild München

Es ist zu erwarten, dass die Münchener Bürgerschaft der Baumaßnahme zustimmen wird. So wie es auch keinen Protest gegen die Verhüllung des Südturms durch den amerikanischen Objektkünstler Christo gab – eine süddeutsche Antwort auf die Reichstagsverhüllung in Berlin – soll mit der Errichtung der neuen Turmhelme das weltweit höchste Sakralgebäude – das Ulmer Münster – um 2 Zentimeter übertroffen werden.

Um sich dem Unmut der gutbetuchten arabischen Besucher- und Käufermassen nicht vollends auszusetzen, wolle man in diesem Zusammenhang auch eine Namensänderung in Erwägung ziehen. „Frauenkirche“ als Bezeichnung für einen Dom – damit hätten die patriarchisch orientierten Gäste aus dem Nahen Osten schon lange ihre Schwierigkeiten. Derzeitiger Favorit ist die Bezeichnung „Kaiserdom“ in Anlehnung an einen weltberühmten Finanzjongleur dieser Stadt. Lebensgroße Holzfiguren der Ortsheiligen Rummenigge und Hoeneß sollen dann als Wächter des Opferstocks nahe des Kreuzgangs aufgestellt werden. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, wird für diese Arbeit bereits ein Wettbewerb der Oberammergauer Herrgottschnitzer vorbereitet.

Ausriss

Toleranz auf bayrisch, das zeichnet sie aus, die Weltstadt mit Herz. Wie kleingeistig dagegen das im Spiegel (Nr. 49, Seite 52) zitierte Gerücht aus dem schwäbischen Sigmaringen, die Flüchtlinge hätten einen Streichelzoo aufgegessen.

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