Von wild gewordenen Handfegern
Hach, bin ich froh, dass es Kolumnen gibt. Beim Schreiben kann ich mir so richtig meinen Frust von der Seele reden. Das mache ich ausgiebig und gerne, wenn mich das Leben verwirrt.
Und das tut es manchmal. Wie heißt es in der Werbung? Nicht immer, aber immer öfter.
In der Stadt zum Beispiel. Weihnachten ist gerade vorbei, trotzdem hetzen Menschenmassen immer noch durch die Einkaufsmeilen. Weihnachtsgeschenke müssen wieder umgetauscht, neue Sachen für den nahenden Frühling angeschafft werden. Die Binnen-Konjunktur muss angekurbelt werden, wenn der Export wegen China lahmt.
Das allein ist aber nicht das Problem. Das Problem beginnt vorher. Bei der Parkplatzsuche quasi. Dort kann man lernen, wie das menschliche Miteinander funktioniert. Da tobt der Kampf um die letzte Stellmöglichkeit bis aufs Messer. Es wird gedrängelt und gehupt, geschnippelt und gedroht. Seien wir doch mal ehrlich. Meist sind es ja die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Irritationen auslösen.
Während Frauen ihren Konkurrenten ihre augenblickliche Gefühlslage mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Gesichtsausdrücken entgegenschleudern, kommunizieren Männer lautstark in Vergleichen.
Da wird eine „Zimtzicke“ aufgefordert ihre Hufe zu schwingen, während unter zur Hilfenahme des Stinkefingers ein Artgenosse, es handelt sich hier um die Spezies „gesenkte Sau“, wutschnaubend nach rechts abgedrängt wird.
Ungerührt der Vorfälle ringsum nutzt ein „wild gewordener Handfeger“, (man muss ja schließlich Entscheidungen fällen), die Gelegenheit, quetscht sich klammheimlich am Ort des Geschehens vorbei, und landet zielsicher auf dem Platz der allgemeinen Begierde.
Giftpfeile, von Augen abgeschossen, fliegen durch die Luft, und schleunigst macht sich das „blöde Weibsstück“, ohne „den Schuss“ gehört zu haben, vom Acker.
Tja, wie soll ich’s sagen – der Umgang miteinander funktioniert halt nicht, und das ist ein höchst komplexes Problem. Manche Dinge klärt der Staatsanwalt oder ein Schlichter. Das kann man gut heißen oder auch nicht. Wie vieles andere auch.