Sehnsucht nach den Seychellen, aber Mengede ist die zweite Heimat
Bisher hat MENGEDE:InTakt! zwei Personen in der Reihe „Mein ausländischer Freund und Nachbar“ vorgestellt: Thomas und Salvatore. Unsere Gesprächspartnerin in der heutigen Folge ist eine junge Frau. Mit ihren beiden Vorgängern hat sie eines gemeinsam: Sie ist ebenfalls in der Gastronomie tätig.
Im Gegensatz zu ihren beiden Vorgängern ist sie britische Staatsangehörige. Sie ist in Bath in England geboren und dort auch aufgewachsen. Ihr Vater ist Engländer, die Familie ihrer Mutter lebt auf den Seychellen.
Unsere Gesprächspartnerin erinnert auf den ersten Blick an „Pumuckl“. Viele werden ihn kennen: Pumuckl ist ein rothaariger – in unserem Fall ein schwarzhaariger – Kobold, der beim Schreinermeister Franz Eder lebt, seit er an dessen Leimtopf kleben geblieben ist. Dadurch wurde der kleine Nachfahre der Klabautermänner für den Schreiner sichtbar und ist durch ein Koboldgesetz verpflichtet, bei ihm zu bleiben. Pumuckl liebt knisterndes Papier, glitzernde Gegenstände, Schokolade, Pudding, Segelboote und Unordnung, hat eine starke Abneigung gegen Katzen, Heinzelmännchen und Gartenzwerge, mag dafür aber Kleintiere wie Meerschweinchen und Mäuse gerne.
Wer es bisher noch nicht erraten hat: Unsere heutige Gesprächspartnerin – Freundin und Nachbarin – ist Priscilla Meyer-Corpe, man kennt sie eher unter dem Namen Cilla Meyer. Bis zu ihrem 24. Lebensjahr hat sie in Bath gelebt, dort eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert und als solche gearbeitet. Danach ist sie nach Dortmund umgezogen. Als sie nach Deutschland kam, sprach sie kein Wort Deutsch, und von daher lag es nahe, in der Gastronomie zu arbeiten. Das schien ihr die beste Möglichkeit, die Sprache ihre Gastlandes lesen, schreiben und sprechen zu lernen. Für den Besuch einer Sprachschule hatte sie kein Geld, denn sie musste es zunächst für ihren Lebensunterhalt verdienen.
Wenn man sich heute mit ihr unterhält, kann man nur sagen: „Auch ohne Sprachschule, gut gelungen!“ Manchmal hört man einen leichten Dialekt heraus – der gelegentlich Erinnerungen an Jürgen von Manger weckt. Allerdings kann man bei solchen Gelegenheiten auch nicht sicher sein, ob sie ihren Gesprächspartner nicht etwas veräppeln möchte.
Nunmehr lebt sie fast schon so viel Jahre in Dortmund wie vorher in England. Ihre erste Arbeitsstellen waren in Eving und Brechten. Danach führte sie mit ihrem Partner das Volksgarten- Restaurant in Mengede, anschließend bis 2009 den „Burghof“ in Mengede. Seit 2009 ist sie Partnerin beim Partyservice Surmann.
Im Grunde genommen könnte man sie als „alte Mengederin“ bezeichnen. Aber das würde sie wohl ablehnen. Nicht nur wegen ihres jugendlichen Aussehens, sondern auch weil sie sich ungern vereinnahmen lassen möchte. Allerdings fühlt sie sich in Mengede pudelwohl. Hier findet sie alle Dinge des täglichen Bedarfs, die Nachbarstädte sind gut zu erreichen. Die Menschen sind freundlich, offen und direkt – „bis auf sehr wenige, aber die dürfte es überall geben“, ist Priscilla Meyer-Corpe überzeugt.
„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, heißt ein deutsches Sprichwort. Nicht immer verkünden Volksweisheiten die pure Wahrheit, aber auf Priscilla trifft das zu. Anders ausgedrückt: Es ist kaum vorstellbar, dass sie jemandem unfreundlich oder gar barsch begegnet. Es wäre allerdings falsch, sie als harmoniesüchtig zu bezeichnen. So kann sie schnell zum wilden „Pumuckl“ werden, wenn Kunden, die es eigentlich nicht nötig hätten, mit teilweise unanständigen Methoden versuchen, mit ihr über die Preise zu feilschen. Ihr Anspruch ist, „Qualität auf hohem Niveau zu liefern, und die hat nun mal auch ihren Preis.“ Von diesem Grundsatz lässt sie sich nicht abbringen.
Aber ansonsten macht ihr die Tätigkeit beim Partyservice Surmann großen Spaß, denn sie hat gerne mit Menschen zu tun und sie freut sich, wenn sie helfen und optimal beraten kann. Sie lebt auf, wenn sie im Zuge ihrer täglichen Arbeit neue Leute kennenlernt. Dabei merkt sie auch, dass sie relativ schnell guten Kontakt zu ihrem Gegenüber aufbauen kann. Sie findet es schade, dass sich im Laufe der Jahre nur wenige neue Freundschaften ergeben haben. „Der Tag hat nur 24 Stunden. Neben der Arbeit bleibt kaum Zeit, die wenigen Freundschaften zu pflegen, die man noch hat“, sagt sie bedauernd.
Die fehlende Zeit ist auch daran schuld, dass sie ihre Hobbys nicht so pflegen kann, wie sie eigentlich möchte. Sie betreibt gerne Ausdauersportarten, liest vorwiegend Krimis und sieht sich Fußballspiele an, in erster Linie die vom BVB – alles natürlich zeitlich sehr begrenzt. Auf die Frage, was sie denn augenblicklich in ihren Job beim Partyservice Surmann so alles treibt, kommt die spontane Antwort: „Alles, außer Küche!“ Für die Küche ist ihr Partner Axel Surmann zuständig, der den Betrieb seit über 20 Jahren erfolgreich in Mengede führt. Und was „Alles, außer … „ heißt, kann sich vorstellen, wer sich mal etwas näher im Unternehmen umschaut.
Unter Partyservice stellt sich in der Regel jeder etwas anderes vor. Bei Surmann ging es schon immer darum, kalte und warme Speisen für familiäre Festlichkeiten herzustellen. Anfangs war dies auch das Hauptbetätigunsfeld des Betriebes.
Im Laufe der Jahre hat sich das erheblich geändert. Gewachsen sind in dieser Zeit Sonderveranstaltungen. Dahinter verbergen sich z. B. Betriebsfeiern von Firmen aus unterschiedlichen Anlässen, die diese dann vom Partyservice Surmann organisieren lassen. Es sind aber auch Veranstaltungen, wie das 125-jährige Jubiläum des Turnvereins Mengede in diesem Sommer oder das Catering beim diesjährigen Nikolausmarkt um die evgl. Remigiuskirche.
Das sind Tage, für die eine perfekte Organsiation erforderlich ist: In der Vorbereitung, in der Küche, am Tag der Veranstaltung und danach. Zu diesen Terminen ist das Organisationstalent und die Kreativität von Priscilla Meyer-Corpe besonders gefragt.
Dagegen ist die regelmäßige Betreuung von Günnas Theater im Olpketal eher ein Heimspiel; Heimspiel deshalb, weil die Abläufe für das Catering planbar und damit überschaubar sind.
Egal, welche Aufträge zu erledigen sind, ob ein Buffet für 10 oder eines für 450 Personen, in einem besteht kein Unterschied: Nachlässigkeiten dürfen nicht zugelassen werden, in keiner Phase der Vorbereitung und Durchführung. Fragen der Qualität – auch wenn Priscilla Meyer-Corpe sich scheut, den Begriff Qualitätsmanagement in den Mund zu nehmen – sind tägliche Herausforderungen für sie. Falls sie merkt, dass sich hier Routine oder gar ein Schlendrian einschleicht, kann sie – ähnlich wie Pumuckl – fuchsteufelswild werden.
An anderer Stelle in diesem Beitrag wurde bereits geschrieben, es sei kaum vorstellbar, dass Priscilla Meyer-Corpe jemandem barsch oder unfreundlich begegnet oder gar streitsüchtig sein könntet. Diese Einschätzung wird bestätigt, wenn sie auf die Frage, ob es etwas gäbe, das ihr zutiefst zuwider sei, knapp antwortet: „Streit, der nicht geschlichtet werden kann.“ Es passt zu ihr, dass sie eine Auskunft auf die Bitte verweigert, doch mal ein Beispiel dafür zu nennen.
Wenn sie sich einen Wunsch erfüllen könnte, wie könnte der lauten, fragen wir sie am Ende des Gesprächs. „Ich würde liebend gerne einmal die Seyschellen erkunden und bei dieser Gelegenheit vor allem die Familienmitglieder kennenlernen, die ich bisher noch nie gesehen habe.“
Optimismus ist eine ihrer Stärken – deswegen sollte Priscilla Meyer-Corpe sich diesen Wunsch locker und nicht in allzu ferner Zukunft erfüllen können.