Gefährliche Werbung mit drei Buchstaben
Wie funktioniert Werbung? Ganz einfach: Es reicht völlig, ausschließlich den Namen des Produktes in allen Medien, an allen öffentlichen Plätzen – vorzugsweise in Verbindung mit Sportveranstaltungen – bekannt zu machen, ihn somit tief in unserem Unterbewusstsein zu verankern und dadurch Kaufimpulse zu implementieren.
Kein Mensch, selbst wenn er nur über rudimentäre Englisch-Kenntnisse verfügt, erwartet bei dem Begriff „Red Bull“, dass ihm im Supermarkt ein rotangestrichenes männliches Rind präsentiert wird.
Allgemeingefährlich hingegen wird es, wenn obiges Prinzip auch in der Politik dazu führt, die zögernde Wählerhand zu manipulieren. Drei Buchstaben, der erste ein A, die weiteren werde ich nicht nennen, genügen heute vielen Zeitgenossen, um völlig kritikabstinent den Slogans dieser Gruppierung in Umfragen zuzustimmen.
Und deren Verkaufslackierung ist nicht schlecht. Eine attraktive Frontfrau, sogar als Cover auf dem „Spiegel“, in allen Talkshows der Republik hoffähig gemacht – manchmal sogar mit schwarz-rot-goldenem Fähnchen behangen – , die sozialen Netzwerke befeuernd – das reicht offensichtlich, um viele Anhänger zu überzeugen.
Alle Grenzen dicht? „Muss sein!“
Schießen auf Flüchtlinge bei illegalem Grenzübertritt? „30prozentige Zustimmung!“
Die Bundeskanzlerin nach Chile ausweisen? „Jawoll!“
Lügenpresse, Bahnhofswinker, Gutmenschen, es hängt einem zum Halse heraus: In fast jeder Nachrichtensendung damit verbunden die drei Buchstaben, die ich nicht nennen möchte.
Natürlich gab es auch in den Wahlkämpfen der etablierten Parteien in der Vergangenheit viele Versprechungen („Geistig moralische Wende“, „Merkel wählen, das wird teuer“, „Freiheit statt Sozialismus“). Der Rigorismus obiger Aussagen übersteigt aber alles bisher Dagewesene.
Sorgen macht aber auch in diesem Zusammenhang die geistige Bruderschaft führender Vertreter einer konservativen Partei aus Deutschlands Süden, die sogar der derzeitigen Bundesregierung angehört. Mit ständigem Schielen nach rechts-außen hofft man offensichtlich, bei den anstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz vom rechten Kuchen einige Stücke abzubekommen.
Am Abend des 13. März, dem Termin dieser Wahlen, sind wir schlauer. Da wird sich zeigen, wie erfolgreich die Werbekampagnen angeschlagen haben. Es ist zu befürchten, dass die Resignation vieler Wähler sich darin ausdrücken wird, auf eine Stimmabgabe zu verzichten, die Anhänger der extremen Parteien jedoch geschlossen antreten werden.