Teilerfolg nach jahrelangem Kampf –
aber der ist noch nicht zu Ende
Vorbemerkungen: In einem ausführlichen Beitrag berichteten die Ruhr Nachrichten kürzlich über das Ergebnis ihrer Recherchen zum Stand der Straßensanierungen im Ortskern Mengede, insbesondere über geplante Maßnahmen für die Straßen „Am Hohen Teich/Siegenstraße“. MENGEDE:InTakt! hat Tobias Walczak gebeten, die in diesem Bericht angekündigten Ergebnisse zu kommentieren. T. Walczak ist Mitglied der Interessengemeinschaft, die sich seit 10 Jahren für eine Sanierung der beiden Straßen einsetzt.(K.N.)
„Neue Asphaltdecke kommt!“ – so kündigte vor einigen Tagen ein Artikel der Ruhr Nachrichten die lang ersehnte Sanierung der Siegenstraße im Ortskern von Mengede an. Doch Grund zur Freude mag bei den Anwohnern nicht so recht aufkommen. Zum einen haben wir in den letzten Jahren gelernt, Aussagen der Verwaltung mit Vorsicht zu genießen, zum anderen stellt sich die Frage, warum die Verwaltung die dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen ausschließlich für die Siegenstraße und nicht auch für den „Hohen Teich“ vorgesehen hat. Leider widmet sich der Zeitungsartikel nicht diesem Thema.
Rückblick
Immerhin schon mal ein Teilerfolg, aber wir sind noch nicht am Ende. Deswegen lohnt sich an dieser Stelle ein Blick zurück. Es sind nunmehr 10 Jahre vergangen, dass sich eine Interessengemeinschaft „Am Hohen Teich / Siegenstraße“ zusammengefunden hat, um auf drei wesentliche Probleme hinzuweisen, die bereits damals im Mengeder Ortskern ein großes Ärgernis waren:
- der marode Zustand der beiden Straßen,
- die starke Zunahme des Schwerlastverkehrs auf den beiden Straßen,
- die permanenten Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Leider hat sich in diesen 10 Jahren im Grunde an den Problemen nichts verbessert, obwohl es diverse Termine mit Vertretern des Tiefbauamtes gegeben hat und Vertreter der Interessengemeinschaft zudem regelmäßig den Kontakt mit der Bezirksvertretung Mengede gesucht haben, um auf die problematische Situation hinzuweisen. U. a. wurde der Bezirksvertretung bereits im August 2010 eine Liste mit mehr als 100 Unterschriften der Anwohner überreicht. Es fanden diverse Gespräche statt, und zuletzt noch gab es vor einem Jahr eine Anfrage an die BV, die bisher allerdings noch nicht beantwortet wurde.
Immer ging es bei den Gesprächen bzw. Eingaben um die drei obergenannten Problembereiche und jedes Mal gab es vom Tiefbauamt allenfalls Nebelkerzen. Mal wurde eine Beeinträchtigung der Anwohner schlicht infrage gestellt, mal wurde eine Abhilfe in Aussicht gestellt, aber wegen fehlender Mittel verschoben. Selbst für eine ausgesprochen absurde Argumentation war man sich amtlicherseits nicht zu schade: Die Gebäude befänden sich nicht auf dem neusten Stand der Bautechnik, weshalb man sich nicht wundern dürfe, dass in den Wohnungen die Gläser klappern, wenn ein Bus oder ein Lkw vorbeifährt.
Vermutlich ist bei dieser unglaublichen Argumentation den zuständigen Bediensteten der Stadt nicht aufgefallen, dass es sich bei einer Reihe dieser Bauten um Gebäude handelt, die Ende zwischen 1890 und 1915 errichtet wurden, die inzwischen unter Denkmalschutz stehen und die heute den besonderen Reiz des alten Ortskerns Mengede ausmachen.
Ein anderes Mal wurden von Mitarbeitern des Tiefbauamtes Zweifel geäußert, ob eine Sanierung der beiden Straßen überhaupt zu einer Verbesserung der Situation führen könnte.
Zu diesem maroden Zustand der Straßen gesellt sich die erhebliche Zunahme des Schwerlastverkehrs mitten im Ortskern Mengede. Über 200 Busse täglich und schwere Lkws, die Geschäfte am Busbahnhof beliefern, fahren von früh bis spät durch den Ortskern – häufig mit überhöhter Geschwindigkeit. Immer wieder haben die Anwohner die Bezirksvertretung darauf hingewiesen, dass der Busverkehr und der starke Lkw-Verkehr zu einer erheblichen Beeinträchtigung für die dort wohnenden Menschen führen.
Einen Vorschlag der Interessengemeinschaft, die Durchfahrt für Schwerlastverkehr in den beiden Straßen zu untersagen und stattdessen auf die eigentliche Umgehungsstraße „Schaphusstraße“ zu verlagern, lehnte die Verwaltung ab. Auch der Vorschlag, den Busverkehr auf mehrere Straßen zu verteilen, blieb ohne Wirkung, bis auf einen Hinweis der Verwaltung in einer Stellungnahme an die Bezirksvertretung, dass es nicht helfe, Probleme auf andere Straßen zu verlagern. Dem stimmen wir grundsätzlich zu, allerdings handelt es sich bei der Schaphusstraße um eine Umgehungsstraße, die genau für diesen Zweck gebaut wurde. Kaum vorstellbar, dass die Verwaltung dies übersehen hat, ebenso wie die Tatsache, dass es sich bei den Straßen Am Hohen Teich und Siegenstraße um einen zu schützenden Schulweg handelt.
Die Interessengemeinschaft hatte zudem sowohl die Bezirksvertretung als auch das Ordnungsamt darauf hingewiesen, dass Geschwindigkeiten im Ortskern deutlich überschritten werden. Unregelmäßig eingeplante „Blitzer“ zeugen zwar davon, dass auch die Verwaltung Handlungsbedarf sieht, allerdings stellt diese Maßnahme keine Lösung mit Langzeitwirkung dar. Insbesondere die Straße Am Hohen Teich bietet aufgrund ihrer geraden Richtungsführung eine ideale Rennstrecke für Fahrzeuge aller Art in oder aus dem Ortskern kommend. Davon kann auch der Busverkehr nicht ausgenommen werden. Mehrmals wurden Beschwerden bei den Busunternehmen vorgetragen. Diese wurden allerdings mit der Begründung entkräftet, dass die Straßen aufgrund ihres Zustandes gar nicht die Möglichkeit für Busse bieten, schneller zu fahren als erlaubt. Diese Aussagen sind insofern verwunderlich, weil zahlreiche Anwohner die regelmäßigen Geschwindigkeitsüberschreitungen bezeugen können. Es war den Anwohnern auch nicht plausibel zu erklären, warum eine Tempo-30-Zone erst eingerichtet werden konnte, als offenbar die Straßenschäden diese Maßnahme erzwungen haben.
Hoffnungsschimmer
Zusammenfassend lässt sich nach einem nunmehr 10 Jahre langen Kampf der Interessengemeinschaft festhalten, dass erst die Recherche der Ruhr Nachrichten klare Aussagen der Verwaltung hinsichtlich einer Straßensanierung herbeigeführt haben. Warum diese Aussagen nicht gegenüber der Bezirksvertretung getroffen wurden oder die Ergebnisse nicht der Interessengemeinschaft mitgeteilt wurden, ist wenig nachvollziehbar, hat vor allem mit einer bürgernahen Verwaltung nichts zu tun.
Somit wird die Interessengemeinschaft weiter darum kämpfen, dass auch der „Hohe Teich“ in das Sanierungsprogramm aufgenommen wird und neben einer Straßensanierung Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Ortskern folgen werden.
Denn es macht ja wenig Sinn, wenn die Rigwinstraße demnächst im Wege des Bauvorhabens „Busbahnhof“ erneuert und die Siegenstraße im unteren Teil grundsaniert wird, währenddessen im dazwischen liegenden Stück „Am Hohen Teich“ weiterhin Flickschusterei angesagt sein soll.
Es wäre schön, wenn sich die Bezirksvertretung Mengede gegenüber der Verwaltung in dieser Frage eindeutig positionieren würde.