Arme Kirche – doch Nette musiziert


Kirchturm im Herbst„Er hat auch dieses Haus in seiner Hand!“

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der große Saal der ev. Noah-Gemeinde in Nette beim Sonntags-Konzert unter dem Titel „Netter singen und musizieren für Nette“. Eine Veranstaltung, bei der natürlich die Musik im Mittelpunkt stand, die aber auch die Botschaft transportierte, alles dafür zu unternehmen, dass die drohende Schließung dieses im Gemeindebezirk einzigartigen Raums abgewendet werden kann.

In seiner Begrüßungsrede appellierte Dr. Heinrich Mönninghoff an das Presbyterium, die Sorgen der Menschen in der Mitte
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des Stadtbezirks ernst zu nehmen. Zwar seien die finanziellen Probleme der Kirchengemeinde seit vielen Jahren bekannt und letztlich sei der Zusammenschluss der früher selbständigen Gemeinden zur heutigen Gesamt-Noah Gemeinde ausschließlich aus finanziellen Erwägungen beschlossen worden. Gerade deshalb sei es in diesen Zeiten umso mehr notwendig, mit einem Höchstmaß an Kreativität und Steigerung des effektiven Handelns eine für alle tragbare Lösung anzustreben. Eine Amputation eines gesamten Gemeindebereiches sei nicht hinnehmbar. Den geplanten Abriss des Glockenturms verglich er mit barbarischen Praktiken aus dem Mittelalter. Schon damals seien bei feindlichen Angriffen Kirchtürme geschändet und deren Glocken zerstört worden, um den Christinnen und Christen ihre Identifikation zu nehmen.

Konzerte haben in Nette eine lange Tradition. Nicht zuletzt wegen der ausgezeichneten akustischen Bedingungen, die der große Kirchsaal den Musizierenden bietet. Friederike Mönnighoff brachte es bei der Ansage ihres ersten Titels auf den Punkt: Selbst der Mengeder Saalbau, gern gebuchter Veranstaltungsort, falle im Vergleich zu Nette deutlich ab.

Werner Mühlbrodt, Initiator und Mitwirkender des Konzerts, hatte wenig Mühe, um seine Sängerschar zu überzeugen, mit engagierten Interpretationen das Publikum zu begeistern. Eine launige Moderation von Christel Majewski und ein allseits präsenter Christoph Greven, der alle Darbietungen am Piano und Keyboard professionell begleitete, dabei sogar im Dauerlauf die Empore erklomm, um den Gästen ohne Unterbrechung die Qualität der Netter Orgel zu demonstrieren, traten den Beweis an, dass es sogar ohne Chorleitung gelingen kann, ein Musikerlebnis der ganz besonderen Art darzubieten.

Auch die Bandbreite der Musikbeiträge war beachtlich. Der Netter Kirchenchor begann standesgemäß mit sakralen Elementen, mit den Beiträgen des Musikvereins Mengede wurde es weltlicher und für das erste Klassik-Highlight sorgte Rainer Lösbrock mit dem berühmten Largo von Georg-Friedrich Händel. Anna Pappert, Lehrerin des Heinrich-Heine-Gymnasiums, beeindruckte mit den berühmten Gospel-Songs „Sweet Chariot“ und der deutschen Version von „He’s got the whole world in his hands“, die sie dem Anlass entsprechend um folgende selbst formulierte Textzeile ergänzte: „Er hat auch dieses Haus in seiner Hand…“IMG_8788

Einen Ausflug in die Klassik wagte Friederike Mönnighoff mit der bekannten Arie Habanera aus Carmen von George Bizet und Katarina Böseler hatte sich mit „Jolene“, dem bekanntesten und erfolgreichsten Lied der amerikanischen Country-Sängerin Dolly Parton den Beifall der Besucher redlich verdient.

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Auch nach der Pause, in der man sich am dargebotenen Imbiss stärken konnte, ging es beschwingt weiter. Allesamt Klassiker, mal besinnlich („The Rose“, in deutscher Fassung als „Liebe ist wie wildes Wasser“) und Anna Pappert mit „My Way“ („Der letzte Vorhang“), Werner Mühlbrodt mit einer Liebeserklärung („Dein ist mein ganzes Herz“) oder Angelika Bohnhoff, die die süßesten Früchte besang , die nur den großen Tieren vorbehalten sind. Mut zur Solo-Interpretation hatte auch Erhardt Mühlbrodt („Du kannst nicht immer 17 sein“).IMG_8823
Schön auch, dass ein Trio der Noah-Jugendband mit zwei Songs und Katharina Böseler mit ihrer „Night like this“ aktuelle Kontrapunkte setzen konnten.

Ganz zum Konzert-Ende erklang schließlich ein gemeinsam gesungenes “Halleluja“, womit neben einem lang anhaltenden Beifall den Akteuren für ihren mehr als drei Stunden währenden engagierten Einsatz gedankt wurde.

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War´s das? Mitnichten! Man mag sich nicht vorstellen, dass nach den Vorstellungen der örtlichen Kirchenverantwortlichen eine kulturelle Veranstaltung dieser Art zukünftig in einem der vielen leer stehenden Netter Ladenlokale stattfinden könnte. Oder dass dann demnächst das Altarbild nach seiner Entwidmung auf dem Schrottplatz landet, die Orgel auf Ebay versteigert wird und der Abbruchhammer den Glockenturm samt Kreuz in Stücke reißt.

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