Wie halten wir es mit den Baudenkmälern im Stadtbezirk Mengede (Folge 8):
Das Gemeindehaus der evgl. St. Remigius-Kirche und das Widum St. Remigius
Die Denkmalliste der Stadt Dortmund umfasst im Stadtbezirk Mengede 79 Baudenkmäler, darunter 21 Wohnhäuser, Villen oder Wohnsiedlungen und landwirtschaftliche Gebäude, 16 Wohn- und Geschäftshäuser, fünf öffentliche Gebäude und Kleindenkmäler, drei Sakralbauten und Industrieanlagen, zwei Adelssitze sowie einen Friedhof, ein Geschäftshaus und eine Verkehrsanlage. Absicht dieser Serie ist es, über die Baudenkmäler im Stadtbezirk Mengede zu informieren. Ein manchmal nicht ganz einfaches Unterfangen, weil es sich häufig um private Entscheidungen handelt, wie man mit einem Denkmal umgeht. Aber: Es gibt auch ein Denkmalschutzgesetz. Unsere Beiträge, die wir in loser Folge einstellen, sollen es dem Leser ermöglichen, das Denkmalschutzgesetz mit der Realität vor Ort zu vergleichen.Und noch eine weitere Vorbemerkung: Baudenkmäler zu erhalten, ist in dieser Gesellschaft nicht einfach. Kapitalisten, Anarcho-Linke, Bürgerliche und vor allem Behörden sind gleichermaßen gefragt und stehen in der Verantwortung, eine dem Denkmal, und damit einer Kultur des Stadtbezirks dienende Lösung zu finden.
In dieser Folge 8 stellen wir ein eindrucksvolles Ensemble mehrerer Baudenkmäler vor, die im alten Ortskern von Mengede anzutreffen sind. Es handelt sich um das ehemalige Widum, in dessen Mittelpunkt die evangelische St. Remigius-Kirche steht.
Widum oder Witthum ist ein Begriff aus der mittelalterlichen Rechtssprache. Das Wort „widum“ und „wittum“ leitet sich von derselben Wurzel her wie „widmen“; Widum und Wittum bezeichnet also ein „gewidmetes Gut“, in Tirol und Südtirol heute noch gebraucht als Bezeichnung für einen Pfarrhof. Auch früher bezeichnete man mit Widum das Kirchengut, das vom Pfarrer bewirtschaftet wurde, um seinen Lebensunterhalt sicher stellen zu können.
Das Gemeindehaus – Wiedenhof 2 *
„Beim heutigen evangelischen Gemeindehaus, dem früheren Pastorat, handelt es sich um einen Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert. An der Gebäuderückseite floss einst ein Arm der Emscher. Das Anwesen gehörte zum Widum um die Remigiuskirche und umfasste außer dem Wiedenhof selbst auch noch einen Grundbesitz von 15 Morgen und 19 Ruten.“
Das Widum St. Remigus *
Das Widum St. Remigius besteht aus den Gebäuden Wiedenhof 3, 5, 6, 7, 8 und 11.
„Die Gebäude Wiedenhof 3,5,6,7, und 8 im Norden des Kirchenrundes sowie Wiedenhof 11 bilden den historischen Teil des Widums. Aus dem 18. Jahrhundert stammen die zweigeschossigen Häuser Wiedenhof 5,6,7 und 8. Sie sind in Fachwerktechnik errichtet, ihre Giebel verbrettert und als Aussteifung dienen lange, häufig über alle Gefache reichende Streben. Der unverputzte Backsteinbau Wiedenhof 3 datiert in die Zeit um 1900. An gleicher Stelle stand bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts das Armenhaus der Gemeinde, als „Armenspieker“ schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts erwähnt.
Die Häuser der Nordseite des Widums richten ihre Giebel zur Kirche, die Rückseite weisen zum früheren Haus Mengede bzw. zur Emscher. Das südlich der Kirche gelegene traubenständige Fachwerkhaus Wiedenhof 11 datiert ebenfalls in das 19. Jahrhundert.“
* Bei den vorstehenden Texten handelt es sich um einen Auszug aus dem vom Arbeitskreis „Archäologie und Denkmalpflege“ im Historischen Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark und dem Heimatverein Mengede herausgegebenen Flyer: Ein archäologisch-historischer Spaziergang durch das dörfliche Mengede
Das Ensemble des Widums erfährt im übrigen eine adäquate Ergänzung durch die Gebäude Williburgstraße 27 (Heimathaus), Williburgstraße 23 und Williburgstraße 19 (Quellenberg)
Nachtrag:
Wenn es im Vorspann heißt: „Baudenkmäler zu erhalten, ist in dieser Gesellschaft nicht einfach. Kapitalisten, Anarcho-Linke, Bürgerliche und vor allem Behörden sind gleichermaßen gefragt und stehen in der Verantwortung, eine dem Denkmal, und damit einer Kultur des Stadtbezirks dienende Lösung zu finden“, so trifft das im besonderen auch auf das vorstehend beschriebene Ensemble im alten Ortskern von Mengede zu.
Beispiel 1 Haus Mengede:
Haus Mengede war ein Rittersitz im Dortmunder Ortsteil Mengede.
Das ursprüngliche Wasserschloss war Stammsitz der Ritter von Mengede. Bekanntester Vertreter dieses Adelsgeschlechts war Johann von Mengede, der von 1450 bis 1465 Hochmeister des Deutschen Ordens in Livland war.
Haus Mengede wurde zwischen 1260 und 1270 auf dem Boden des Oberhofes des alten Reichsguts Mengede als Befestigungsanlage mit Burg, Vorburg und Gräften errichtet. Neben der Familie von Mengede hielten die Ritter von Strünkede große Teile des Besitzes.
Im Jahre 1723 wurden die Befestigungsanlagen geschleift und im Jahre 1902, im Zuge der Umleitung und Kanalisierung der Emscher, deren Wasser früher die Gräften speiste und mehrere Mühlen antrieb, wurden auch die Gräften zugeschüttet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das unweit der Emscher gelegene Gebäude zunehmend. Es wurde 1968 bis auf die Grundmauern abgebrochen. (wikipedia)
Wer das liest und sich erinnert, wie problemlos der Abriss damals vonstatten ging und wie dürftig die Begründung heute klingt, (verfiel das unweit der Emscher gelegene Gebäude zunehmend), kann nur hoffen, dass so etwas an anderer Stelle nicht wieder passiert.
Das Grundstück befindet sich im Eigentum der Stadt Dortmund und gilt inzwischen als Bodendenkmal. Die Eigentümerin tut sich schwer, dem Denkmal ein angemessenes Aussehen bzw. eine solche Umgebung zu verschaffen, die es verdient hätte.
Beispiel 2: Waltroper Straße
Etwa zeitgleich mit dem Abriss des Hauses Mengede begann der Ausbau des Autobahnzubringers Königshalt/Burgring/Waltroper Straße. Damit wurde eine dauerhafte Belastung dieser historischen baulichen Denkmäler billigend in Kauf genommen. Von wenig Sensibilität – zumindest bezogen auf das Widum St.Remigius – zeugt auch der damalige Beschluss, das Gelände um das frühere Haus Mengede als Gewerbegebiet auszuweisen.