Warum Nette?
Symbolträchtiger hätte das Geschenk des Presbyteriums der Ev. Noah-Kirchengemeinde zum sogenannten „Luther-Jahr 2017“ gar nicht ausfallen können: Zum 31.12.2017, also 500 Jahre nach dem Anschlag der 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg, sollen die Gemeindehäuser in Oestrich und Nette aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Finanzielle Gründe?
Noch nie waren die Einnahmen aus der Kirchensteuer (in 2015: 5,37 Milliarden Euro) so hoch wie heute!
Auch bei Luthers Protest ging es 1517 ums Geld: Mit dem Erwerb von Ablassbriefen kaufte man sich von seinen Sünden frei.
Die Zeit scheint reif, wieder einmal mit einigen Thesen die Kirchenverantwortlichen wachzurütteln und sie an ihre vorrangigen Aufgaben zu erinnern: Die missionarische, diakonische und ökumenische Betreuung ihrer Mitglieder. Und hier liegt vieles im Argen.
Seit fast 5 Monaten warten die Menschen im Gemeindebezirk Nette auf eine plausible Erklärung, warum gerade ihr Gotteshaus auf die Streichliste gekommen ist. Beim Zusammenschluss im Jahre 2007/08 zur Ev. Noah-Gemeinde war davon nicht die Rede.
Nette hat die meisten Gemeindemitglieder, das Gemeindehaus in Nette ist eins der größten Gebäude mit Nutzflächen, es liegt im Zentrum des Gemeindegebiets, wird von den Schulen (Gymnasium, Realschule, Grundschule) frequentiert, es ist multifunktional einsetzbar und wird dementsprechend angenommen.
Seit der katastrophalen sog. „Informationsveranstaltung“ im Saalbau Mengede am 02. Februar (!) bemüht sich ein Arbeitskreis, der den bisher unzureichend begründeten Schließungs-Beschluss anzweifelt, vergeblich, dem Presbyterium eine Begründung zu entlocken, warum gerade das größte und zentrale Gemeindezentrum in Nette aufgegeben werden soll. Die damals gemachte pauschale Erklärung, an diesem Standort sei ein Sanierungsbedarf von über 600.000 Euro erforderlich, ist ebenfalls bisher durch nichts belegt worden und ist darüber hinaus fadenscheinig, da seit dem Zusammenschluss alle Sanierungsarbeiten zurückgestellt wurden.
„Im Anfang war das Wort.“ Mit dieser Einleitung begann schon der Apostel Johannes sein Evangelium. Aber selbst etwa 1.500 Protestunterschriften aus der Netter Bürgerschaft waren bisher kein Grund für den Kirchenvorstand, die Karten auf den Tisch zu legen. Auch das Landeskirchenamt, das zwischenzeitlich kontaktiert wurde, hüllt sich in Schweigen und ergeht sich allenfalls in allgemeinen Phrasen.
Schon einmal mussten die Netter den Abriss ihrer Kirche hinnehmen. Eine kleine Kirche, an gleicher Stelle, liebevoll eingerichtet (siehe Fotos), die der heutigen, größeren weichen musste. Unerträglich jedoch der Gedanke, dass zukünftig an gleicher Stelle Immobilienspekulanten ihr Unwesen treiben könnten.