Neue Romantik oder wer bunkert meine Eva?
Kurzgeschichte von Wolf Wiens*
Schlendernd, windend ritt ich gedankenzerstreut auf einer goldenen Tintenpatrone, mich klammernd, festhaltend an dem Plastikaußen meiner chlorbrillenumhüllten Beingabelung in die Richtung des picksig stechenden Kakteenflusses, der sich vor mir aufbäumte als sich bei einem Heftzweckenschauer eine wundersame, verrunzelte, graue Alte vor mein Tintenauslaßventil stülpte und ich mich fragte, warum Politsticker unbedingt größer als Zigarettenstümmel sein sollen?
Die einst wohl reine Alte saugte sich an dem geifernden Nektarfluß meines Gummifahrzeuges fest, wurde jedoch sauglahm gepfropft durch die sich vorschiebende Kugelverschließung. Da man mit kleinen Politstickern nicht Frisbee spielen kann, öffnete ich zur Ergötzung der schönen Alten die verzaubernde Verzückung.
Das Weiblein vermixte sich so unerwartet in die kuriosesten Gestalten, daß ich vor Schreck eine Petition bei meiner Sauerstoffchlorbrille einreichen mußte, und alsbald glimmig, schlürfend einer Besserung zuteil wurde.
Welch ein Bild tat sich vor mir auf! Die gerad‘ noch welke Alte erstreckte sich als eine frisch entschalte Eva vor mir! Meine Patrone mümpfte sich triebisch und Eva sandte mir verführerische Blicke, als eine Meißenerporzellantasse, die sich magnetisch hinter mir aufwickelte, einen Griff an sie legte und ihre unzüchtige Schönheit in eine rosa Vinylmasse verquirlte!
Die Tasse entschwand mit einem viehisch gebrochenen Lachen und die rosa Vinylmasse schrie um Hilfe. Meine Patrone – mit Trauer betrübt – konnte ihr schlecht noch folgen, so daß wir an einem kristallenen Euter Rast nehmen mußten.
Eva war für ewig verschollen. So spielte ich weiterhin mit meinen Politstickern Frisbee und warte darauf, daß mich die erlösenden Zigarettenstümmel gen Eva bringen.