Werbedes, der Frauen- und Mädchenversteher
Eine Kolumne von Heinrich Werbedes
Prost Stammtischbrüder!
Ferienzeit – Urlaubszeit!
Kommt für mich nicht in Frage. Muss mich mehr um meine Familie kümmern. Speziell um meine schwer pubertierende Tochter Melody. Ihre gleichaltrige Freundin LA ist zurzeit ein paar Tage bei uns.
Kürzlich – morgens beim Frühstück – plapperten beide unbedarft vor sich hin. Vermutlich haben sie die Anwesenheit des noch halb schlafenden Familienoberhauptes völlig vergessen. Meine liebende Ehefrau war damit beschäftigt, ihr Brötchen mit widerlicher bitterer englischer Orangenmarmelade zu bestreichen. Beide ihrer Ohren lagen im WDR 2-Studio, um sich die Schreckensnachricht vom erneuten Gemetzel in Frankreich anzuhören.
In ähnlichen Fällen erzählt sie mir dann ihre Version des Geschehens. Natürlich ein wenig ausgeschmückter, als es der gewöhnliche Radioempfänger zu hören bekommt. Sie weiß eben was ich mag. Und was nicht.
LA, die gestern Nacht wohl eher geschlafen hat, als meine Tochter, fragt diese: „ Hast du denn letzte Nacht noch mit Wolfgang – Amadeus telefoniert?“ Antwort: „Ja!“ Ängstlicher Blick zu mir.
Ich frage: „Wer ist Wolfgang-Amadeus ?“ Antwort: „Ein guter Bekannter von mir!“
Frage: „Wie gut?“ Antwort: „Wir kennen uns von der Schule.“
Frage: „Wie alt?“ Antwort: „Sechzehn.“
Frage: „Hat er dich angesprochen?“ Antwort: „Ja.“
Frage: „Was hat er denn gesagt?“ Antwort: „Hi !“
Komme mir jetzt ein wenig, na ja, gelinde gesagt, nicht ernst genommen vor. In meiner Jugend fragte man die Mädchen, ob sie Glanzbilder tauschen möchten. Meine Frau: „Lass sie doch.“ Das sagt sie immer, wenn sie nicht möchte, dass ich mich in ein Thema verbeiße.
Fatal ist nur, dass ich mich nicht als Festbeißer sehe. Ich bekomme Appetit auf eine Blutdrucktablette.
Gebe mich jedoch jovial. Bin schließlich Frauen- und Mädchenversteher. Erinnere mich in diesem Moment an meine früheren Arbeitskolleginnen. Als ich einmal ihr Büro betrat, unterhielten sie sich über obige Versteher. Ich fragte bescheiden: „Redet ihr über mich?“
„Quatsch“, antwortete die eine, „richtige Frauenversteher sind doch sowieso alle schwul!“
„Woher wollt ihr eigentlich wissen, ob ich schwul bin oder nicht?“ fragte ich und verließ das Büro.
Nach Wochen fragte mich die andere: „Werbedes, du bist doch nicht wirklich schwul, oder?“
Sie hätte mich in dem Tonfall auch fragen können: „ Hast du Lepra?“ In bester Humphrey Bogart-Manier antwortete ich: „Nein Baby. Bin lesbisch! Mag nur Frauen. Verstehe euch aber trotzdem — manchmal!“
Ist schon komisch. Wir scheinen in unseren Hinterköpfen abgespeichert zu haben, dass homosexuelle Neigungen etwas mit Krankheit zu tun haben.
So`n Blödsinn!
Nun wieder zu den Heteros, Melody und ihrer eventuell neuen Flamme. Ich möchte doch nur etwas mehr über Wolfgang-Amadeus wissen. Gönne ihr doch ihre ersten Lieben. Informationen zu seinen Eltern wären natürlich nicht schlecht. Wie sind sie sozial gestellt? Eigentum? Barvermögen? Steuerzahler? Geschieden? Vorbestraft? Bayernfans? Usw., usw.
Diese Fragen, Stammtischbrüder, müssen doch alle beantwortet werden. Oder?
In diesem Sinne
Euer Heinrich Werbedes