Dr. Cäsar Werbedes, der Nazibeißer
Eine Kolumne von Heinrich Werbedes
Prost Stammtischbrüder!
Die Herbstzeit ist meine Zeit. Ich suche mir dann ein Plätzchen am warmen Ofen und lausche dem Wind, der ums Haus weht. Das Geräusch der aufs Dach prasselnden Regentropfen lässt meine Augenlider ganz schwer werden. Ich kämpfe gegen die Müdigkeit, verliere und sinke in eine Art Halbschlaf.
Ich träume von langen Spaziergängen in der herbstlichen Nachmittagssonne. Frei möchte ich wieder sein. Die von den Bäumen herabwehenden bunten Blätter ausgelassen jagen. Herumtollen wie ein Kind. Oder besser gesagt wie ein Welpe.
Ja, ihr habt richtig gelesen, Stammtischbrüder, wie ein Welpe. Herrchen, oder wie ich ihn heimlich nenne, der Alte, ist wieder mal unpässlich. Er hat irgendwelche Wehwehchen. Gliederreißen, Herbstdepression, auszukurierende Mückenstiche. Wahrscheinlicher jedoch: Besoffen!!
Nach Werbedes Rücksprache mit Klaus soll ich also heute die Kolumne schreiben. Ich, Cäsar, eigentlich Dr. Cäsar Werbedes, der Familienhund. Klar, ein bisschen Gaga ist das schon, aber wir brauchen das Geld! Würde ja gerne immer zum Familieneinkommen beitragen. Nur – man lässt mich nicht. Bin ein gebildeter Hund mit vielen Talenten. In der Hundeschule in Brambauer habe ich das große Latinum gemacht. Später wechselte ich zur Universität Weimar. Dort schrieb ich meine Doktorarbeit über nicht bissfeste Briefträger.
Schauspielerisches Talent besitze ich ohnehin. Würde gerne die Hauptrolle in einer Neuverfilmung des Hundes von Baskerville spielen. Ein selbstverfasstes Drehbuch (Arbeitstitel: Der Nazibeißer) existiert auch schon. Okay, es ist ein sehr emotionales Buch. Diese Menschen erkennen mich immer noch nicht an, weil ich ein Mischlingshund bin. Reinrassig sei besser, meinen sie.
Eigentlich bin ich ein friedliebender Hund. Nicht wie manche Hundebesitzer verbal suggerieren: „Der will nur spielen!“ Wonach dann folgt: „Das hat er noch nie gemacht!“
Ich bin Buddhist, der an die Reinkarnation glaubt. Beiße doch nicht meinen eigenen Vater oder meine Mutter, deren Seele nun in einem anderen Körper wohnt.
Obwohl- bei meinem Erzeuger würde ich vielleicht eine Ausnahme machen. Denn der hat sich schließlich kurz nach meiner Geburt mit einer drallen Münsterländerin aus dem Staub gemacht.
Nun denn, liebe Stammtischbrüder. Muss dringend Gassi gehen. Herrchen wedelt schon mit der Leine. Scheint ihm wieder besser zu gehen. Unser Lieblingsschlager von Luigi Bernauer läuft schon im Hintergrund:
„Ich geh bloß mit dem Hund herunter
und bin in 5 Minuten wieder da,
denn ist man erstmal mit dem Hund da unten
schreit das Herrchen und der Hund Hurra.
Dann zieht das Hündchen Herrchen an der Leine,
genau dort wo` s Wirtshaus steht,
zieht er ihn durch die Tür, die kleine,
dann wird es meistens furchtbar spät.
Im Wirtshaus sitzen lauter Männer nur mit ihren Hunden …….
usw.“
Also liebe Artgenossen. Freue mich schon, euch gleich zu sehen und mit euch zu quatschen. Lateinisch selbstverständlich.
Euer
Dr. Cäsar Werbedes.