95 Thesen für Noah
Mit dieser Überschrift war ein Beitrag versehen, den unserer Redaktionsmitglied Cawi Schmälter am 27.10. 2016 auf MENGEDE:InTakt! eingestellt hatte. Als Vorbemerkung zu den „95 Thesen für Noah“ schrieb er u.a.:
Die fatale Entwicklung in unserer Noah-Gemeinde – mit dem Presbyteriums-Beschluss, die Kirchen in Oestrich und Nette aufgeben zu wollen – hat viele ihrer Mitglieder in den betroffenen Ortsteilen daran erinnert, dass ihnen die Pflicht zum Protest bereits mit dem Taufwasser übertragen wurde. Sie halten es für angemessen und dringend erforderlich, ihrem Kirchengründer nachzueifern und die Verantwortlichen mit einer Neufassung der 95 Thesen an ihre Verantwortung zu erinnern.
Die Ruhr Nachrichten berichteten in ihrer Ausgabe vom 4.11.2016 mit der Überschrift „Wie einst Martin Luther“ über diese Thesen. Unser Leser Harry Valerius aus Mengede schrieb zu diesem Beitrag einen Leserbrief, den die Zeitung auszugsweise veröffentlichte. MENGEDE:InTakt! hat ihn gebeten, seinen Leserbrief in voller Länge veröffentlichen zu dürfen. Dem hat er zugestimmt, d.h. die nachfolgende Stellungnahme bezieht sich auf den Bericht in den RN vom 4.11. 2016
“ Wie einst Martin Luther“
Schon die Überschrift hat nichts mit dem innerkirchlichen Problem zu tun. Geht es doch hier nicht um Glaubensfragen, sondern um rein strategisch finanzielle Probleme einer Gemeinde, die am “ Hungertuche nagt“. Auch die 95 Thesen sind z.T. aus den Fingern gesogen und sollen nur die Zahl 95 erfüllen!
Ich will nun nicht bewerten, ob die sogenannten neuen „Protestanten“ recht haben oder nicht, steht mir als
Katholik sowieso nicht zu. Mir ist nur aufgefallen, dass z.B. die
Befürworter am Reformationstag zum GD in der Kirche spärlich vertreten waren. Wenn einem das Problem so starke Kopfschmerzen bereitet, sollte man sich an so einem Tage auch geschlossen zeigen und sein Anliegen vertreten!
Außerdem war der Besuch des GD insgesamt meines Erachtens
nicht befriedigend, da die Gesamtgemeinde Noah eingeladen war. 68 Gläubige ließen die Kirche nicht gerade „platzen“. Die nicht da waren haben jedenfalls einen schönen GD verpasst.
Beim anschließenden Zusammensitzen im Gemeindesaal hätten die Netter auch mehr Flagge zeigen können! So kann man jedenfalls keinen Bedarf für ein Gemeindezentrum demonstrieren!
Übrigens wurde 2015 im Oktober auf der Gemeindeversammlung im Saalbau schon darauf hingewiesen, dass wegen des großen zu erwartenden Finanzlochs die Noah Gemeinde Auflagen zu Einsparungen bekommen hatte.
Pfarrer Springer hat klargemacht, was auf Mengede zukommen wird.
Deswegen kann man nicht von Gerüchten im Jahr 2016 sprechen!
Zu These 80: Nette hat die meisten Mitglieder und Konfirmanden! Wo waren die am Reformationstag? Warscheinlich alle Halloween feiern. Gruselgestalten habe ich auf dem Kirchweg genug gesehen!
Ein Vorschlag von mir: Da die Kath. Gemeinde St. Joseph auch
Schwierigkeiten hat und die Kirche – laut Gerücht – auch zur
Disposition stehen soll, könnte man sich doch zusammen tun und beide Konfessionen sollten die Gemeinderäumlichkeiten nutzen! Als Räumlichkeit ist die Josephskirche sowieso schwieriger zu vermarkten.
Es gibt genug Beispiele, z.B. Bautzen, Görlitz o.ä. wo die Gotteshäuser gemeinsam genutzt werden!
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Auf den Artikel in den Ruhr Nachrichten bezieht sich auch ein Brief vom 4.11.2016, den die Leserin Doris Müller aus Mengede an den „Arbeitskreis zum Erhalt des Gemeindezentrums Nette“ geschickt hat. Doris Müller hat lange Zeit im Bläserchor der evgl. Noah-Gemeinde mitgewirkt. Sie ist mit einer Veröffentlichung ihres Schreiben auf MENGEDE:InTakt! einverstanden.
„Wie einst Martin Luther“
Mit großem Interesse las ich den Artikel in den Ruhr Nachrichten vom 04.11.2016 von den „95 Thesen gegen Profitdenken in der Kirche“, die der Arbeitskreis der Netter Kirchengemeinde formuliert hat – Kritikpunkte und Vorschläge.
Nicht nur diese Aktion zeigt wie aktiv das Gemeindeleben in der Netter Kirchengemeinde ist.
Ich habe meine Jugendzeit in dieser Gemeinde verbracht; bin dort konfirmiert worden und habe dort auch kirchlich geheiratet. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und mich bei allen aufkommenden Zweifeln bezüglich der Richtigkeit meiner Mitgliedschaft in dieser Institution bisher vor einem Kirchenaustritt bewahrt.
Dass ich noch Mitglied in der Kirche bin, hat etwas mit den Erfahrungen in der Netter Kirchengemeinde zu tun und der damit verbundenen Hoffnung, dass dieser Geist mit den christlichen Werten auch heute noch Jugendlichen vermittelt werden kann.
Die jetzige Situation ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern hat sich ganz allmählich entwickelt. Kein Wunder bei den starren Strukturen, die die Kirche beibehält. Ein hierarchisch aufgebautes System wie die Kirche tritt die Demokratie mit Füßen und lässt die Gemeindemitglieder außen vor. Dabei entzieht sie sich zwar immer mehr den Boden ihrer eigenen Existenz. Demokratie von der Basis ausgehend ist den Kirchenoberen wohl fremd. Menschen wollen angesprochen und mitgenommen werden und sich in einer Gemeinschaft wohlfühlen. Leere Kirchen zeugen davon, dass dies den Betreuenden in einigen Gemeinden bisher nicht gelungen ist.
Jetzt brennt die Hütte und der Letzte in der Kette soll die am „grünen Tisch“ formulierten Vorgaben ohne Rücksicht auf die gelebte Gemeindesituation in die Tat umsetzen. Intakte Kirchengemeinden bleiben auf der Strecke, weil die Handlanger der Hierarchie das so ausklügeln! Aktive Christen sollen ihr zentrales Gotteshaus aufgeben.
Alter renovierungsbedürftiger kalter unbequemer Dom gegen einen Kirchraum, der doch wohl überschaubare Kosten verursacht und vielfältig genutzt wird. Sinnvoller Kostenvergleich?!
Wie ich im Internet erfahren habe, sind ja bisher einige Veranstaltungen zu der finanziellen Misere der Noah-Gemeinde durchgeführt worden. Bei aller Information bleibt nun wohl zunächst die Schließung von Oestrich und Nette auf dem Plan. Festgefahrene Strukturen, Macht der übergeordneten Organe prägen diese Auseinandersetzungen.
Neue Wege finden, um die Menschen zu erreichen und als Gegenpol zu der sich stark verändernden Welt christliche Werte vermitteln und leben. Das sollten nach wie vor die Ziele einer christlichen Gemeinschaft sein. Dazu braucht es Menschen mit Ideen und Tatkraft.
Für mich ist die Netter Aktion das Highlight der jetzt ein Jahr dauernden 500 Jahrfeier Martin Luther. Nicht die großkopfigen Reden, sondern an der Basis den Glauben leben und dafür Zeit und Energie einbringen und kämpfen, dass den Gemeindemitgliedern ein Stück Heimat erhalten bleibt.
Viel Erfolg und Durchhaltevermögen den Mitgliedern des Arbeitskreises.
Gelebte Reformation – Martin Luther hätte sicherlich seine Freude!