Eine Hand wäscht die andere – auch wenn sie noch so schmutzig ist.
Trump wird der reichste US-Präsident der Geschichte sein. Sein Vermögen wird von „Forbes“ auf 3,7 Milliarden Dollar geschätzt. Dagegen sind selbst der Kennedy-Clan und andere Ex-Präsidenten kleine Lichter. Donald Trumps Milliardenimperium umfasst mehrere hundert Unternehmen. Sie dürften enorm profitieren, wenn er US-Präsident ist – zumal er keine Anstalten macht, sein Amt von seiner Familie zu trennen.Frühere Präsidenten gingen dem Verdacht möglicher Kollisionen zwischen privaten (Finanz-)Interessen und öffentlichen Interessen freiwillig aus dem Weg. Meist unterstellten sie ihr Investment-Portfolio einem „Blind Trust“*, gemanagt in ihrem Sinne, aber ohne ihr Wissen. Andere hatten ihr Geld in normalen Konten und Anlagen, die sie alljährlich offenlegten.
* Treuhandvermögen, dessen Inhalt dem Begünstigten unbekannt ist.
Trump hat das nun anders vor: Auch sein Konzern solle in einen „Blind Trust“ übertragen werden – aber unter Obhut der erwachsenen Kinder. Natürlich ist die Übertragung des Trump Portfolio in einen echten „Blind Trust“ praktisch schwer vorstellbar. Es müssten seine Wolkenkratzer, Hotels und Golfplätze liquidiert und mit dem Verkaufserlös neue Kapitalanlagen getätigt werden, von denen Trump nichts wissen dürfte. Kein Wunder, dass Trump daran kein Interesse hat.
Außerdem hat Immobilien-Tycoon Trump anders als andere Präsidenten nicht nur ein Aktienpaket zu übergeben – er hat geschäftliche Verbindungen zu mehr als 500 Firmen, unter anderem in Problemländern wie Saudi-Arabien oder China.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die CNN-Meldung, dass Trump für seine „Kinder“ die „top security clearance“ fordert. Damit erhielten sie die Freigabe von Informationen der höchsten Geheimhaltungsstufe des weißen Hauses. Der Clan erhielte damit über Nacht nicht nur die Macht über den Finanz- und Wirtschaftsbereich des Trump-Vermögens sondern auch Einsicht in globale Vorgänge, die anderen verborgen bleiben. Und womöglich können sie dank ihrer künftigen Insiderrolle in der Regierung Milliarden Dollar scheffeln für das so schon dubiose Privatunternehmen.
Die Deutsche-Bank-Connection
Schon seit vielen Jahren ist die Deutsche Bank eine von Trumps größten Geldgebern. Nach einem Bericht des Wall Street Journals hat das Institut dem Immobilienmagnaten seit 1998 etwa 2,5 Milliarden Dollar geliehen. Allein für den Umbau des altehrwürdigen Washingtoner Postgebäudes in ein Hotel erhielt er zuletzt 170 Millionen Dollar, für die Anlage eines Golfplatzes in Miami weitere 125 Millionen. Derzeit soll der Unternehmer bei der Bank noch mit 350 Millionen Dollar in der Kreide stehen. Die meisten US-Häuser hingegen, von Goldman Sachs über Citigroup bis Morgan Stanley, sollen Trump längst den Rücken gekehrt haben – nach zahllosen Rechtsstreitigkeiten und geplatzten Geschäften. Zahllose Rechtsstreitigkeiten? – das haben Trump und die Deutsche Bank gemeinsam und scheinen damit die perfekten Geschäftspartner zu sein.
Die Frage ist mit Blick auf die Deutsche Bank vor allem deshalb brisant, weil das Geldhaus derzeit mit der noch amtierenden Regierung von Präsident Barack Obama über die Höhe einer Geldstrafe für den Verkauf drittklassiger Hypothekenpapiere an ahnungslose US-Kunden feilscht. Das Justizministerium war mit einer Forderung von 14 Milliarden Dollar in die Vergleichsverhandlungen gegangen.
Würden sich die Verhandlungen über den Monat Januar 2017 hinaus strecken, hätte Trump als Präsident das letzte Wort über das Schicksal seiner eigenen Kreditgeberin. Doch keine Angst: Äußerungen zur Finanzbranche, die Trump deregulieren will, dürften die Deutschbanker nun hoffen lassen: Staatliche Milde im Tausch gegen bessere Kreditkonditionen – eine Hand wäscht die andere?
Tatsächlich hat die Aktie der Deutschen Bank, die zuvor binnen Jahresfrist um fast die Hälfte eingebrochen war, seit Trumps Wahlsieg mehr als 20 Prozent an Wert zugelegt. Dahinter steckt allerdings weniger die Hoffnung auf eine niedrigere Geldstrafe, als die Aussicht auf eine generelle Lockerung der Bankenregeln. Ob es dazu kommt, steht allerdings in den Sternen.