Gedicht der Woche

Weihnachten 2016

von Paul Reding *

Wie gern möchte ich
Weihnachten heute
fröhlich besingen.
Kann es gelingen?
Ich bin überfragt.

Nicht weil der Glaube
schwächlich.
Not leide ich auch nicht.
Ich fühle mich
gesundheitlich wohl.
Mein Einkommen
reicht aus. Zank und Streit
meide ich rigoros.

Aber da draußen in der
Welt nehmen Ausbeutung,
Verfolgung, Folter und Krieg
dreist ungestraft zu.
Hassprediger suchen
willfährige Opfer.
Hungersnot und Durst rotten
ganze Landstriche aus.
Die Gesetzlosigkeit der
Straße trifft auch uns.
Drogenbosse, Waffenschieber
und Kriegstreiber
gehen über Leichen.

Wie kann ich, wie können
wir da noch Weihnachten
fröhlich besingen?

Wir müssen es tun,
aber mit Tränen
in unseren Augen.

*Paul Reding wurde 1939 in Habinghorst geboren. Er besuchte die „Mengeder Mittelschule für Jungen und Mädchen“, die Ende der 50-er Jahre den Namen Albert-Schweitzer-Realschule erhielt. Er ist der jüngere Bruder des Schriftstellers Josef Reding. Vom Multitalent Paul (Schriftsteller, Bildhauer und Maler) stammen der Bronzebrunnen „Kiepenkerl“ in der Waltroper Fußgängerzone und das mit Jugendlichen aus Waltrop erstellte Mahnmal zur Erinnerung an das dortige N.S.- Entbindungslager der Ostarbeiterinnen.
In seinem literarischen Schaffen setzt sich Paul Reding, der heute in Waltrop lebt, mit Intoleranz und Gewalt auseinander und für mehr Menschlichkeit ein. Mehrere seiner Gedichte wurden vertont und sind auf Tonträgern erschienen (z.B. „Lieder gegen Gewalt“ und „Stern über Bethlehem“).
(Die Wiedergabe des vorstehenden Gedichts auf MENGEDE:InTakt! erfolgt mit Zustimmung des Autors)