…oder „Klein-Chicago“ in Mengede?
Wir müssen nicht nach Köln schauen oder in die Dortmunder Nordstadt. Im neuen Mengeder Zentrum an der Siegburgstraße und auch in Nette im Bereich der Kreuzung Wodan/Ammerstraße entwickeln sich Brennpunkte, die den dort lebenden Menschen Sorgen bereiten.
Um was geht es? Seit längerem schon haben die Bewohner, vor allem der Siegburgstraße das Gefühl, hier entwickele sich ein rechtsfreier Raum. Es gibt einige Zeitgenossen, die halten sich tagsüber, aber besonders in den Abendstunden nicht an Verkehrsregeln, noch weniger an Regeln des gemeinsamen Zusammenlebens. Sie scheinen austesten zu wollen, wie weit sie gehen können. Dies jedenfalls ist der Eindruck der Bewohner und der hier verweilenden Spaziergänger. Auch der örtlichen Politik sind die Probleme gut bekannt, doch es scheint bisher jedenfalls noch kein Packende gefunden worden zu sein, um dem Treiben Einhalt gebieten zu können.
Eine neue Qualität der Belästigung erfuhren die Bewohner der oberen Siegburgstraße in der Silvesternacht, als feiernde Gäste der umliegenden Geschäftslokale ihre Feuerwerkskörper auf die gegenüberliegenden Wohnhäuser abschossen bzw. mit Schreckschusswaffen gehörige Angst verbreiteten.
Es wäre zu kurz gegriffen, jetzt die örtliche Polizei für das Elend verantwortlich zu machen. Die ist mittlerweile derart ausgedünnt, dass sie zu einer wirksamen Prävention kaum mehr in der Lage zu sein scheint. „Und was ist die Siegburgstraße auch im Vergleich zur Dortmunder Nordstadt?“, wird man sich dort fragen und die Einsatzkräfte dort bündeln, wo es lichterloh brennt. Aber dass bereits auch an vielen anderen Stellen gezündelt wird, sollte der Politik zu denken geben. Die Politik – und damit die Mehrheit der BürgerInnen – will ja einen schlanken Staat. Jetzt hat man ihn und es merkt die Folgen jeder, der seine Kinder nicht in private Ausbildungseinrichtungen schicken kann, und jeder spürt das Ergebnis, der nicht in der Lage ist, sein Anwesen durch private Bewachungsunternehmen zu schützen. Die Beispiele ließen sich beliebig erweitern. Auf den konkreten Fall bezogen heißt das, man kann nicht unentwegt bei den öffentlichen Ausgaben sparen, aber gleichwohl erwarten, dass die öffentlichen Aufgaben in gleicher Weise erledigt werden.
Es gibt in Dortmund das Projekt „Nordwärts“. Hier wird dankenswerterweise versucht, die Vorzüge und besonderen Qualitäten der nördlichen Stadtbezirke in den Mittelpunkt zu rücken. All die Bemühungen werden zum Scheitern verurteilt sein, wenn die Menschen vor Ort das Gefühl haben, es schafft niemand der örtlich Verantwortlichen, das geschilderte Treiben im Bereich der Siegburgstraße zu beenden. Ein resignierendes Schulterzucken kann nicht alles gewesen sein.