Brieftaubensport in Mengede

Die „letzten Mohikaner“ bereiten sich auf die neue Flugsaison vor

In früheren Beiträgen hat MENGEDE:InTakt! über den Brieftaubensport im Allgemeinen und über die Taubenzüchter in Mengede berichtet und dabei unter der Überschrift „Die letzten Mohikaner“ drei Züchter vorgestellt, die sich inzwischen gefühlte 80 Jahre ihrem Hobby verschrieben haben: Siegfried Zink (81), Winfried Vedder (77) und Friedhelm Bleibtreu (73). ( Vgl. MENGEDE:InTakt! vom 20.5.15; 5.7.15; 26.7.15; 13.8.15; 20.4.16)

Alle drei betreiben als Taubenzüchter eine Sportart, die in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts im Ruhrgebiet eine für heutige Verhältnisse außerordentliche Popularität besaß. In dieser Zeit gab es in Mengede und Umgebung etwa 30 Brieftaubensportvereine mit insgesamt 300 Taubenzüchtern, die in der Reisevereinigung Mengede zusammengeschlossen waren. Heute gibt es in Mengede, Nette, Oestrich und Huckarde nur noch eine Reisevereinigung mit etwa 40 Züchtern.

von links: W. Vedder, S. Zink, F. Bleibtreu

Hans Wichert, Taubenfreund und Vereinskollege von Siegfried Zink erinnert sich, dass es in dieser Zeit beispielsweise in Brambauer ca. 80 Taubenzüchter gegeben habe – heute seien es nur noch 5. Nichts verdeutlicht besser als diese Zahlen, dass es um die Zukunft des Taubensports nicht gut bestellt ist.
Allerdings: Diejenigen, die noch übrig geblieben sind, üben ihren Sport mit ungebrochener Leidenschaft aus.

MENGEDE:InTakt! hat die ruhige Wintersaison – ruhig, im Vergleich zur Sommersaison – genutzt, mit den Züchtern über den vergangenen Sommer zu sprechen und über ihre Pläne für die bevorstehende Flugsaison.

Rückblick auf die Flugsaison 2016

W. Vedder mit Urkunde für den Sieg in der RV- „Zocker-Liga“

Über die zurückliegende Flugsaison äußern sich alle drei Züchter sehr zufrieden. Für W. Vedder ist entscheidend, dass er bei den Preisflügen keine größeren Verluste zu beklagen hatte.

Alle seine Tauben sind gut von den Flügen in den Heimatschlag zurückgekommen, hin und wieder gelang es ihnen, sich im vorderen Mittelfeld zu platzieren. Im „Zockerwettbewerb der RV“ hat er sich sogar als Sieger vor der Schlaggemeinschaft Bleibtreu/Podscharly platzieren können. Das spornt ihn an. Für die bevorstehende Flugsaison wird er wieder etwa 50 – 60 Jungtauben an den Start bringen und hofft, dass ihm mit seinen Nachwuchstauben auch mal wieder ein großer Wurf gelingt.

Ergebnisse einer hervorragenden Saison für S. Zink

S. Zink mit seinen Jungtauben 2017

Auf eine Supersaison kann der „Oldi“ Siegfried Zink zurückblicken. In früheren Jahren gehörte er zweifellos zu den Züchtern, die auch über Mengede hinaus bekannt waren. Diese herausragenden Erfolge waren inzwischen eher Geschichte. Im letzten Sommer war jedoch endlich der „Knoten geplatzt.“ Seine beiden Mengeder Taubenfreunde äußern sich gleichermaßen anerkennend, denn es ist Siegfrieds Zinks Tauben gelungen, auch überregional in mehreren Wettbewerben auf vorderen Plätzen zu landen.

Auf die Frage, warum es in der letzten Saison Jahr so gut gelaufen sei, kommt die für ihn typische Antwort: „Es hat einfach alles gestimmt. Gute Zuchterfolge, behutsame Aufzucht, gut dosiertes Training und natürlich das notwendige Glück.“

Der letzte von den dreien – Friedhelm Bleibtreu – hat mit seinem im Herbst verstorbenen Partner Manfred Podscharly  wiederum eine exzellente Saison hingelegt. Neidlos erkennen die beiden anderen an, dass ihre Kollegen mal wieder in einer „anderen Liga“ gespielt haben, wie aus den beigefügten drei Abbildungen zu ersehen ist.

  

Kleiner Rückblick in alte Zeiten

Der Züchter Zink ist 1945 im Alter von 10 Jahren zum Taubensport gekommen. Der Züchter Vedder war 12 Jahre alt, als er 1951 erstmals eigene Tauben halten durfte. Auch der Züchter Bleibtreu hat bereits mit 10 Jahren 1953 zum ersten Mal zwei Tauben selbstständig betreut. Für alle drei gilt somit, dass sie sich ein Leben lang ihrem Hobby gewidmet haben. Dennoch denken sie  gelegentlich ans Aufhören, wenn sie merken, dass sie in die Jahre gekommen sind und die tägliche Arbeit für die Tauben mühseliger wird. Bei Friedhelm Bleibtreu kommt erschwerend hinzu, dass sein langjähriger Partner Manfred Podscharly im letzten Herbst verstorben ist. Solche Augenblicke verleiten auch schon mal mal dazu, sich an die Anfänge der eigenen Züchtertätigkeit zu erinnern.

Der damals gewählte Verbandsvorsitzende bedankt sich für seine Wahl zum 1. Vorsitzenden

Ein Taubenfreund von F. Bleibtreu hat ihm den gebundenen Jahrgang 1953 des offiziellen Verbandsorgans „Die Reisetaube“ leihweise zur Verfügung gestellt. 1953, zu der Zeit war  S. Zink bereits acht Jahre, W. Vedder bereits zwei Jahre als „Taubenvatter“ tätig und F. Bleibtreu hatte gerade seine Züchterlaufbahn begonnen.
Die Lektüre der Nachrichten und Geschichten in diesem Sammelband ist spannend und nostalgisch zugleich. Man stellt nämlich fest, dass viele der damals diskutierten Themen auch heute noch aktuell sind. Es wundert allerdings, dass sich die Verantwortlichen bereits vor 60 Jahren um den geeigneten Nachwuchs sorgten, weil die Ablenkung durch Sport, Musik und Tanz doch als große Konkurrenz befürchtet wurde.

Was sie aus heutiger Sicht wohl zur Zukunft des Taubensports sagen würden?

            

Vorbereitungen für die neue Flugsaison 

Alle drei Züchter bereiten sich derzeit auf die Flüge der neuen Saison vor. Für den 9.4. 2017 ist der erste Vorflug für die Jungtauben angesetzt, d.h. sie befinden sich derzeit schon in einer leichten „Aufwärmphase“. Alle drei „Mohikaner“ gehen in etwa nach einem gleichlautenden Programm vor, aber jeder hat dabei  seine eigene Methode. Sie versuchen immer wieder, an sog. „weichen“ Faktoren zu tüfteln und zu experimentieren. Das soll heißen: Es werden jeweils eigene Erfahrungen in die Überlegung einfließen. Das betrifft z. B. den Zeitpunkt nach der Wettkampfsaison, zu dem mit der Zucht des Nachwuchses begonnen wird, d.h. welche Vögel sollen mit welchem Weibchen zusammengebracht werden, welches Futter verwende ich, wann wird mit den ersten Trainingsflügen begonnen,  etc. . Es ist insbesondere für die Jungtauben wichtig, schnell Erfahrungen bei den Frei- und Trainingsflügen zu sammeln, denn besonders in der Vorbereitungszeit – wenn sie noch nicht so flugtüchtig sind – sind diese Tiere eine leichte Beute für den Habicht.

Diesmal hat es eine junge Wildtaube erwischt

Es wird wieder spannend, und somit wünscht die Redaktion von MENGEDE:InTakt! allen Taubenzüchtern, aber insbesondere den Mengedern eine gute Saison und „Gut Flug!“

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