HHG-Schüler/innen des Literaturkurses Q1 führen Theater-Klassiker von Frank Wedekind auf
22 Schauspieler z. T. in Doppelrollen führten letzten Mittwoch, 28.06.2017, im voll besetzten PZ des Heinrich-Heine-Gymnasiums das Stück „Frühlingserwachen“ auf. Für die zahlreichen Besucher stand schnell fest: Für Nachwuchs an Schauspielern ist gesorgt. Die Laiendarsteller trotzten dem Lampenfieber und boten eine souveräne Leistung angesichts des enormen Textumfangs, der frei und ohne akustische Verstärkung darzubieten war. Soufflieren überflüssig. Die Hauptrollen, dargestellt von Kimya Barvar (als Moritz Stiefel), Jannes Borchers (als Melchior Gabor) und Angelina Beichel (als Wendla Bergmann) überzeugten das Publikum während der knapp 2-stündigen Aufführung mit ihrem schauspielerischen Talent. Das schlichte Bühnenbild beeindruckte in seiner Klarheit und die Kostümierung entsprach dem Zeitgeist des späten 19. Jahrhunderts.
Die Licht- und Ton-AG des Heinrich-Heine-Gymnasiums setzte die Inszenierung in das richtige Licht.
Frühlingserwachen – Inhaltsangabe:
Das 1890/91 entstandene und 1906 in Berlin uraufgeführte Drama »Frühlings Erwachen« (Untertitel: »Eine Kindertragödie«) von Frank Wedekind spielt Ende des 19. Jahrhunderts. Die beiden Gymnasiasten Melchior Gabor und Moritz Stiefel, die vierzehnjährige Wendla Bergmann und die verzweifelte und vergebliche Suche der Jugendlichen nach Antworten auf die drängenden Probleme der Pubertät stehen im Mittelpunkt des Stücks.
Moritz gesteht seinem Freund Melchior Angst und Verunsicherung angesichts erster sexueller Regungen. Moritz ist nicht aufgeklärt, und um ihm zu helfen, verfasst Melchior für ihn eine Aufklärungsschrift. Zudem ist Moritz‘ Versetzung gefährdet, was ihm große Sorgen macht. Die Erleichterung ist groß, als er herausfindet, dass er – unter Vorbehalt – in die nächste Klasse aufsteigen kann.
Die vierzehnjährige Wendla zieht noch ihr Kinderkleid einem Kleid für Erwachsene vor, versucht aber doch im Gespräch mit ihren Freundinnen das Geheimnis des Kinderkriegens zu lüften. Wendla und Melchior verlieben sich ineinander, und als Wendlas verheiratete Schwester ein Kind bekommt, verlangt Wendla von ihrer Mutter sexuelle Aufklärung. Die Mutter weigert sich und weicht aus. Als es zwischen Wendla und Melchior zu Geschlechtsverkehr kommt, ist sich das Mädchen unsicher über die Folgen.
Moritz soll doch nicht versetzt werden, und aus Verzweiflung und Angst vor seinen Eltern will er nach Amerika fliehen. Er bittet Melchiors Mutter um Geld dafür, doch diese lehnt ab. Moritz sieht keinen anderen Ausweg als sich das Leben zu nehmen. Auch die Begegnung mit der lebensfrohen Ilse im letzten Moment bringt ihn nicht davon ab. Er erschießt sich.
Melchiors Aufklärungsschrift mit dem Titel »Der Beischlaf« wird in Moritz‘ Sachen gefunden. Melchior wird für Moritz‘ Tod verantwortlich gemacht und von der Schule verwiesen. Als auch noch herauskommt, dass Wendla von ihm schwanger ist, wird er in eine Erziehungsanstalt eingewiesen.
Wendlas Mutter veranlasst eine Abtreibung, bei der Wendla ums Leben kommt. Melchior gelingt die Flucht aus dem Erziehungsheim. An Wendlas Grab begegnet ihm der Geist des toten Moritz. Während Moritz versucht Melchior ebenfalls zur Selbsttötung zu überreden, taucht ein vermummter Mann auf. Er verlangt von Moritz zu verschwinden. Der Vermummte will sich um Melchior und seine Zukunft kümmern und fordert ihn auf sich ihm anzuvertrauen. Das Gespenst geht zurück in sein Grab und Melchior lässt sich vom Vermummten wegführen.
Mutig und seiner Zeit voraus prangert Wedekind die bornierten Moralvorstellungen im ausgehenden 19. Jahrhundert und das daraus entstehende Leid an. Leider hat das Stück nicht an Aktualität verloren: Schulische oder sexuelle Probleme Jugendlicher, denen Eltern und Lehrer mit Gleichgültigkeit oder fehlendem Einfühlungsvermögen begegnen, sowie mangelnde Aufklärung, führen auch heute oft zu menschlichen Tragödien. Das Werk hat zu Recht seinen Platz unter den Klassikern der Literatur.
Quelle: https://www.inhaltsangabe.de/wedekind/fruehlings-erwachen/