Auch bei den Juristen lässt sich der Fortschritt nicht mehr aufhalten
Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist in aller Munde. Dass gerade das moderne Notariat im Bereich der Justiz eine Vorreiterrolle spielt, ist kaum bekannt.
Die Zeiten in denen der Notar mit goldener Taschenuhr in seiner engen Weste Zigarre rauchend hinter seinem Schreibtisch sitzt und beim Vorlesen zuhört, gehören der Vergangenheit an – schon deshalb, weil stetig immer mehr Frauen diesen Beruf ergreifen.
Längst hat auch die elektronische Aktenführung im Notariat Einzug gehalten. Sämtliche Schriftstücke können direkt verschlüsselt per Fax oder Mail weitergeleitet werden. Es gibt ein sicheres Notarnetz, über das nur Notare im Internet kommunizieren. Mandanten können über dieses Netz alle Unterlagen ihres Falles mit einem Passwort gesichert bestmöglich geschützt einsehen.
Testamente werden im elektronischen Testamentsregister, Vorsorgevollmachten im Vorsorgeregister gespeichert. Gesellschaftsrechtliche Vorgänge werden elektronisch vom Notar signiert und direkt zur Gerichtsakte gesandt. Dort können können sie dann elektronisch eingesehen werden. Alle Grundbücher wurden digitalisiert. Der Notar kann über das Internet darauf zugreifen. Elektronische Grundbucheinsicht ist Standard. Genau wie beim Handelsregister werden in Kürze sämtliche Eingaben beim Grundbuchamt ebenfalls in elektronischer Form direkt eingestellt werden können. Das alles wird europäisch vereinheitlicht grenzüberschreitend möglich werden.
Das Vorlesen der Urkunde gibt es aus guten Grund immer noch.
Urkunden werden auch noch wie vor hunderten von Jahren in Papierform gesiegelt, genäht, per Post versandt oder persönlich überreicht. Das wird noch lange so bleiben.
Den direkten und persönlichen Bezug zu den Menschen vor Ort, oft auch bei Besuchen im Krankenhaus oder zu Hause, die Möglichkeit, sich Zeit zu nehmen, um auf die persönliche Situation einzugehen- das begründet bei aller Digitalisierung den wahren Stellenwert eines modernen Notariats.
Sabine Greive, Notarin
Kai Neuvians, Notar