„Berührte Landschaften“ in der Buchhandlung am Amtshaus
Zwei Jahre lang hat sich der bekannte ehemalige WAZ-Fotograf Udo Kreikenbohm mit dem Auto, dem Motorrad und zu Fuß auf die Suche nach menschlichen Spuren im Ruhrpott begeben. Das Ergebnis lässt sich sehen: Seine 60 Werke werden seit dem 23. Juni im Bessemer Stahlwerk des LWL-Industriemuseums in Hattingen unter demTitel „Berührte Landschaften“ausgestellt.
In der Buchhandlung am Amtshaus gibt es derzeit eine kleine Ausstellung, in der man sich einen ersten Eindruck von den Fotos verschaffen kann.
Ruhrgebietsfotographie hat eine lange Tradition: Man denke nur an die Aufnahmen vom Kruppschen Dampfhammer „Fritz“, neben dem die Werksarbeiter wie Miniaturen wirken, oder an die Schwarz-Weiß-Fotografien des Ehepaars Becher, auf denen Industrieanlagen wie Fördertürme und Hochöfen abgelichtet sind und die eine Typologie industrieller Bauten dokumentieren. Diese und viele weitere Fotografen haben das Bild des Ruhrgebiets nachhaltig geprägt.
Udo Kreikenbohm reiht sich einerseits in diese Tradition ein, andererseits geht er aber noch darüber hinaus. Er zeigt nämlich den Pott aus moderner Perspektive, fernab von Ruhrgebiets-Klischees. Eben so, wie die Menschen im Revier ihre eigene Umgebung Tag für Tag selbst wahrnehmen.
Kreikenbohm will zeigen: Die heutigen Landschaften des Ruhrgebiets sind künstlich erschaffene Konstrukte. In seinen Fotografien fängt er die Auswirkungen menschlicher Eingriffe auf die Gestaltung der Landschaft gekonnt ein – und blendet dabei die Menschen bewusst aus!
Im Gegensatz zu seiner langjährigen Tätigkeit als Pressefotograf kommt es ihm bei diesem Projekt nicht auf perfekt inszenierte Gruppenfotos an, sondern diesmal lässt er als freier Fotograf seinen Blick über die regionalen Landschaften schweifen. In seinen Momentaufnahmen alltäglicher Anblicke des vernetzten Ballungsraums Ruhrgebiet erkennt er die Ähnlichkeit und damit die Austauschbarkeit der Orte. Egal ob Dortmund, Bochum oder Unna, überall finden sich in die Landschaft eingebettete Industrieanlagen. Grauer Asphalt prallt auf grüne Wiesenstücke, grelle weiß-rote Leitpfosten treffen auf das strahlende Gelb eines Rapsfeldes. Die Ästhetik der Stillleben entsteht daher nicht durch eine romantisierte Idylle. Vielmehr steht der Kontrast urbaner menschlicher Spuren auf ehemals unberührten Landstrichen im Fokus des Projekts.
Die kleine Ausstellung in Mengede vermittelt einen ersten Eindruck über die Arbeiten. Wer mehr über Fotos und Künstler erfahren möchte, sollte sich die Ausstellung in Hattingen ansehen. Die Möglichkeit hierzu besteht bis zum 8.10.2017. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10..00 – 18.00 Uhr. Einen Katalog gibt es passend zur Ausstellung – Klartext-Verlag, 14,95 €.