Die am Wohlstand knabbern
Eine Kolumne von Peter Grohmann
KONTEXT:Wochenzeitung vom 30.8.2017
Andere sichere Herkunftsländer sollen auch nicht mehr das sein, was sie mal waren. So wurde rechtzeitig vor den Wahlen in einer gemeinsamen Anstrengung fast aller Parteien die Route übers Mittelmeer gesperrt. Doch wie kommen wir nach dem 24. September in unsere Surfparadiese? Italien, Griechenland, Tunesien und Libyen haben ja jetzt leere Strände, weil viele Surfer in den Notunterkünften der Bundesregierung auf besseres Wetter hoffen. Weh, weh, weh! Wind kann sehr ungerecht sein, und oft bläst er den Falschen ins Gesicht.
Justitia regnorum fundamentum – die Gerechtigkeit ist das Fundament der Königreiche, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau schon wusste. Aber sind wir etwa noch ein Königreich, Omi? Viele Leute sind felsenfest davon überzeugt, dass der Artikel 3 des Grundgesetzes nach wie vor in Kraft ist: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Ja sogar, dass die Würde des Menschen unantastbar sei, dass alle Gewalt vom Volke ausgehe. Man vergisst dabei allzu oft, dass wir als Demokratie ganz anderen Werten verpflichtet sind. Auch deshalb muss etwa die Würde des Menschen – schon aus Sicherheitsgründen – digital abtastbar sein, ob am Südkreuz oder Westkreuz.
Viele Menschen wissen längst, dass das Grundgesetz nicht dazu da ist, andauernd benutzt zu werden. Deshalb waren ja auch die Proteste gegen den Braunkohleabbau im Rheinland, gegen die Verfütterung von Amazonien an unser Vieh, gegen den Feinstaub und die CDU so verheerend! Sie verweisen zu Recht auf Malaysia, China, Sibirien oder Libyen, wo sich einfach gestrickte Menschen wie ich die Finger nach Zuständen wie in Deutschland abschlecken würden. Sie nehmen teilweise sogar weite Reisen auf sich, um an den Wurzeln des Wohlstands zu knabbern – wenn wir nicht aufpassen! Und übrigens: Auch Wahlen sind nicht dazu da, verdienten Amtsinhabern Mandate wegzuwählen.
Wachstum, Wohlstand, Wiederwahl!