Nordkorea – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Nordkorea

(c) Martin Storz

Eine Kolumne von Peter Grohmann

KONTEXT:Wochenzeitung vom 20.9.2017

Geberit präsentiert das neue Dusch-WC, Trump seine Möglichkeiten, Nordkorea zu vernichten, und immer gilt: auf einen Schlag alles sauber. Die Finger am Abzug jucken, aber noch muss uns Trumps Fernduell mit Herrn Kim genügen. Genau besehen liegt Nordkorea fast vor unserer Haustür. Im Falle eines Falles hilft Eucom bei fast allem.

Momentan haben wir ganz andere Sorgen. Glaubt man den Experten, dann ist die Demokratie am Ende der Fahnenstange angekommen. Ab da kann man nur noch abstürzen – oder fliegen. Letzteres wäre mal einen Versuch wert. Ab Montag zählen dann, jenseits von Fahnenstangen, Demokratie oder Wahlkampfslogans, nur noch harte Fakten – und allenfalls die Frage: Wie sag‘ ich’s meinem Kinde? Mit wem teilen sich die, die mit dem Veggie-Day tanzen, Tisch und Bett? Sind die mit dem großen A wirklich die dritte Kraft? Fast alle Volksparteien – und wer möchte nicht gern Volkspartei sein? – suchen nach den passenden Partnern und der besten Melodie für den Abgesang der Ausscheider.

Wie tröstlich ist da der Artikel 21 des Grundgesetzes: (1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.Warten wir’s ab.

Die Justiz ist ja heute schon überfordert. Ein Trost, dass wir am Montag wieder dran sind – die andere Seite der Mitwirker bei der politischen Willensbildung. Die freie Presse, die Zivilgesellschaft, die Initiativen, die Vereinigungen der Bürgerinnen und Bürger. Durch ihr Engagement in Initiativen und Bürgerbewegungen gestalten sie – also Sie jetzt, meine Omi Glimbzsch in Zittau, Kontext, ich und Herr Backes – Politik „von unten“. Lautstark, handfest. Und im Gegensatz zu Herrn Diesel sind wir skeptisch bei Atomkraft, Großbauprojekten, Hühnerschlegeln und finanzieren den Einsatz für Flüchtlinge, den Eckensee und den Sportverein Rote Socke aus eigener Tasche.

Bis zum 24. September und ab dem 25. September. So lange sollten Sie auch durchhalten, und wenn es den Akteuren der Zivilgesellschaft mal so richtig schlecht wird, lassen Sie die gelegentlich mal richtig (ab)kotzen. Das hat auch was mit demokratischer Hygiene zu tun.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.
Die KONTEXT:Wochenzeitung ist eine Internet-Zeitung aus Stuttgart, die seit 6 Jahren wöchentlich mittwochs ins Netz gestellt wird. Zusätzlich liegt sie als Printausgabe der Wochenendausgabe der taz bei. Wir danken der Redaktion und Peter Grohmann für die Zustimmung zum Abdruck der Kolumne.
Näheres unter:https://www.kontextwochenzeitung.de/kolumne/338/nordkorea-4609.html

 

 

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