Miteinander leben – Voneinander lernen – Gemeinsam engagieren

Ein Jahr Freiwilligendienst in Mosambik (4)

Die Mengederin Meret Willing, die bisher noch nie alleine länger aus Mengede weg war, lebt seit dem 1.8.2017  in  Mosambik und nimmt dort an einem einjährigen internationalen Jugendaustausch des ICJA statt. (vgl. auch die bisherigen Berichte auf MENGEDE:InTakt!).
Der ICJA ist ein weltweit tätiger Verein, der für junge und ältere Menschen Freiwilligendienste in aller Welt organisiert. Gleichzeitig betreut er ICJA Freiwillige aus allen Kontinenten, die in Deutschland in sozialen, politischen oder ökologischen Projekten mitarbeiten. Wir haben mit ihr verabredet, dass sie in unregelmäßigen Abständen über Ihren Aufenthalt berichtet. Hier ist nun ihr vierter Bericht. (K.N.)

Von überwindbaren Stolpersteinen, vom Abschiednehmen und von einer etwas anderen aber gemütlichen Vorweihnachtszeit
Dass es nicht immer einfach werden würde, wusste ich von Anfang an. Dennoch war ich etwas schockiert, als mich zwei Unglücke hintereinander überraschten.

Das erste war der Diebstahl meiner Bankkarten PIN. Es wurde eine Kopie meiner Karte erstellt und mit Hilfe meiner PIN Geld sowohl in Indonesien, als auch in Malaysia abgehoben. Von dem ganzen Vorgang bekam ich erstmal nichts mit, es fiel mir erst zwei Tage später auf, als ich mein onlinebanking überprüfte und Geld fehlte.

Etwas panisch rief ich meine Eltern an, ich hatte keine Ahnung, was los war und die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Von Mama: „Oh nein, Meret, tu was, jetzt!“ bis Papa: „Entspann dich, das werden die Gebühren sein, weil du im Ausland Geld abhebst.“
Zum Glück hab ich das ganze dann nochmal gegoogelt und mir konnte tatsächlich geholfen werden. Es stellte sich heraus, dass meine Karte gehackt worden war.
Bankkarte sperren, Emailkontakt mit der Sparkasse (super nett), viel Papierkram, Anzeige in einer mosambikanischen Polizeiwache erstatten, mehr Emailkontakt.

Fast zwei Monate später kann ich nun sagen, alles gut gelaufen. Denn letzte Woche kam meine neue Bankkarte an und das Geld wurde mir schon vor zwei Wochen rückerstattet.

Ausgerechnet eine Woche nach diesem Vorfall wurde mir auch noch mein Handy geklaut. Aber auch da, alles halb so wild. Es ist zwar jetzt weg, aber es war ja nur ein Handy, ein Gegenstand. Jetzt bin ich stolze Besitzerin eines Smartkickers und sehe mich viel mosambikanischer, da gefühlt jeder zweite hier dieses Handy besitzt.

Das reicht nun auch mit meiner Pechsträhne. Ich merke, dass ich besser auf meine Sachen aufpassen muss, und wenn etwas passiert, ich es einfach gelassener sehen muss. Es ging zum Glück alles gut weiter.

Am 26.11.17 war das Fest der ‚graduação‘ für die Kinder aus dem Kindergarten. Das Schuljahr und damit auch das Kindergartenjahr nahm ein Ende und die ältesten Kinder, die nächstes Jahr nicht mehr wiederkommen, galt es zu verabschieden.
Nachdem Maria, Salomão (Verwandter des Direktors, ca. 12 Jahre alt) und ich etwa 200 Ballons aufgepustet hatten, 8-10 Frauen aus der Nachbarschaft gekocht hatten und die Escolinha schön hergerichtet war, startete das Fest der graduação um zwölf Uhr. Die Nationalhymne wurde gesungen, ein Theaterstück vorgespielt, die zuvor eingeübten Lieder von den Kindergartenkindern vorgetragen, Diplome und Mappen überreicht. Die Kinder sahen sehr festlich aus, Talare und Hüte, die man sonst nur von US-amerikanischen Highschool Filmen kennt gepaart mit zum Teil hochhackigen Glitzerballerinas und imitierten Krokodillederschuhen.
Nach der offiziellen Übergabe der Zeugnisse kam es zum Essen und zum Tortenanschnitt.

Der Tortenanschnitt hat hier eine wichtige Tradition. Er findet an Geburtstagen, graduaçãos und anderen wichtigen Festen statt. Die Personen, um die das Fest sich dreht, schneiden die Torte an und füttern sich dann gegenseitig und alle ihre Nächsten mit Happen von Torte: Kinder ihre Eltern, wir die Kinder, der Direktor usw, usw. Und dabei werden viele Fotos gemacht, um diesen wichtigen Moment festzuhalten. Ich finde diese Tradition super.

Nach dem Tortenanschnitt war der offizielle Teil beendet, die Musik wurde aufgedreht. Es wurde sich unterhalten, weitere Fotos gemacht, es wurde getanzt und für uns hieß es Abschied nehmen von den Ältesten, von denen, die am meisten auf uns hörte und mit denen wir am besten spielen und basteln konnten.
Zum Glück liegt die Schule der Kinder auf unserem Arbeitsweg, sodass wir Kalton, Shadia, Roselene, Maiquel und Yunara nicht das letzte mal gesehen haben.

Seit dem 26.11. hab ich nun auch Ferien. Das ermöglichte mir Urlaub auf einer Insel 40 Kilometer vor Maputo zu machen und die entspannte Zeit zu Hause zu genießen, was heißt, viel kochen und mich mit Freunden treffen.

Auch meine Cousins und Cousinen haben nun Ferien. Fünf von ihnen entschieden sich für eine Woche hier zu wohnen und so konnte ich ich auch mit ihnen spielen und basteln.
Da mir die Vorweihnachtszeit hier etwas zu kurz kommt, sie ist quasi nicht vorhanden, versuchte ich mir es hier etwas gemütlicher zu machen. Ich backte mit den Kindern Spekulatius und bastelte Sterne zum Aufhängen im Wohnzimmer. Nicht viel, aber immerhin etwas.

Ein Fest, was deutlich an Weihnachten angelehnt ist, feierte ich noch mit der Familir von Paula, einer anderen Freiwilligen. ‚Amigo oculto‘ ist in etwa wie wichteln.
Ich musste eine Wunschliste (eher eine Bestellliste) auf einen Zettel schreiben, den eine andere Person dann zog und genau die Dinge wurden dann für 1500 Mt (ca 20€) eingekauft. Bei den meisten Teilnehmenden beschränkten sich die Wünsche auf Teller und Töpfe. Und obwohl ja schon alle genau wussten, was sie bekommen würden und sogar ein Kauf Beleg beigelegt wurde, so dass alle sahen dass auch ja 1500 Mt ausgegeben wurden, schienen sich alle sehr über die Geschenke ihres ‚amigo oculto’s zu freuen.

Davor und danach wurde viel und reichlich gegessen. Ich durfte, aus mir unbekannten Gründen, das Tischgebet halten. Bisher kannte ich es nur so, dass der älteste Mann ein paar Worte spricht. Vielleicht lag es daran, dass Paulas Familie muslimisch ist und eine Christin etwas zum weihnachtlichen Fest sagen sollte.

Nun sind es noch zwei Wochen bis Weihnachten. Ich bin gespannt wie das verlaufen wird, doch ich habe gehört, dass eher Neujahr groß gefeiert wird. Außerdem bekomme ich am Samstag für drei Wochen Besuch aus Deutschland, worauf ich mich sehr freue.

Ich wünsche euch allen eine glückliche und entspannte Weihnachtszeit.

Danke für Eurer Interesse

Meret

Hinweis: Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert